Aufregung um nichts
Die drei Sicherheitsleute am Eingang hätte sich Christiane Lembert-Dobler vom städtischen Friedensbüro am Montagabend sparen können. Von der Debatte in der Kresslesmühle ging zu keinem Zeitpunkt eine Gefahr aus. Weder marschierte der Schwarze Block zur Sympathiebekundung auf, noch fühlten sich die Hörer aufgerufen, danach Steine zu werfen, noch drohten Gegendemonstranten die Veranstaltung zu sprengen.
Noch nicht einmal die von Oberbürgermeister Kurt Gribl befürchtete unerträgliche Provokation, der Alt-68er Thorwald Proll könnte die G20-Krawalle rechtfertigen, fand statt. Der einstige Kaufhausbrandstifter beließ es weithin beim Historischen. Wenn er keinen Unterschied ziehen will zwischen Protest und Gewalt, dann steckt darin kein Aufruf zur Randale. Die traut man dem ergrauten alten Herrn auch gar nicht (mehr) zu.
Was mag OB Gribl zu seinem unverhältnismäßigen Alarm veranlasst haben? Geschah es als Beitrag zum Wahlkampf, um sich als Sachwalter der öffentlichen Sicherheit zu profilieren? Geschah es aus persönlicher Empörung darüber, einen einstigen Straftäter als Zeitzeugen aufs Podium zu hieven? Man kann darüber nur spekulieren.
Eindeutig zu weit geht Gribl mit der Anweisung, das Programm des Friedensbüros dem Stadtrat künftig zur Genehmigung vorzulegen. Damit stünde die Tür offen, beliebig darin herumzukorrigieren, missliebige Akteure auszusperren und damit die kontroverse Debatte zu unterbinden. In einer Welt voller Konflikte würde dies sicher nicht zum Frieden beitragen.