In der Rocky Horror Regen Show
Früher waren es immer wieder Bergtouren, die die Eltern mit Verwandten an diesem oder jenem Wochenende einberaumt haben. Und weil man von langer Hand zwar einiges planen kann, nur leider das Wetter nicht, trieben tiefdunkle Gewitterwolken und Wolkenbrüche immer wieder einmal die Wandernden vorzeitig ins Tal hinunter.
Es gibt Situationen im Leben, in denen man dem Regen einfach hilflos ausgeliefert ist. Als Kind dachte man sich in den Bergen noch: Hätten die Eltern das mal lieber nicht ausgemacht. Als Erwachsener ist man dann selbst schuld: Hätte man besser nicht das Rad zur Arbeit genommen und dem Wetterbericht am Morgen geglaubt.
Aber was will man machen, wenn man unbedingt noch einmal diese Rocky Horror Show sehen will, alle Vorstellungen so gut wie ausverkauft sind und sich dann dieser Vorgeschmack auf herbstliche Regentristesse einstellt, was will man da machen? Die Vorstellungen vorher fanden nicht statt. Und die Wettervorschau für den folgenden Tag zeigte schon, dass noch einmal zwei Regenbänder durchziehen würden.
Trotzdem glaubt man am Abend selbst natürlich mit absoluter Sicherheit, dass das Wetter hält. Das Publikum ist bester Dinge. Vorne geht es los mit „Science Fiction“, mit Brad und mit Janet „Weissssssssssss“. Der Erzähler macht seinen Job „boring“. Als das Publikum die Wasserpistolen zückt, ist es noch trocken. Aber, als ob dadurch ein Regengeist provoziert worden wäre, sind kurz danach die ersten Tropfen zu spüren. Bis zur Pause plätschert es nun durch. Die Sänger und Tänzer auf der Bühne lassen sich nichts, aber auch gar nichts anmerken.
Und – es ist kurios – in der Pause macht auch der Regen eine Pause, um genau mit dem dritten Gong wieder um so heftiger einzusetzen. Während man sich selbst in Regenkleidung sitzend an die Bergausflüge von einst erinnert, wohlgemerkt in Regenkleidung, geht es vorne erst einmal mit Janet weiter. Marlene Hoffmann hat in dieser Rolle nun wirklich nicht viel an, aber sie scheint die Nässe nicht an sich heranzulassen – „Touch-A, Touch-A, Touch me“.
Dann direkt im Anschluss tritt Frank N. Furter auf. Andreas Köhler hat schon einen durchsichtigen Schirm in der Hand, legt ihn aber zur Seite, wenn er sein finales „I’m going home“singt. Gespielt wird jetzt nicht mehr. Das ist die stark gekürzte Fassung des zweiten Teils. Die Stimmung ist trotzdem bombastisch. Das Publikum feiert die Sänger, Tänzer und Musiker. Die wiederum haben trotz des Regens jede Menge Spaß auf der Bühne. Es gibt Zugaben.
Ja, die Augsburger Freilichtbühne funktioniert auch so, diese Aufführung bleibt sicher im Theatergedächtnis als die Rocky Horror Regen Show.