Ein warmes Glücksgefühl
Im Hochsommer wurde der Direktor, sonst oft im Büro verschanzt, zur alles entscheidenden Schlüsselfigur: Erwartungsvoll und voller Vorfreude lauschten wir Schüler, ob gegen elf Uhr vormittags seine Stimme über den Lautsprecher in die Klassenzimmer schallen sollte: Liebe Schüler, heute ist Hitzefrei. Schon das letzte Wort ging im Gejubel unter. In manchen Jahren ließen sich die Wochen bis zu den großen Ferien im Freibad verkürzen. Geschenkte Stunden können ja so was von schön sein.
Die heute in den energetisch hochwertig gebauten Schulen unterrichteten Kinder kennen dieses Triumphgefühl nicht mehr. Sie müssen die sommerlichen Schultage bis zum Schlussgong durchhalten. Richtig so, sagen die Hartherzigen. Nach dem Motto: Nicht für die Schule, sondern für das Leben lernen wir. Der Nachwuchs soll sich schon einmal darauf einstellen, was ihm im Beruf später blühen wird. Auch am Arbeitsplatz gibt es kein Hitzefrei. Auf die erlösende Stimme des Chefs aus dem Off kann man lange warten. Wir schwitzen und brüten vor uns hin, denken und bewegen uns im Zeitlupentempo. Das Büro und die Werkstatt werden zur Sauna und Hitzefrei zur Fata Morgana – eine bloße nostalgische Erinnerung an Schülertage, die uns noch dazu warm ums Herz macht.