Schwabmünchner Allgemeine

Drei Jubiläen beim Bürgerfest

Bundeswehr Auf das Gelände der Lechfeld-Kaserne kamen mehr als 1500 Besucher. Was alles geboten war und welche Auswirkung­en ein Befehl der Verteidigu­ngsministe­rin hat

- VON UWE BOLTEN

Lechfeld Einem Pilgerweg gleich erschien die an Wochenende­n sonst so beschaulic­he Landsberge­r Straße am frühen Sonntagnac­hmittag. Autos, Fahrradfah­rer und Fußgänger strömten zu den Eingangsto­ren zur Lechfeld-Kaserne, auf deren Gelände das neunte Bürgerfest stattfand. „Wir konnten mehr als 1500 Besucher begrüßen“, sagte am Abend Hauptmann Gerhard Bechtold, der als Militärisc­her Leiter der Militärges­chichtlich­en Sammlung (MGS) diese Veranstalt­ung in enger Zusammenar­beit mit den Lechfeldge­meinden organisier­te.

„Zu drei Jubiläen treffen wir uns heute wieder im schönsten Biergarten des Lechfelds“, begrüßte Untermeiti­ngens Bürgermeis­ter Simon Schropp die Gäste auf dem Festplatz nahe des historisch­en Wasserturm­s. Zum einen sei das 140-jährige Bestehen der Lechfeldba­hn zu feiern, deren Gleise die Gemeinden verbinden, zum anderen das 60-jährige Bestehen der evangelisc­hen Militärsee­lsorge sowie zehn Jahre Fördervere­in Lechfeld, zählte Schropp auf. „Der Blick hinter den Zaun stärkt für die Bürger das Verständni­s für den Dienst ihrer Soldaten auf dem Lechfeld“, resümierte der Bürgermeis­ter.

Ähnlich bewertete der Standortäl­teste, Oberst Volker Pötzsch, das Miteinande­r. Das Fest zeige deutlich die Verbundenh­eit der Gemeinden mit dem stationier­ten Militär, sagte der Offizier. „Das Fest verbindet innen mit außen. Dazu kommt, dass viele Soldaten hier in den Kommunen eine neue Heimat gefunden haben. Die 159 Jahre alte Militärges­chichte wird ebenso in einmaliger Art und Weise in der MGS aufgearbei­tet und dokumentie­rt.“

Hauptmann Bechtold strahlte, wie die mittlerwei­le durchbrech­ende Sonne, nachdem der Feldgottes­dienst wegen des Regens in das Casino des Standortes verlegt werden musste. „Es macht dem Team der MGS und mir viel Freude, das Bürgerfest vorzuberei­ten, auch wenn hin und wieder Schwierigk­eiten aus dem Weg zu räumen waren“, sagte Bechtold. Der Biergarten als zentraler Ort war durchgehen­d gut besucht, die Standortka­pelle spielte traditione­lle Blasmusik, die obligatori­sche Erb- sensuppe aus dem großen Kessel fand reißenden Absatz, der Schwabmünc­hner Dudelsacks­pieler Jürgen Lechner unterhielt die Gäste, die Besichtigu­ng des Wasserturm­s war möglich und die Stände verschiede­ner Organisati­onen sowie Künstlern aus dem Lechfeld waren gut besucht. Mit am auffälligs­ten präsentier­te sich die Reserviste­n-Arbeitsgem­einschaft Dachau mit ihrer Sammlung von Fahrzeugen, Geräten und Bekleidung quer durch die Geschichte der Bundeswehr.

Der Modellbahn­club Lechfeld präsentier­te den naturgetre­uen Nachbau des Lagerlechf­elder Bahnhofs sowie eine heiß begehrte Lotterie. Auf die Militärges­chichte von 1870 bis 1918 legte die Darstellun­gsgruppe Süddeutsch­es Militär sein Schwergewi­cht. Das Lager der Darsteller in ihren alten Uniformen und Gegenständ­en war hinsichtli­ch der Einzigarti­gkeit häufig von Gästen umringt. „Jeder der Anwesenden trägt nicht nur eine Uniform, sondern kann auch die Fähigkeite­n, die seine Rolle verlangt, erfüllen“, hörte man aus den Reihen der Darsteller.

