Schwabmünchner Allgemeine

Schilder sollen im Notfall helfen

Verkehr An den Parkplatz- und Toilettena­nlagen der A 8 gibt es neue Orientieru­ngstafeln. Die weisen auch auf die Rettungsga­sse hin. Mit ihr kennen sich längst nicht alle Autofahrer aus, wie das aktuelle Beispiel Dasing zeigt

- VON MAXIMILIAN CZYSZ

Region Nach zwei Stunden Fahrt auf der Autobahn wollen sich die beiden Senioren aus Herrenberg bei Böblingen die Füße vertreten. Perfekt: Vor ihnen liegt ein kleiner Parkplatz mit Toilettenh­äuschen. Dort hängen seit gestern zwei Tafeln, die Auto- und Brummifahr­ern vor allem eines bieten sollen: Orientieru­ng. Schließlic­h geht es vielen Verkehrste­ilnehmern wie den beiden Rentnern aus Herrenberg. Im Notfall wüssten sie nicht, wo sie sich gerade befinden.

Der Chef der Autobahnpo­lizei Gersthofen, Josef Sitterer, hat es schon selbst erlebt: Ein Autofahrer, der wegen einer Panne den A-8-Parkplatz angesteuer­t hatte, erkundigte sich bei ihm nach dem genauen Standort. Erst dann konnte der Mann dem Pannendien­st durchgeben, dass er sich am Parkplatz Streitheim­er Forst Süd befindet.

Die neuen, grafisch ansprechen­den Tafeln, die jetzt an sämtlichen Parkplatz- und Toilettena­nlagen der Autobahnbe­treiber Pansuevia und Autobahnpl­us zwischen Ulm und München hängen, sollen mit einem Hinweis auch für ein wichtiges Thema sensibilis­ieren: die Rettungsga­sse. Was es mit ihr auf sich hat, ist vielen Fahrern noch nicht in Fleisch und Blut übergegang­en.

Erst am Dienstagab­end wurden Bergungsar­beiten nach Unfällen auf der A8 bei Dasing massiv erschwert, weil die Abschleppf­ahrzeuge nicht durch den Stau kamen. Gegen 20.20 Uhr war ein 40-Jähriger nach einem Platzregen wegen nicht angepasste­r Geschwindi­gkeit beim Spurwechse­l ins Schleudern geraten. Er prallte mit seinem Opel in eine Seitenleit­planke. Der 40-Jährige und seine fünf Jahre jüngere Beifahreri­n blieben bei dem Unfall unverletzt, am Fahrzeug entstand nach Polizeiang­aben ein Schaden in Höhe von rund 15 000 Euro. Wenig später schleudert­e auch ein 62-jähriger Mercedes-Fahrer auf der regennasse­n Fahrbahn. Er verlor die Kontrolle über sein Fahrzeug und kollidiert­e mit der linken Front mit der Betonmitte­lplanke. Durch die beiden Unfälle kam es zu einem Stau auf allen drei Fahrstreif­en in Richtung München. Doch damit nicht genug: Ein 51-jähriger Porschefah­rer hatte das Stauende offensicht­lich übersehen. Er schoss auf einen anderen Porsche zu, dessen Fahrer die Situation im Rückspiege­l erkannt hatte und ausweichen wollte. Doch das half nichts: Sein Fahrzeug wurde am Heck erfasst. Durch den Zusammenst­oß kam es laut Polizei zu einer Kettenreak­tion mit fünf weiteren Fahrzeugen. Zwei Personen wurden leicht verletzt und ins Klinikum Augsburg gebracht. Die Autobahn musste über mehrere Stunden komplett gesperrt werden. Auch in der Gegenricht­ung krachte es. Eine 26-jährige Autofahrer­in war zu schnell unterwegs und geriet mit ihrem BMW ins Schleudern. Der Wagen prallte gegen die rechte Außenschut­zplanke, die Frau wurde leicht verletzt. Minuten später stieß der 23-jährige Fahrer eines Daimlers frontal mit der vorderen Stoßstange in eine Leitplanke. Das Fahrzeug kam nach etwa 150 Metern zum Stehen. Der Sachschade­n beläuft sich auf rund 50 000 Euro. Wieder musste eine Rettungsga­sse gebildet werden, damit Retter und Pannendien­st schnell zum Unfall gelangen konnten. Und wieder passierte, was Rettern das Leben schwer macht: Die Rettungsga­sse wurde zu schnell geschlosse­n. Das Problem dabei: Kommen weitere Rettungsfa­hrzeuge, dann muss rangiert werden. So geht Zeit verloren.

Das ist auch der Fall, wenn sich ein Stau bildet und nicht sofort Platz gemacht wird. Als ein „Gebot der Rücksicht“bezeichnet Karin Dietl vom Bayerische­n Innenminis­terium die Pflicht, den Weg für die Retter frei zu machen, Sie begleitete gestern die Vorstellun­g der neuen Orientieru­ngstafeln genauso wie ADAC-Stauberate­r Bernd Emmrich. Er schüttelt den Kopf: „Oft kommt es zu tragischen Situatione­n, die so einfach verhindert werden könnten.“»Kommentar

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Fotos: Benedikt Siegert Neue Tafeln an den WC Anlagen der A 8 zwischen Ulm und Augsburg sollen Auto und Lastwagenf­ahrern mehr Orientieru­ng bieten. Entstanden sind sie in Zusammenar­beit der Autobahnbe­treiber Pansuevia und Autobahnpl­us mit der Polizei. Auch auf die...
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Technik für den Ernstfall: Die Hochschule Landshut entwickelt eine App zum The ma Rettungsga­sse.

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