Wie teuer sind Bus und Tram im Vergleich?
Nahverkehr Durch die Tarifreform kostet der Nahverkehr in Augsburg im bundesweiten Vergleich für Gelegenheitsfahrer überdurchschnittlich viel. Beim Angebot der Verbindungen schneidet Augsburg aber nicht schlecht ab
Wie teuer ist der Nahverkehr in Augsburg im Vergleich zu anderen Städten? Die Pläne zur Tarifreform im Augsburger Tarif- und Verkehrsverbund (AVV) haben massive Kritik ausgelöst, vor allem weil innerhalb des Tarifgefüges Verschiebungen stattfinden. So werden Einzeltickets durchweg teurer. Heute wird sich der Stadtrat mit dem Thema befassen (siehe Seite 36).
Augsburg dürfte sich mit dem Preisanstieg, der bei knapp zehn Prozent für Einzelfahrscheine liegt, vom bundesweiten Mittelfeld in die teurere Liga bewegen. Eine im Frühjahr veröffentlichte Untersuchung des Verkehrs-Beratungsunternehmens Civity unter mehr als 50 deutschen Städten hatte ergeben, dass Augsburg – bezogen auf das Angebot – im Mittelfeld liegt.
Bezugsgröße war damals der Einzelfahrschein in Preisstufe 2 für 2,70 Euro. Mit der Mitte Juni im Hinblick auf die Tarifreform (ab 1. Januar 2018) erfolgten Erhöhung auf 2,90 Euro liegt Augsburg nun über dem Durchschnitt. Allerdings ist das Verkehrsangebot im Vergleich zu anderen Städten in Augsburg auch nicht schlecht: Die Experten von Civity berechneten, wie viele Abfahrten an allen Haltestellen pro Tag im Verhältnis zur Einwohnerzahl stattfinden. Folgt man dieser Größe, schneiden beispielsweise München, Nürnberg oder Freiburg schlechter als Augsburg ab, Regensburg, Würzburg oder Dresden besser. Civity kam zum Ergebnis, dass das Angebot und die Höhe von Fahrpreisen nicht von der Größe der Stadt abhängt – vielmehr werde der Fahrpreis politisch gestaltet.
Allerdings muss man einschränken, dass sich Tarifsysteme in ihrer ganzen Breite nur eingeschränkt vergleichen lassen. Das Einzelticket der Zone 10, dessen Abschaffung in Augsburg nun für Proteste sorgt, gibt es in anderen Städten mitunter nicht, weil diese auf ein zonenunabhängiges Kurzstreckenticket (wie es nun in Augsburg eingeführt wird) setzen. Hinzu kommt noch etwas anderes: Die Tarifzonen sind in Städten unterschiedlich groß. In München kostet das InnenraumEinzelticket 2,80 Euro, aber die Ta- in der es gültig ist, ist doppelt so groß wie in Augsburg. In Würzburg (Einzelkarte 2,60 Euro) hingegen ist die zentrale Wabe im Tarifnetz etwas kleiner als die künftige Augsburger Zone 10/20, kostet dafür auch weniger.
Das alles erschwert die Vergleichbarkeit der Abos. München ist teurer, man kann aber weiter fahren. Würzburg ist billiger, allerdings mit etwas kleinerem Innenraum. Im Großteil der Städte gilt, wie in Augsburg, 9 Uhr als magische Grenze für vergünstigte Abos. Die Grünen würden sich wünschen, dass die 9-Uhr-Grenze vorverlegt wird oder ganz fällt. In der Tat gibt es Ausnahmen, etwa Münster, das den günstigen Tarif schon ab 8 Uhr anbietet.
Hintergrund der Zeitgrenze ist, dass Verkehrsbetriebe so die Auslastung außerhalb der morgendlichen Stoßzeit erhöhen wollen. Wenn in der Morgenspitze Busse und Straßenbahnen mit Schülern und Pendlern randvoll sind, würden zusätzliche Fahrgäste dafür sorgen, dass mehr Fahrzeuge und Fahrer im Einsatz sind.
Immerhin wird es für Schüler in der Stadt Augsburg eine positive Änderung geben: Die Stadt möchte das Geld, das sie durch die Streichung des Sozialtickets einspart, in die Bezuschussung von Schülertickets stecken. Bisher zahlt der Freirifzone, staat die Schülerkarten bei Entfernungen über drei Kilometern (bei weiterführenden Schulen). Das sorgte in der Vergangenheit für Ärger, wenn Eltern nahe der Drei-Kilometer-Grenze das Monatsticket
(künftig 33 beziehungsweise 49,50 Euro) selbst zahlen mussten, die Nachbarn 300 Meter weiter aber die Erstattung bekamen. Das Thema soll demnächst im Bildungsausschuss beschlossen werden.