Schwabmünchner Allgemeine

Ein warmes Glücksgefü­hl

- VON REGINE KAHL redaktion@schwabmuen­chner allgemeine.de

Im Hochsommer wurde der Direktor, sonst oft im Büro verschanzt, zur alles entscheide­nden Schlüsself­igur: Erwartungs­voll und voller Vorfreude lauschten wir Schüler, ob gegen elf Uhr vormittags seine Stimme über den Lautsprech­er in die Klassenzim­mer schallen sollte: Liebe Schüler, heute ist Hitzefrei. Schon das letzte Wort ging im Gejubel unter. In manchen Jahren ließen sich die Wochen bis zu den großen Ferien im Freibad verkürzen. Geschenkte Stunden können ja so was von schön sein.

Die heute in den energetisc­h hochwertig gebauten Schulen unterricht­eten Kinder kennen dieses Triumphgef­ühl nicht mehr. Sie müssen die sommerlich­en Schultage bis zum Schlussgon­g durchhalte­n. Richtig so, sagen die Hartherzig­en. Nach dem Motto: Nicht für die Schule, sondern für das Leben lernen wir. Der Nachwuchs soll sich schon einmal darauf einstellen, was ihm im Beruf später blühen wird. Auch am Arbeitspla­tz gibt es kein Hitzefrei. Auf die erlösende Stimme des Chefs aus dem Off kann man lange warten. Wir schwitzen und brüten vor uns hin, denken und bewegen uns im Zeitlupent­empo. Das Büro und die Werkstatt werden zur Sauna und Hitzefrei zur Fata Morgana – eine bloße nostalgisc­he Erinnerung an Schülertag­e, die uns noch dazu warm ums Herz macht.

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