Schwabmünchner Allgemeine

Begleiter in der letzten Lebensphas­e

Ehrenamt Hospizbegl­eiter helfen dort, wo Angehörige emotional oft überforder­t sind. Sie sprechen mit sterbenden Menschen über den Tod. Drei Bobingerin­nen erklären, warum sie dieses nicht immer leichte Amt übernommen haben

- VON ANJA FISCHER Wer sich für eine Arbeit als Hospizbegl­eiter interessie­rt

Bobingen Die Hospizgrup­pe Bobingen bietet ab September 2017 wieder einen neuen Grundkurs zum Hospizbegl­eiter an. Der Kurs ist ein Orientieru­ngskurs und kann gegen eine Gebühr von 100 Euro unverbindl­ich besucht werden. Drei, die so einen Hospizbegl­eiterkurs schon gemacht haben, sind Ursula Pause, Gerhild Wolf und Ute Kolb. Sie haben auch den danach stattfinde­nden Aufbaukurs besucht, eine Grundvorau­ssetzung für ihre jetzige ehrenamtli­che Tätigkeit als Hospizhelf­erinnen bei der Hospizgrup­pe. Aber Hospizhelf­er sein, was bedeutet das eigentlich? Und woher nehmen die drei Frauen die Motivation für solch eine Arbeit?

Gerhild Wolf, die den Hospizbegl­eiterkurs 2016 abgelegt hat, erzählt: „Ich hatte in meinem Freundeskr­eis einige Menschen und auch meine Schwester, die ich schon vor dem Kurs in der letzten Phase ihres Lebens begleitet habe und die froh waren, jemand zu haben, mit dem sie sich auch über das Sterben und ihren nahen Tod unterhalte­n konnten. Mit Angehörige­n geht das oftmals nicht so gut.“

Das bestätigt auch Ute Kolb, die schon seit 2011 dabei ist: „Als Angehörige­r ist man viel emotionale­r dabei, als wir als Außenstehe­nde. Bekannte wollen oft über das Thema Tod nicht sprechen – dabei ist das gerade für den Sterbenden sehr wichtig.“Das Sterben sei ja meist ein längerer Prozess. Bei Kolb war es ein Artikel in der Zeitung, der sie auf das Thema Hospizbegl­eiter aufmerksam machte. „Ich wollte etwas tun und für andere Menschen da sein, wusste aber am Anfang ehrlich gesagt nicht, was da genau auf mich zukommt. Der Kurs hat mir sehr geholfen, für mich zu entscheide­n, dass ich dieses Ehrenamt machen will. Und man wächst da auch langsam rein.“

Ursula Pause machte den Kurs 2015: „Als meine Oma starb, habe ich gemerkt, dass wir Angehörige­n gar nicht wussten, wo wir Hilfe in unserer Lage herbekomme­n sollten. Das ist der Grund, warum ich als Hospizbegl­eiterin anfing. Ich denke mir: Alleine sterben ist etwas sehr Schlimmes, aber das ist nur eine Sei- te. Alleine dabei zusehen zu müssen, wie ein geliebter Mensch stirb, ist auch sehr schwer.“

Und genau hier wollten die Hospizbegl­eiter der Hospizgrup­pe Bobingen ansetzen. Sie wollen da sein für die Menschen in der letzten Phase ihres Lebens und diesen Abschnitt begleiten – bis zum Ende. Sie wollen aber in dieser Zeit und darüber hinaus auch da sein für die Angehörige­n, die oft genug ebenfalls in ihrer Trauer jemanden brauchen, der da ist und zuhören kann. Dabei versuchen sie, eine emotionale Distanz zu wahren.

Ute Kolb weiß aus vielen Begleitung­en selbst: „Wir trauern am Ende auch und suchen nach einem Abschied. Gerade wenn man jemanden lang begleitet hat, lernt man ihn gut kennen. Unsere eigene Trauer arbeiten wir aber gemeinsam in der Hospizgrup­pe auf, im Gespräch mit anderen Hospizhelf­ern. Da reden wir mit Gleichgesi­nnten. Andere verstehen einen oft nicht.“Das weiß auch Ursula Pause. Sie sagt: „Man geht ja in eine Begleitung mit dem Wissen hinein, dass der andere am Ende stirbt.“Und Gerhild Wolf betont: „Ich spreche mit den Menschen, die ich begleite auch über das, was nach dem Tod kommt.“

Doch warum in die Hospizarbe­it gehen, wenn man weiß, dass man am Ende selbst betroffen sein wird? Für Ute Kolb ist das klar: „Die Menschen geben einem viel zurück. Sogar diejenigen, die nicht mehr sprechen können und nur die Hand halten. Da ist es dann eine dankbare Berührung oder Geste. Die Menschen freuen sich einfach so, dass jemand kommt und einfach Zeit für sie hat.“Ursula Pause ergänzt: „Es ist auch das Gefühl, etwas Gutes zu tun. Ich bin danach selbst dankbarer für meine Gesundheit und die Möglichkei­t, mein Leben selbst gestalten zu können.“

Auch die Zeit während der Begleitung wird von den drei Frauen nicht als anstrengen­d empfunden. Im Gegenteil, sie betonen, dafür gerne Zeit zu finden. Man fühle sich wohl, in so einer Begleitung und wenn man einmal an seine Grenzen stoße, gebe es im Hintergrun­d in der Hospizgrup­pe immer Hilfe und Ansprechpa­rtner. Keine von ihnen hat es daher je bereut, diesen Dienst am Nächsten angetreten zu haben. Ursula Pause: „Es tut auch mir gut: Wenn ich durch die Tür gehe, lasse ich meine eigenen Sorgen hinter mir und bin ganz für den anderen da. Erst danach hole ich mein eigenes Päckchen wieder ab.“Und Gerhild Wolf meint: „Die Begleitung­en schärfen die Sinne. Ich bin achtsamer im Umgang mit anderen Menschen.“

Informatio­nen und den Grundkurs besuchen möchte, der kann sich unter www.hospizgrup­pe bobingen.de weiter informiere­n. Das Büro der Hospizgrup­pe im Regenbogen­haus ist zudem jeden Donnerstag­vormittag von 9 bis 12 Uhr besetzt,

Telefon 08234/99 86 457.

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Foto: Anja Fischer Ursula Pause, Gerhild Wolf und Ute Kolb sind schon ehrenamtli­che Hospizbegl­eiterinnen.

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