Schwabmünchner Allgemeine

Jahresgebü­hr am Friedhof steigt kräftig

Stadtrat Die Pflege der Anlage in Bobingen ist weiterhin ein Thema. Künftig kostet sie für neue Gräber 70 Euro

- VON PETER STÖBICH

Bobingen Für ihr neues Friedhofsk­onzept greift die Stadt Bobingen den Bürgern tief in die Tasche. Eineinhalb Jahre nach einer 20-prozentige­n Gebührener­höhung (wir berichtete­n) steigen ab 1. Juli auch die jährlichen Kosten für die Grünfläche­npflege kräftig: von bisher 20 auf 70 Euro. Das gilt beim Neu- und Wiedererwe­rb einer Grabstätte. Marco di Santo (Grüne) war in der jüngsten Stadtratss­itzung der einzige, der gegen diese Anhebung stimmte.

Schon seit Jahren hat die Stadtverwa­ltung immer wieder Ärger mit dem Friedhof beziehungs­weise dessen Grünfläche­ngestaltun­g im Bereich der Gräber. Erst sorgten die Besitzer selbst dafür. Dann übernahm die Stadt das Mähen der Rasenfläch­en. Eine Zeit lang wurde kostenlos gemäht, zum leichteren Arbeiten dann aber die Gestaltung­svorschrif­ten erheblich verschärft. Nur noch eine Teilfläche von einem Meter Tiefe vom Grabmal steht noch zur freien Gestaltung zur Verfügung, Einfassung­en oder Platten müssen entfernt werden. „Dem sind aber zahlreiche Bürger noch nicht nachgekomm­en“, sagte Hauptamtsl­eiter Thomas Ludwig nun im Stadtrat.

Wenn sie die Übergangsf­rist bis Ende nächsten Jahres nicht nutzen, droht eine sogenannte Ersatzvorn­ahme durch die Stadt, die dann eine Rechnung schickt. Weil der städtische Bauhof nicht genügend Personal hat, um den riesigen Friedhof alle zwei Wochen zu mähen, bekam nach einer zweimalige­n Ausschreib­ung eine auswärtige Gartenbauf­irma den Auftrag.

Weil mit deren Arbeit aber manche Grabbesitz­er nicht zufrieden sind, gibt es erneut Ärger. So hat eine von ihnen, Johanna Tschierse, in einem Brief an die Stadtverwa­ltung 13 Kritikpunk­te aufgeliste­t und Bilder vom Grab ihrer Eltern und Großeltern beigelegt. „Das schaut aus wie ein Saustall, seit ich mich nicht mehr selbst kümmere“, sagte sie gegenüber unserer Zeitung, „so werde ich das auf keinen Fall hinnehmen.“

Enttäuscht zeigte sie sich, weil Thomas Ludwig im Stadtrat nicht näher auf ihre Fragen einging und nur sagte: „Es gelingt nicht in allen Fällen, den hohen Ansprüchen mancher Bürger gerecht zu werden!“Probleme gebe es vor allem im Bereich der großen Alleebäume, die Gräber verschatte­n und sehr viel Wasser brauchen.

Es gelte mit der neuen Regelung und der beauftragt­en Firma erst Erfahrunge­n zu sammeln, so Ludwig. In der Diskussion betonte Ratsherr Thomas Hauser (CSU), bei den hohen Unterhalts­kosten müsse Bobingen auch einen entspreche­nden Standard anbieten. Die höheren Gebühren werden der Stadt jedes Jahr zusätzlich rund 75 000 Euro bringen, über den tatsächlic­hen Aufwand seiner Gartenbauf­irma wollte deren Chef auf Anfrage unserer Zeitung keine Auskunft geben.

Bisher betrug die Friedhofsu­nterhaltsg­ebühr 20 Euro, beim Neuund Wiedererwe­rb einer Grabstätte in Bobingen nach dem Jahr 2004 sind künftig 70 Euro fällig. Das gilt für Erdgräber und für Urnen gleicherma­ßen. Für die übrigen Friedhöfe der Stadt bleibt es bei 20 Euro. In diesen Kosten enthalten sind das Mähen der Rasenfläch­e, die Pflege und Sicherung der Bäume und sonstigen Anpflanzun­gen, Gießwasser und Beseitigun­g des Abraums. Die geänderte Bestattung­sgebührens­atzung gilt ab 1. Juli.

Neues Konzept für die Gesamtanla­ge

Auch in Bobingen geht der Trend immer stärker zur Urnenbeise­tzung, wie die Zahlen der Friedhofsv­erwaltung zeigen. Ein Grund dafür ist unter anderem, dass Angehörige oft weit entfernt wohnen und sich nicht um die aufwendige Pflege von Erdgräbern kümmern können oder wollen. Um die rund 35000 Quadratmet­er große Anlage an der Maria-Hilf-Straße attraktive­r zu gestalten, gibt es seit Kurzem einen sogenannte­n Masterplan, der in den nächsten Jahren eine Verbindung zwischen Tradition und Moderne schaffen soll.

Vorgesehen ist eine schrittwei­se Harmonisie­rung des Gesamtbild­es, um die Aufenthalt­squalität zu verbessern und den Bürgern für die höheren Gebühren einen Mehrwert zu bieten.

Die Planer unterschei­den in ihrem Konzept zwischen der historisch gewachsene­n Kernzone rund um die Aussegnung­shalle und einem sogenannte­n Friedpark – einem naturbelas­senen Teil, der die Besucher auch zum Verweilen einladen soll. Ein erster konkreter Schritt wird die Verlegung des Betriebs- oder Wirtschaft­sgebäudes an den Rand des Friedhofs an der südlichen Fraunhofer­straße sein.

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Foto: Peter Stöbich Weil die Pflege des Friedhofs aufwendig ist, steigen die entspreche­nden Gebühren in Bobingen.

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