Aufmerksam machen, Verständnis erzeugen
Das Leonhard-Wagner-Gymnasium ist in Schwaben die einzige „Schule mit Inklusionsprofil“. Was bedeutet das? Wie bringt man Schülern die Thematik näher?
Ein gigantisches Programm stellte das LeonhardWagner-Gymnasium Schwabmünchen unter der Leitung von Studiendirektorin Marianne Mayer für den Tag der Inklusion zusammen, an dem sich alle Jahrgangsstufen beteiligten und dabei viele neue Erfahrungen machten.
Schule mit Inklusionsprofil, so darf sich das Leonhard-WagnerGymnasium seit 2013 nennen. Das bedeutet, dass diese Schwabmünchner Schule vom Kultusministerium eine Vorreiterrolle in Sachen Inklusion hat. Zu diesem Titel kam das Gymnasium, weil sein guter Ruf zu diesem Thema seit Jahren bekannt ist. Besonders intensiviert wurde das Bemühen um Schüler mit Handicap unter der vorherigen Schulleiterin Germana Winkelbauer. Dabei wurde sie intensiv unterstützt von Marianne Mayer, die jetzt als Mitglied der Schulleitung die Leiterin des Inklusionsteams ist.
Was sieht sie als ihre oberste Aufgabe in diesem Zusammenhang? „Wir wollen nicht nur in der Schule auf das Thema aufmerksam machen, dafür sensibilisieren und zum Nachdenken anregen, sondern auch in der Öffentlichkeit zu einem Umdenken verhelfen.“Um diese Aufgabe gut bewältigen zu können, nahm das ganze Inklusionsteam eine ganz Reihe von Fortbildungen auf sich.
Aus dem Erlernten und den Erfahrungen entstand der bisher einmalige Inklusionstag, der ein extrem breites Angebot für die Schüler bietet: Erfahren, wie es ist, blind oder sehgeschwächt zu sein, im Rollstuhl oder gehbehindert sich zu bewegen, körperliche oder geistige Gebrechen haben – das war der eine Teil. Der andere bemühte sich darum, Probleme der Menschen mit Behinderung zu erkennen, Verständnis für sie zu erzeugen, den richtigen Umgang mit ihnen zu pflegen, ihnen hilfreich zur Seite zu stehen. All das wurde in verschiedensten Arbeitskreisen und Workshops erfahren, erlernt, eingeübt. Da waren nicht nur die Fächer Deutsch und Sport gefragt, sondern auch Kunst und Musik. Da wurden Ausschnitte aus einem Musical gezeigt, rechtliche Problematiken dargestellt, eine Ausstellung mit dem Thema Barrierezonen von Till Mayer geboten und vieles mehr.
wenn die Anzahl der Menschen mit Behinderung an der Schule relativ klein ist, Marianne Mayer ist froh, ihnen große Beachtung zukommen lassen zu können: „Wir haben Autisten, Hör-, Seh- und Körperbehinderte, Mutisten, chronisch Kranke und mehr. Ihnen allen eine Chance auf eine gute Ausbildung zu geben, das ist sehr wichtig für ihr späteres Leben.“
Dafür wird an der Schule viel getan: Da gibt es Zusatzunterricht, Nachteilsausgleichsmaßnahmen (Zeitverlängerung bei Prüfungen, Vorleser, separate Räume, besonders große Vorlagen, Schulbegleiter im Unterricht) sowie externe Mobizu le sonderpädagogische Dienste (MSD), und viele weitere Hilfestellungen. Das alles ist natürlich mit Zusatzaufwand für die Schulleitung und die Lehrkräfte verbunden, „den die meisten Kollegen aber gerne auf sich nehmen und sehr engagiert sind“, so Mayer. Sie machte allerdings nicht nur bei den Lehrern gute Erfahrungen: „Die Schüler haben quasi keine Berührungsängste, verhalten sich sehr unkompliziert, sind verständnis- und rücksichtsvoll.“
Die Vorreiterrolle des Gymnasiums Schwabmünchen in Sachen Inklusion ist nicht zu übersehen, es ist in Schwaben einzigartig und in BayAuch ern gibt es nur wenige ähnliche Einrichtungen. „Wir wollen an unserer Schule Mut machen zur Integration und Inklusion“, sagt Mayer.
Weil sie sich so stark für diesen Themenbereich engagiert und ihr Einsatz weit über die Grenzen Schwabmünchens hinaus bekannt ist, erhielt sie eine Einladung zum Bürgerfest des Bundespräsidenten in den Park von Schloss Bellevue, wo mit ihr andere Ehrenamtliche und beruflich Engagierte gewürdigt werden. O Das Inklusionsteam Marianne May er, Pamela Göttler, Peter Schafhirt und Bettina Schaumann.