Letzte Ausfahrt ins Leben?
Ein kluges Kreisen um das Unglücklichsein
Es sind über 40 000! Frankreich hält den Weltrekord, was die Zahl der Kreisverkehre im Land angeht. Und in ihrer Mitte prangen mitunter hübsche Pflanzendekors, künstvolle Raumgestaltungen – zumeist aber herrscht das Grauen der örtlichen Symbolik, die heimische Produkte und Persönlichkeiten in dumpfen Skulpturen präsentiert. Dass man dabei bloß nicht blind wird für die Frage, welche Ausfahrt nun zu nehmen ist!
Dominique Paravel nutzt das in ihrem so kleinen wie feinen Roman „Die Schönheit des Kreisverkehrs“für eine kluge und skurrile, aber auch unterhaltsame und schließlich sogar spannende Parabel.
Auf die Reise durch viele dieser Kreisverkehre nämlich machen sich bei ihr der Ingenieur Joaquin Reyes, der eine solche Skulptur entwerfen soll, und Vivienne Hennessy, die sich als Controllerin des Unternehmens vorstellt, tatsächlich aber dessen Besitzerin ist. Die beiden sind ein völlig ungleiches Paar, er nicht zuletzt aufgrund seiner Zuckererkrankung völlig pedantisch, sie durch ein finanziell unabhängiges und dadurch viel zu freies Leben haltlos. Gleich sind sie sich nur darin, dass sie unglücklich sind. Aber daraus wird eben keine Liebesgeschichte! Paravel liefert vielmehr im stetigen Perspektivwechsel zwischen den beiden einen leichten und vielschichtigen Roadtrip, der nur sehr selten etwas melodramatisch gerät. Chapeau!