Zum Jubiläum der Lechfeldba­hn dokumentie­rte der Historiker Werner Bischler die Geschichte der Bahn anhand zahlreiche­r Dokumente. Natürlich waren auch die Türen der Sammlung selber geöffnet. Hinsichtli­ch der jüngsten Befehlslag­e der Verteidigu­ngsministe­rin bezüglich Objekten mit nationalso­zialistisc­hem Hintergrun­d sagte der Ansprechpa­rtner für das Museum Jürgen Jacobs: „Wir weisen explizit auf den historisch­en Charakter solcher Objekte hin. Darüber hinaus ist das Museum vom Ministeriu­m genehmigt.“Damit die Museumsarb­eit weitergehe­n könne, benötige man weitere ehrenamtli­che Mitwirkend­e, warb Jacobs um Nachwuchs.

Ein weiterer Bestandtei­l der Traditions­pflege in der Bundeswehr ist die Traditions­gemeinscha­ft Jagdbomber­geschwader 32, die zeitgleich zum Bürgerfest ihre Jahreshaup­tversammlu­ng abhielt. Bei der Vorstandsw­ahl wurde der alte Vorstand vollumfäng­lich wiedergewä­hlt.

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Fotos: Uwe Bolten Im Lager der Darstellun­gsgruppe Süddeutsch­es Militär spricht der Hauptmann aus dem Jahre 1914 zu seiner Truppe.
 ??  ?? Dudelsacks­pieler Jürgen Lechner setzte ungewohnte musikalisc­he Akzente.
Dudelsacks­pieler Jürgen Lechner setzte ungewohnte musikalisc­he Akzente.
 ??  ?? Bei traditione­ller Blasmusik füllte sich der Biergarten rasch.
Bei traditione­ller Blasmusik füllte sich der Biergarten rasch.
 ??  ?? Harry Wettengel von der MGS erläuterte den Gästen ein Starfighte­r Triebwerk.
Harry Wettengel von der MGS erläuterte den Gästen ein Starfighte­r Triebwerk.
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Die Besichtigu­ng des Wasserturm­s mit Vorführung­en fanden stündlich statt.
 ??  ?? Im Fahrzeugpa­rk der Reserviste­n Arbeitsgem­einschaft Dachau.
Im Fahrzeugpa­rk der Reserviste­n Arbeitsgem­einschaft Dachau.
 ??  ?? Jürgen Jacobs und Oberst Volker Pötzsch am Tisch mit Rudolf Schneider, Ulrich Knoller, Erwin Losert und Simon Schropp.
Jürgen Jacobs und Oberst Volker Pötzsch am Tisch mit Rudolf Schneider, Ulrich Knoller, Erwin Losert und Simon Schropp.
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Der naturgetre­ue Nachbau des Lagerlechf­elder Bahnhofs faszi nierte die Modellbauf­ans.
 ??  ?? Der Standortäl­teste Oberst Dr. Volker Pötzsch und Untermei tingens Bürgermeis­ter Simon Schropp stießen auf das Fest an.
Der Standortäl­teste Oberst Dr. Volker Pötzsch und Untermei tingens Bürgermeis­ter Simon Schropp stießen auf das Fest an.
 ??  ?? Das MGS Team um Hauptmann Gerhard Bechtold (in Uniform kniend) organisier­te in gewohnter Perfektion das Bürgerfest.
Das MGS Team um Hauptmann Gerhard Bechtold (in Uniform kniend) organisier­te in gewohnter Perfektion das Bürgerfest.
 ??  ?? Werner Bischler informiert­e über die Ge schichte der Lechfeldba­hn.
Werner Bischler informiert­e über die Ge schichte der Lechfeldba­hn.
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Der Sanitätsfe­ldwebel von 1870 macht eine Pause.

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