Jede Menge Wortwitz unterm Zirkusdach
Leonhard-Wagner-Schule startet nicht nur mit Hänsel und Gretel im Beamtendeutsch
Nationale und internationale bekannte Slammer eröffneten im Zirkuszelt die LewaziWoche der Leonhard-WagnerSchule. Und das Opening kam bestens an. „Ich war total begeistert vom Wortwitz und der hohen Qualität der Texte“, sagte beispielsweise eine begeisterte Zuschauerin.
Frank Klötgen, „der beste lebende deutschsprachige Bühnenlyriker“(Zitat von Alex Burkhard) zeigte mit einer kleinen Hommage an Rimsky-Korsakow „Der Hummelflug“seine wahre literarische Größe. „Mir ist es wichtig, dass auch im Poetry Slam der literarische Anspruch erhalten bleibt“, sagte Klötgen. So veränderte er Gedichte von Schiller (z. B. „Die Glocke“) und Goethe in Poetrymanier. Klötgen ist Sänger und Texter der Band Marilyn’s Army.
1998 wurde er für die Hyperfiction Aaleskorte der Ölig von der
Zeit mit dem Pegasus-Preis ausgezeichnet. Zudem veranstaltet er seit 2005 die Essener Slam-Show „Grend Slam“, ist Mitglied der Berliner Lesebühne „Berliner Wald“und des Slam-Teams „Agrar Berlin“.
Helge Goldschläger, der Leiter von Slam-Workshops im In- und Ausland, ließ die Zuschauer sich kurzzeitig wie in einem Fußballstadion fühlen, als er „Hartmut ist Fußballfan! Nein, Hartmut ist Fußballgott!“vortrug.
Tipps zum Verfassen eigener Texte
Zudem gab er für interessierte Jungliteraten im Publikum Tipps zum Verfassen eigener Texte, wobei er selbst zugegebenermaßen aber nie über die Überschrift und das Vorwort hinauskommt. Eine Zuschauerin sagte, sie fühle sich, als wäre sie gerade auf der Zulassungsstelle oder im Finanzamt, als Goldschläger Hänsel und Gretel in Beamtendeutsch vortrug.
Der Nerd und Gewinner des Bayernslam 2016, Yannik Sellmann, begeisterte vor allem das junge Publikum bereits am Vormittag bei der Schüleraufführung. So äußerte sich eine Schülerin zu einem Text zu Facebook: „Mir geht es genauso. Entweder du wirst geliked oder gehated, ein gesundes Mittelmaß gibt es nicht. Du bist immer damit beschäftigt, dich so gut wie möglich zu präsentieren, das ist extrem anstrengend.“
Der an Autismus leidende Sellmann gab einen Einblick in seine eigene Schulzeit: „Während meine Mitschüler am Tag nach der Party mit dem Kater zu kämpfen hatten, kämpfte ich mit den Nebenwirkungen meiner Medikamente.“
Maike Harms, die Gewinnerin des Bayernslam 2014 und ausgebildete Poesiepädagogin erklärte, dass sie ihre Begeisterung für Sprache und Poesie mit den Menschen teilen möchte. Sie beendete den Abend mit den Worten „Ich komme gerne wieder nach Schwabmünchen zu einem so aktiven und lebendigen Publikum.“
Dem schloss sich auch Helge Goldschläger an und hofft auf eine baldige erneute Zusammenarbeit mit den Schwabmünchner Schulen. „Die Atmosphäre im Zirkuszelt war gigantisch“, sagte Klötgen, der an manchen Abenden Säle mit bis zu 1200 Menschen füllt.
Und über dieses Lob freuten sich auch die Organisatoren Eva Sako und Claudia Eibl, die auf eigene Initiative hin die Slammer anwarben.