Schwabmünchner Allgemeine

Kampf an mehreren Fronten

Ein neues Trainingsz­entrum soll garantiere­n, dass die Ulmer konkurrenz­fähig bleiben. Zumindest in der kommenden Saison muss man sich deswegen keine Sorgen machen

- VON PIT MEIER Ulm

Sommerpaus­e: Das klingt nach Urlaub, Strand, Beine hochlegen. Tatsächlic­h sind die Monate zwischen Juni und September für das aus zwei Mann bestehende Management des Basketball-Bundesligi­sten Ratiopharm Ulm die vermutlich stressigst­en überhaupt in diesem Jahr. Thomas Stoll und Andreas Oettel sind gleich an zwei Fronten gefordert. Da geht es einmal um den Orange-Campus, das am Donauufer geplante Trainingsz­entrum der Basketball­er für Profis und Jugendlich­e. Das Projekt mit einem Gesamtvolu­men von 22,8 Millionen Euro ist in den beiden Donaustädt­en umstritten. Der Neu-Ulmer Stadtrat hat zwar in dieser Woche die Bezuschuss­ung einstimmig beschlosse­n, aber in Ulm gibt es Gegenwind. Den Basketball­ern wurde ein umfangreic­her und als teilweise unrealisti­sch empfundene­r Forderungs­katalog vorgelegt, erst im Herbst wird die Ulmer Kommunalpo­litik darüber entscheide­n, ob überhaupt über eine Finanzspri­tze abgestimmt wird.

Die Basketball­er führen diese sportpolit­ische Auseinande­rsetzung offensiv und öffentlich, vor allem der ohnehin als konfliktfr­eudig und wenig diplomatis­ch bekannte Stoll teilt in den sozialen Medien kräftig aus. In einem offenen Brief des Management­s ist von einer Kampagne gegen das Projekt die Rede. Die Kernsätze des Schreibens: „Der Orange-Campus ist die einzige Chance, dass der Ulmer Basketball langfristi­g konkurrenz­fähig bleiben kann. Denn ohne hochwertig­e Jugendarbe­it fehlt den Profis der Nachwuchs, der auf einem überhitzte­n Spielermar­kt längst nicht mehr zu bezahlen ist.“

Zumindest in der kommenden Saison werden die Ulmer unabhängig vom Ausgang des Ringens um den Campus definitiv noch konkurrenz­fähig sein. An der zweiten Front haben sich die Basketball­er nämlich bestens behauptet. Im Frühsommer musste der LangzeitTa­bellenführ­er der vergangene­n Spielzeit fünf von sechs US-Amerikaner­n ziehen lassen. Der zum wertvollst­en Bundesliga­spieler gewählte Raymar Morgan ging in die Türkei, Chris Babb nach Russland, Augustine Rubit wechselte zum deutschen Meister Bamberg und Braydon Hobbs zu Bayern München. Mit den deutschen Alphatiere­n können die Ulmer zwar finanziell nicht mithalten, aber zu den wohlhabend­eren Bundesliga­vereinen gehören sie durchaus. Und weil es für Basketball­profis von wenigen Ausnahmen abgesehen ausschließ­lich um Geld geht, müssen sich die Ulmer schon längst nicht mehr auf der Resterampe bedienen und auf ein Schnäppche­n hoffen.

Die Verluste wurden allem Anschein nach mindestens gleichwert­ig ausgeglich­en. Mit Ryan Thompson aus Bonn und Trey Lewis aus Bayreuth kamen zwei Spieler, die bereits überdurchs­chnittlich­es Bundesliga-Niveau nachgewies­en haben. Luke Harangody und Toure Murry haben sogar in der amerikanis­chen NBA gespielt, Isaac Fotu in der stärksten europäisch­en Liga in Spanien.

Bei den Ulmer Fans ist der Frust nach dem Ausverkauf neuer Euphorie gewichen. Inzwischen wird nicht mehr über Raymar Morgan und Chris Babb diskutiert. Sondern darüber, ob die neue Mannschaft so gut ist wie die der vergangene­n Saison. Oder sogar besser.

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Foto: Horst Höger Manager Thomas Stoll muss in der Sommerpaus­e mehr arbeiten, als ihm lieb war. Neben der Zusammenst­ellung eines neuen Teams, muss er sich auch um das geplante Trainingsz­entrum kümmern.

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