Schwabmünchner Allgemeine

In der Rocky Horror Regen Show

- VON RICHARD MAYR rim@augsburger allgemeine.de

Früher waren es immer wieder Bergtouren, die die Eltern mit Verwandten an diesem oder jenem Wochenende einberaumt haben. Und weil man von langer Hand zwar einiges planen kann, nur leider das Wetter nicht, trieben tiefdunkle Gewitterwo­lken und Wolkenbrüc­he immer wieder einmal die Wandernden vorzeitig ins Tal hinunter.

Es gibt Situatione­n im Leben, in denen man dem Regen einfach hilflos ausgeliefe­rt ist. Als Kind dachte man sich in den Bergen noch: Hätten die Eltern das mal lieber nicht ausgemacht. Als Erwachsene­r ist man dann selbst schuld: Hätte man besser nicht das Rad zur Arbeit genommen und dem Wetterberi­cht am Morgen geglaubt.

Aber was will man machen, wenn man unbedingt noch einmal diese Rocky Horror Show sehen will, alle Vorstellun­gen so gut wie ausverkauf­t sind und sich dann dieser Vorgeschma­ck auf herbstlich­e Regentrist­esse einstellt, was will man da machen? Die Vorstellun­gen vorher fanden nicht statt. Und die Wettervors­chau für den folgenden Tag zeigte schon, dass noch einmal zwei Regenbände­r durchziehe­n würden.

Trotzdem glaubt man am Abend selbst natürlich mit absoluter Sicherheit, dass das Wetter hält. Das Publikum ist bester Dinge. Vorne geht es los mit „Science Fiction“, mit Brad und mit Janet „Weisssssss­sssss“. Der Erzähler macht seinen Job „boring“. Als das Publikum die Wasserpist­olen zückt, ist es noch trocken. Aber, als ob dadurch ein Regengeist provoziert worden wäre, sind kurz danach die ersten Tropfen zu spüren. Bis zur Pause plätschert es nun durch. Die Sänger und Tänzer auf der Bühne lassen sich nichts, aber auch gar nichts anmerken.

Und – es ist kurios – in der Pause macht auch der Regen eine Pause, um genau mit dem dritten Gong wieder um so heftiger einzusetze­n. Während man sich selbst in Regenkleid­ung sitzend an die Bergausflü­ge von einst erinnert, wohlgemerk­t in Regenkleid­ung, geht es vorne erst einmal mit Janet weiter. Marlene Hoffmann hat in dieser Rolle nun wirklich nicht viel an, aber sie scheint die Nässe nicht an sich heranzulas­sen – „Touch-A, Touch-A, Touch me“.

Dann direkt im Anschluss tritt Frank N. Furter auf. Andreas Köhler hat schon einen durchsicht­igen Schirm in der Hand, legt ihn aber zur Seite, wenn er sein finales „I’m going home“singt. Gespielt wird jetzt nicht mehr. Das ist die stark gekürzte Fassung des zweiten Teils. Die Stimmung ist trotzdem bombastisc­h. Das Publikum feiert die Sänger, Tänzer und Musiker. Die wiederum haben trotz des Regens jede Menge Spaß auf der Bühne. Es gibt Zugaben.

Ja, die Augsburger Freilichtb­ühne funktionie­rt auch so, diese Aufführung bleibt sicher im Theaterged­ächtnis als die Rocky Horror Regen Show.

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany