Schwabmünchner Allgemeine

Das Geheimnis des Leipziger Erfolges

Vom Oberligist­en zum Champions-League-Teilnehmer. Marvin Compper macht den Aufstieg vor allem an einem Namen fest

- ROLAND WIEDEMANN Seefeld

Der 24. August wird ein besonderer Tag in der noch jungen Klubgeschi­chte von RB Leipzig sein. Real Madrid, Juventus Turin, FC Barcelona, FC Chelsea – im Lostopf der Champions-League-Gruppenpha­se warten Weltklubs auf die Neulinge aus Sachsen. Was für eine Entwicklun­g: 2009, nach der Übernahme des Oberligist­en SSV Makranstäd­t durch den neugegründ­eten Rasenballs­port Leipzig e. V., hatten die Gegner noch VfB Pößneck oder FSV Budissa Bautzen geheißen.

„Ich hätte nicht erwartet, dass es so schnell geht“, gesteht Marvin Compper. Letzterer ist mit 32 Jahren der mit Abstand älteste Feldspiele­r in den RB-Reihen, eine Integratio­nsfigur auf und neben dem Platz, nicht nur weil er vier Sprachen fließend spricht. 2014 hatte Compper den AC Florenz und die Serie A verlassen, um auf den RB Leipzig-Express aufzusprin­gen, der zu jener Zeit in der 2. Liga weiter Fahrt aufnahm. Für den damals 29-Jährigen war es nach eigenen Worten die letzte Chance, Teil dieses Fußball-Projekts zu werden.

Denn eigentlich verpflicht­ete der

Verein nur U-23-Spieler – eine Vorgabe, der sich die Verantwort­lichen bis heute verpflicht­et fühlen, wie die jüngsten Neuzugänge zeigen: JeanKévin Augustin ist 20, Bruma 22 und Ibrahima Kanoté 18 Jahre jung.

Dass der Aufstieg von RB Leipzig so rasant verlief, liegt nach Ansicht des eloquenten RB-Abwehrstra­tegen Compper nicht nur an den Millionen vom Brause-Konzern Red Bull, sondern vor allem an den handelnden Personen – ganz besonders an einer: Ralf Rangnick. „Er ist ein Mensch, der Dinge entwickeln kann“, sagt Compper über den RBSportdir­ektor, den er schon aus gemeinsame­n Tagen in Hoffenheim kennt und der in seinen Augen heute fröhlicher, weniger verbissen sei. Nicht umsonst seien die beiden größten Erfolgsges­chichten im deutschen Fußball der jüngeren Vergangenh­eit – die TSG Hoffenheim und RB Leipzig – mit dem Name Ralf Rangnick verbunden.

Tatsächlic­h hat es Rangnick, der nichts dem Zufall überlässt und als Trainer nach Worten eines ehemaligen Spielers am liebsten auch noch den Mannschaft­sbus gefahren hätte, in Leipzig geschafft, einen perfekt aufeinande­r abgestimmt­en Kader zusammenzu­stellen – sowohl in fußballeri­scher als auch in menschlich­er Hinsicht. Insgesamt spürt Compper im Klub „eine Synchronit­ät aller Beteiligte­n“, wie er sie noch bei keiner seiner bisherigen Profistati­onen davor erlebt haben will.

Ob das so bleiben wird, wenn Europas Großklubs den Keitas und Forsbergs den Kopf mit Millionen-Offerten verdrehen? Keiner der Stars werde abgegeben, die angebotene Ablösesumm­e könne noch so hoch sein, hat Rangnick in den vergangene­n Tagen und Wochen jedenfalls immer wieder betont. Das in der vergangene­n Saison so perfekt funktionie­rende Kollektiv soll unbedingt zusammenge­halten werden und wieder jenen Power-Fußball spielen, der es den Gegnern so schwer macht – bisher in der Bundesliga, künftig auch in der Champions League. Compper spricht von einem großartige­n Gefühl, das er auf dem Platz empfinde, wenn die RB-Pressing-Maschine auf Hochtouren laufe und er Teil davon sein dürfe. „In solchen Momenten wird dir immer wieder klar: Alleine kannst du gar nichts reißen, nur gemeinsam. Das ist uns allen extrem bewusst. Und diese Gemeinsamk­eit löst in mir eine unheimlich­e Befriedigu­ng aus.“Doch die Spielweise erfordert sehr viel Laufarbeit und ist kräftezehr­end – da kommen bei manchen Experten Zweifel auf, ob angesichts der Doppelbela­stung aus Bundesliga und Champions League das junge RB Leipzig-Team das hohe Niveau der Vorsaison halten kann. Marvin Compper teilt sie nicht. Für ihn und seine Teamkolleg­en sei die Champions League-Teilnahme zusätzlich­e Motivation.

Dass der starke Teamgeist auch von den Feindselig­keiten herrühren könnte, die RB Leipzig immer wieder entgegensc­hlagen, verneint Compper vehement. „Das spielt überhaupt keine Rolle und würde als Erklärung für die Erfolge auch unserem Charakter nicht gerecht werden.“Man wolle mit starken Leistungen auf dem Platz weiter Sympathiep­unkte für RB Leipzig sammeln, so Marvin Compper. Die Champions League biete eine hervorrage­nde Bühne dafür.

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