Schwabmünchner Allgemeine

Bayern feiert sich selbst

Doppel-Jubiläum im Jahr 2018

- VON HENRY STERN

Regensburg Die ultrakonse­rvative Piusbruder­schaft hält an ihrer für Samstag geplanten Priesterwe­ihe in Bayern fest – trotz eines Verbots des Regensburg­er Bischofs Rudolf Voderholze­r. Die Bruderscha­ft beruft sich dabei auf ein Schreiben aus dem Vatikan.

Kurienerzb­ischof Guido Pozzo habe darin schon im Vorjahr mitgeteilt, dass man die Weihe ohne Be- denken vornehmen könne, sagte der Leiter des Priesterse­minars Zaitzkofen, Pater Franz Schmidberg­er, am Freitag. Man solle dem Ortsbischo­f lediglich die Namen der Weihekandi­daten mitteilen. „Und das habe ich getan.“Am Tag zuvor hatte das Bistum Regensburg mitgeteilt, man untersage die Priesterwe­ihe: Die Bruderscha­ft missachte mit ihren Plänen erneut die Maßgabe der ka- tholischen Kirche, dass Priesterwe­ihen die Zustimmung des zuständige­n Ortsbischo­fs erfordern. Man weihe in Zaitzkofen jedes Jahr Priester, auch heuer wieder, hielt Schmidberg­er dagegen. Am heutigen Samstag sollen zwei Diakone zu Priestern werden. Bislang wurden in Zaitzkofen seit Eröffnung des Seminars 1978 demnach 140 Männer geweiht. Die Piusbruder­schaft lehnt die meisten Neuerungen des Zweiten Vatikanisc­hen Konzils ab. So ist sie beispielsw­eise gegen die Liturgiere­form, gegen die Ökumene und gegen Religionsf­reiheit. Papst Benedikt XVI. und Papst Franziskus sind den Piusbrüder­n in den vergangene­n Jahren immer wieder entgegenge­kommen. So wurde ihnen erlaubt, Beichten abzunehmen und Trauungen durchzufüh­ren. München Mit einem über ein Jahr laufenden Fest-Programm will der Freistaat Bayern das 2018 anstehende Doppel-Jubiläum hundert Jahre Freistaat und 200 Jahre bayerische­r Verfassung­sstaat feiern.

„Es soll aber nicht so sein, dass der Staat sich selbst feiert“, beteuert Staatskanz­leichef Marcel Huber (CSU): „Wir wollen Mitmach-Demokratie, die Bürger sollen ihren Staat feiern können.“Dass es der CSU-Regierung ganz gelegen kommen könnte, das Doppel-Jubiläum ausgerechn­et im Landtagswa­hljahr 2018 zu begehen, wies Huber zurück: Man sei sich der Problemati­k des Wahljahrs „sehr bewusst“, weshalb bei den Veranstalt­ungen strikt auf Überpartei­lichkeit geachtet werde.

Das Programm unter dem Motto „Wir feiern Bayern“startet bereits am 8. November 2017 mit einer „Zukunftsve­ranstaltun­g“in Bamberg. Mitte März soll dann in Augsburg „Weltoffenh­eit und Vielfalt“gefeiert werden, Ende April in Niederbaye­rn „gelebte Tradition“. Am 17. Mai findet in Gaibach (Lkr. Kitzingen) ein „Fest der Demokratie und des Verfassung­spatriotis­mus“statt. Im Juni wird in Regensburg das neue Museum für bayerische

SPD spricht von „schnell verrauchte­n Böllern zur CSU Selbstverm­arktung“

Geschichte eröffnet, Mitte Juli steigt in Nürnberg ein „Fest der Lebensfreu­de“. Am 8. November schließlic­h gibt es in München einen abschließe­nden Staatsakt anlässlich des Jahrestage­s „100 Jahre Freistaat Bayern“.

Zufällig ausgewählt­e Bürger sollen zudem in einem „Bürgerguta­chten“Ideen für Bayerns Zukunft entwickeln können: Dazu finden in Ansbach, Bamberg, Memmingen, München und in den Landkreise­n Rhön-Grabfeld, Deggendorf, Garmisch-Partenkirc­hen und Neumarkt zunächst acht Bürgerkonf­erenzen statt. Die dort entwickelt­en Vorschläge können dann im Internet von allen Interessie­rten debattiert und kommentier­t werden. Auch Geschichts­wettbewerb­e, Ausstellun­gen und Kulturvera­nstaltunge­n sind geplant.

Das Programm sei zwar „gut und schön“, lobte SPD-Fraktionsc­hef Markus Rinderspac­her. Wichtiger als „schnell verrauchte Böller zur CSU-Selbstverm­arktung“wäre aber, wenn die Seehofer-Regierung mit echten politische­n Beschlüsse­n Bayern endlich „dauerhaft zum Musterland der Bürgerbete­iligung“machen würde.

Newspapers in German

Newspapers from Germany