Kaum Zins, aber die Dividende bleibt
Wirtschaft Die Raiffeisenbank Bobingen prüft ihr Filialnetz. Noch läuft das Geschäft gut, doch es wird immer schwerer
Bobingen Das Bankenwesen ist in einer Null-Zins-Ära nicht leicht zu meistern, aber mit dem abgelaufenen Geschäftsjahr 2016 sind die Vorstände und der Aufsichtsrat der Raiffeisenbank Bobingen dennoch zufrieden. Trotzdem sehen beide Gremien das wirtschaftliche Umfeld der Banken als kritisch und warnen vor drohenden Einbußen.
Aufsichtsratsvorsitzender Franz Stellinger erklärte in seinem Bericht vor der Vertreterversammlung: „Noch ist die Ertragslage zufriedenstellend“. Wegen der guten Eigenkapitalausstattung könne die Bank die anhaltende Niedrigzinsphase aushalten. Josef Schipf, der die Kurzfassung des Prüfberichts verlas, betonte dann aber: „Schon für das laufende Geschäftsjahr wird mit einer rückläufigen Ertragslage gerechnet.“
Derzeit steht die Raiffeisenbank Bobingen gut da. Die Passivseite weist laut Bericht einen überdurchschnittlichen Einlagenbestand auf, das Dienstleistungsgeschäfts sei noch ausbaufähig, den immer mehr werdenden Vorschriften werde voll entsprochen. Das Risikomanagementsystem sei wirksam, die Organisation zweckmäßig und die Vermögenslage bislang sogar sehr gut bescheinigten die Prüfer.
Doch Vorstandssprecher HansJürgen Fröchtenicht warnt vor zu viel Zuversicht. Er sieht die anhaltende Niedrigzinspolitik der Europäischen Zentralbank als kritisch: „Das Investitionsklima profitiert zwar, aber die Investitionsbereitschaft wird von der politischen unsicheren Europalage gebremst.“Die Bankenbranche stehe erneut vor massiven Veränderungen. „Dabei ist die Niedrigzinspolitik unser größtes Problem, denn unser Hauptprodukt, das Geld, hat fast keinen Preis mehr.“
Das stelle auch die Raiffeisenbank Bobingen langfristig vor erhebliche Schwierigkeiten. Derzeit werde deshalb die innerbetriebliche Organisation auf die aktuellen Anforderungen angepasst. „Auch das Filialnetz steht auf dem Prüfstand, hier wurde aber, entgegen anderslautender Bekanntmachungen, noch keine Entscheidung getroffen“, betonte der Vorstand.
Dazu meldete sich der Oberottmarshausener Bürgermeister Gerhard Mößner zu Wort. Er habe, so Mößner, in einer gemeinsamen Entscheidung mit dem Gemeinderat in Oberottmarshausen die Nachricht in das örtliche Mitteilungsblatt gesetzt, dass möglicherweise mit einer Schließung der Filiale in Oberottmarshausen zu rechnen sei.
„Das Raiffeisengelände dort soll zu einer Wohnanlage werden“, erklärte er. Ihn als Bürgermeister habe man darüber in Kenntnis gesetzt, dass in diesem Fall auch die Möglichkeit bestehe, nur noch einen Geldausgabeautomaten aufzustellen. Mößner, auch Vertreter der Raiffeisenbank, wies deshalb darauf hin, dass „wir eine Genossenschaftsbank sind und auch eine soziale Verantwortung haben. Es wäre deshalb schade, wenn wir nicht eine Lösung finden würden, die zwischen der jetzigen Filiale und nur einem Geldautomaten steht.“
Regionalität solle auch in schwierigen Zeiten bewahrt werden. Er wisse, so Gerhard Mößner, um die Schwere der Entscheidung in der aktuellen wirtschaftlichen Lage, wünsche sich aber trotzdem eine gemeinsame zufriedenstellende Lösung.
Aufsichtsratsvorsitzender Franz Stellinger, früherer Bürgermeister von Großaitingen, versicherte dem besorgten Kollegen aus Oberottmarshausen, dass seine Argumente bei den anstehenden Entscheidungen berücksichtigt würden. „Derzeit werden hierzu allerdings erst Erhebungen gemacht und noch keine konkreten Entscheidungen getroffen.“
Filialnetz steht auf dem Prüfstand
Vorstandssprecher Hans-Jürgen Fröchtenicht betonte in seinen Schlussworten, dass man optimistisch gemeinsam in die Zukunft gehen wolle. „Der Blick ins laufende Jahr ist bis jetzt zufriedenstellend“, so Fröchtenicht. Man sehe sich deshalb weiterhin als starker Partner für die Region.
Für die Mitglieder bedeutet das positive Ergebnis eine Dividendenausschüttung in Höhe von fünf Prozent – wie in den vergangenen Jahren.
Turnusmäßig in den Aufsichtsrat wiedergewählt wurden Josef Eder und Dr. Karl Hümpfner. Aufsichtsratsmitglied Josef Schipf wurde für seine 20-jährige Tätigkeit von Verbandsprüfer Georg Freudling mit einer Ehrenurkunde des Genossenschaftsverbands ausgezeichnet.