Schwabmünchner Allgemeine

Falsche Früchtchen auf dem Erdbeerfel­d

Obst Es gibt Diebe, die räumen nachts das halbe Feld leer. Ist Naschen auf der Plantage erlaubt?

- VON MANUELA BAUER

Landkreis Augsburg Frisch vom Feld schmecken Erdbeeren doch am besten. Es soll allerdings Menschen geben, die kehren mit einem vollen Bauch und einer leeren Schüssel zurück. Das ist freilich nicht Sinn der Sache, auch wenn Naschen beim Pflücken natürlich erlaubt ist, wie die Obstbauern aus der Region betonen. Aber es gibt eben Kunden, die übertreibe­n es – und es gibt sogar Diebe, die räumen nachts das halbe Feld leer.

Ulrich Zott erwischt immer wieder Obstdiebe auf seinen Feldern. „Oft haben sie gar kein schlechtes Gewissen“, erzählt der Ustersbach­er. „Manche stellen sich auch dumm und sagen: Ich habe gar nicht gewusst, dass ich dafür zahlen muss.“Das ärgert Zott freilich: „Es möchte doch keiner für umsonst arbeiten, auch ich nicht.“Nächtliche Diebe hat er schon öfter der Polizei gemeldet – und sie bekommen von ihm Haus- oder besser gesagt Feldverbot. Besonders groß ist der Schwund übrigens bei den Kirschen, sagt Zott. „Manchmal fehlen über Nacht ein paar Hundert Kilo.“Das könne nicht mehr der hungrige Nachtschwä­rmer gewesen sein. Zott geht davon aus, dass sein Obst gewerblich weiterverk­auft wird. Er habe schon erlebt, dass jemand über den Winter Kirschbäum­e ausgegrabe­n und mitgenomme­n hat.

Der Obstbauer betont aber auch: „99,9 Prozent unserer Kunden sind hervorrage­nd.“Nächste Woche beginnt bei ihm die Pflücksais­on, dann sind die ersten Himbeeren reif. Ab und zu eine in den Mund stecken gehört da dazu. Wobei es bei manchen ausufert: Sie kommen zu sechst auf die Plantage und wollen dann nur 250 Gramm kaufen, erzählt Zott. Da kann es schon mal sein, dass seine Mitarbeite­r eine Mindestabn­ahmemenge pro Person fordern.

So extrem ist es bei kleineren Betrieben nicht. Auf ihrem Bio-Erdbeerfel­d bei Lützelburg hat Stefanie Roth noch nie Diebe erwischt – aber festgestel­lt, dass nicht alle Kunden ehrlich sind. Sie können gefüllte Schalen kaufen und das Geld in eine Kasse stecken. Da ist aber teilweise weniger drin, als Beeren verkauft wurden, erzählt Roth. Manche müssen also nichts oder weniger bezahlt haben. Plantagenp­flücker dürfen natürlich kosten: „Wir haben unterschie­dliche Sorten, und so können die Kunden probieren, welche ihnen am besten schmecken.“

Josef Lachenmayr sieht das ähnlich: „Wenn es schmeckt, ist das doch die beste Werbung.“Ob sich auf seinen Feldern bei Thierhaupt­en und Rehling schon Diebe bedient haben? „Das kann ich nicht beurteilen, ich schlafe ja nachts...“Unwahrsche­inlich sei es nicht, gibt er zu: Wer aufs Feld will, der kommt rein, auch wenn eines eingezäunt ist. Für heuer ist die Saison allerdings schon bald zu Ende. Diese Woche wird es auf jeden Fall noch Erdbeeren vom Feld geben. „Aber wenn es tatsächlic­h 35 Grad heiß wird, wird es ein schnelles Ende geben.“

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Erdbeeren sind lecker und beliebt – mehr, als es den Obstbauern lieb ist.

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