Jahresgebühr am Friedhof steigt kräftig
Stadtrat Die Pflege der Anlage in Bobingen ist weiterhin ein Thema. Künftig kostet sie für neue Gräber 70 Euro
Bobingen Für ihr neues Friedhofskonzept greift die Stadt Bobingen den Bürgern tief in die Tasche. Eineinhalb Jahre nach einer 20-prozentigen Gebührenerhöhung (wir berichteten) steigen ab 1. Juli auch die jährlichen Kosten für die Grünflächenpflege kräftig: von bisher 20 auf 70 Euro. Das gilt beim Neu- und Wiedererwerb einer Grabstätte. Marco di Santo (Grüne) war in der jüngsten Stadtratssitzung der einzige, der gegen diese Anhebung stimmte.
Schon seit Jahren hat die Stadtverwaltung immer wieder Ärger mit dem Friedhof beziehungsweise dessen Grünflächengestaltung im Bereich der Gräber. Erst sorgten die Besitzer selbst dafür. Dann übernahm die Stadt das Mähen der Rasenflächen. Eine Zeit lang wurde kostenlos gemäht, zum leichteren Arbeiten dann aber die Gestaltungsvorschriften erheblich verschärft. Nur noch eine Teilfläche von einem Meter Tiefe vom Grabmal steht noch zur freien Gestaltung zur Verfügung, Einfassungen oder Platten müssen entfernt werden. „Dem sind aber zahlreiche Bürger noch nicht nachgekommen“, sagte Hauptamtsleiter Thomas Ludwig nun im Stadtrat.
Wenn sie die Übergangsfrist bis Ende nächsten Jahres nicht nutzen, droht eine sogenannte Ersatzvornahme durch die Stadt, die dann eine Rechnung schickt. Weil der städtische Bauhof nicht genügend Personal hat, um den riesigen Friedhof alle zwei Wochen zu mähen, bekam nach einer zweimaligen Ausschreibung eine auswärtige Gartenbaufirma den Auftrag.
Weil mit deren Arbeit aber manche Grabbesitzer nicht zufrieden sind, gibt es erneut Ärger. So hat eine von ihnen, Johanna Tschierse, in einem Brief an die Stadtverwaltung 13 Kritikpunkte aufgelistet und Bilder vom Grab ihrer Eltern und Großeltern beigelegt. „Das schaut aus wie ein Saustall, seit ich mich nicht mehr selbst kümmere“, sagte sie gegenüber unserer Zeitung, „so werde ich das auf keinen Fall hinnehmen.“
Enttäuscht zeigte sie sich, weil Thomas Ludwig im Stadtrat nicht näher auf ihre Fragen einging und nur sagte: „Es gelingt nicht in allen Fällen, den hohen Ansprüchen mancher Bürger gerecht zu werden!“Probleme gebe es vor allem im Bereich der großen Alleebäume, die Gräber verschatten und sehr viel Wasser brauchen.
Es gelte mit der neuen Regelung und der beauftragten Firma erst Erfahrungen zu sammeln, so Ludwig. In der Diskussion betonte Ratsherr Thomas Hauser (CSU), bei den hohen Unterhaltskosten müsse Bobingen auch einen entsprechenden Standard anbieten. Die höheren Gebühren werden der Stadt jedes Jahr zusätzlich rund 75 000 Euro bringen, über den tatsächlichen Aufwand seiner Gartenbaufirma wollte deren Chef auf Anfrage unserer Zeitung keine Auskunft geben.
Bisher betrug die Friedhofsunterhaltsgebühr 20 Euro, beim Neuund Wiedererwerb einer Grabstätte in Bobingen nach dem Jahr 2004 sind künftig 70 Euro fällig. Das gilt für Erdgräber und für Urnen gleichermaßen. Für die übrigen Friedhöfe der Stadt bleibt es bei 20 Euro. In diesen Kosten enthalten sind das Mähen der Rasenfläche, die Pflege und Sicherung der Bäume und sonstigen Anpflanzungen, Gießwasser und Beseitigung des Abraums. Die geänderte Bestattungsgebührensatzung gilt ab 1. Juli.
Neues Konzept für die Gesamtanlage
Auch in Bobingen geht der Trend immer stärker zur Urnenbeisetzung, wie die Zahlen der Friedhofsverwaltung zeigen. Ein Grund dafür ist unter anderem, dass Angehörige oft weit entfernt wohnen und sich nicht um die aufwendige Pflege von Erdgräbern kümmern können oder wollen. Um die rund 35000 Quadratmeter große Anlage an der Maria-Hilf-Straße attraktiver zu gestalten, gibt es seit Kurzem einen sogenannten Masterplan, der in den nächsten Jahren eine Verbindung zwischen Tradition und Moderne schaffen soll.
Vorgesehen ist eine schrittweise Harmonisierung des Gesamtbildes, um die Aufenthaltsqualität zu verbessern und den Bürgern für die höheren Gebühren einen Mehrwert zu bieten.
Die Planer unterscheiden in ihrem Konzept zwischen der historisch gewachsenen Kernzone rund um die Aussegnungshalle und einem sogenannten Friedpark – einem naturbelassenen Teil, der die Besucher auch zum Verweilen einladen soll. Ein erster konkreter Schritt wird die Verlegung des Betriebs- oder Wirtschaftsgebäudes an den Rand des Friedhofs an der südlichen Fraunhoferstraße sein.