Schilder sollen im Notfall helfen
Verkehr An den Parkplatz- und Toilettenanlagen der A 8 gibt es neue Orientierungstafeln. Die weisen auch auf die Rettungsgasse hin. Mit ihr kennen sich längst nicht alle Autofahrer aus, wie das aktuelle Beispiel Dasing zeigt
Region Nach zwei Stunden Fahrt auf der Autobahn wollen sich die beiden Senioren aus Herrenberg bei Böblingen die Füße vertreten. Perfekt: Vor ihnen liegt ein kleiner Parkplatz mit Toilettenhäuschen. Dort hängen seit gestern zwei Tafeln, die Auto- und Brummifahrern vor allem eines bieten sollen: Orientierung. Schließlich geht es vielen Verkehrsteilnehmern wie den beiden Rentnern aus Herrenberg. Im Notfall wüssten sie nicht, wo sie sich gerade befinden.
Der Chef der Autobahnpolizei Gersthofen, Josef Sitterer, hat es schon selbst erlebt: Ein Autofahrer, der wegen einer Panne den A-8-Parkplatz angesteuert hatte, erkundigte sich bei ihm nach dem genauen Standort. Erst dann konnte der Mann dem Pannendienst durchgeben, dass er sich am Parkplatz Streitheimer Forst Süd befindet.
Die neuen, grafisch ansprechenden Tafeln, die jetzt an sämtlichen Parkplatz- und Toilettenanlagen der Autobahnbetreiber Pansuevia und Autobahnplus zwischen Ulm und München hängen, sollen mit einem Hinweis auch für ein wichtiges Thema sensibilisieren: die Rettungsgasse. Was es mit ihr auf sich hat, ist vielen Fahrern noch nicht in Fleisch und Blut übergegangen.
Erst am Dienstagabend wurden Bergungsarbeiten nach Unfällen auf der A8 bei Dasing massiv erschwert, weil die Abschleppfahrzeuge nicht durch den Stau kamen. Gegen 20.20 Uhr war ein 40-Jähriger nach einem Platzregen wegen nicht angepasster Geschwindigkeit beim Spurwechsel ins Schleudern geraten. Er prallte mit seinem Opel in eine Seitenleitplanke. Der 40-Jährige und seine fünf Jahre jüngere Beifahrerin blieben bei dem Unfall unverletzt, am Fahrzeug entstand nach Polizeiangaben ein Schaden in Höhe von rund 15 000 Euro. Wenig später schleuderte auch ein 62-jähriger Mercedes-Fahrer auf der regennassen Fahrbahn. Er verlor die Kontrolle über sein Fahrzeug und kollidierte mit der linken Front mit der Betonmittelplanke. Durch die beiden Unfälle kam es zu einem Stau auf allen drei Fahrstreifen in Richtung München. Doch damit nicht genug: Ein 51-jähriger Porschefahrer hatte das Stauende offensichtlich übersehen. Er schoss auf einen anderen Porsche zu, dessen Fahrer die Situation im Rückspiegel erkannt hatte und ausweichen wollte. Doch das half nichts: Sein Fahrzeug wurde am Heck erfasst. Durch den Zusammenstoß kam es laut Polizei zu einer Kettenreaktion mit fünf weiteren Fahrzeugen. Zwei Personen wurden leicht verletzt und ins Klinikum Augsburg gebracht. Die Autobahn musste über mehrere Stunden komplett gesperrt werden. Auch in der Gegenrichtung krachte es. Eine 26-jährige Autofahrerin war zu schnell unterwegs und geriet mit ihrem BMW ins Schleudern. Der Wagen prallte gegen die rechte Außenschutzplanke, die Frau wurde leicht verletzt. Minuten später stieß der 23-jährige Fahrer eines Daimlers frontal mit der vorderen Stoßstange in eine Leitplanke. Das Fahrzeug kam nach etwa 150 Metern zum Stehen. Der Sachschaden beläuft sich auf rund 50 000 Euro. Wieder musste eine Rettungsgasse gebildet werden, damit Retter und Pannendienst schnell zum Unfall gelangen konnten. Und wieder passierte, was Rettern das Leben schwer macht: Die Rettungsgasse wurde zu schnell geschlossen. Das Problem dabei: Kommen weitere Rettungsfahrzeuge, dann muss rangiert werden. So geht Zeit verloren.
Das ist auch der Fall, wenn sich ein Stau bildet und nicht sofort Platz gemacht wird. Als ein „Gebot der Rücksicht“bezeichnet Karin Dietl vom Bayerischen Innenministerium die Pflicht, den Weg für die Retter frei zu machen, Sie begleitete gestern die Vorstellung der neuen Orientierungstafeln genauso wie ADAC-Stauberater Bernd Emmrich. Er schüttelt den Kopf: „Oft kommt es zu tragischen Situationen, die so einfach verhindert werden könnten.“»Kommentar