Sportskanonen mit klaren Zielen
Eine körperliche Einschränkung muss nicht bedeuten, dass man seinen Alltag nicht problemlos meistern kann. Leon Ruef und Celine Rother stehen auf eigenen Beinen, nur ein paar Hilfsmittel sind nötig
Unter dem großen Begriff „Menschen mit Behinderung“gibt es solche, die viel Hilfe benötigen, um ihr Leben zu meistern. Unter das Thema Inklusion fallen aber auch Jugendliche wie Leon Ruef und Celine Rother, die zwar durch ein Handicap eingeschränkt sind, aber ihren Alltag mit ein bisschen Organisation problemlos meistern. Und nebenbei auch ganz schön sportlich sind.
Wenn Leon Ruef an den Rollstuhl gefesselt ist, spielt er meist Basketball: Der Achtklässler der Mittelschule Nord spielt bei den Auxburg Baskets, der OberligaMannschaft des SV Reha Rollstuhlbasketball. Dabei ist es gut, im Sitz festgeschnallt zu sein, denn bei den Spielen geht es ordentlich zur Sache und man könnte leicht herausgeschleudert werden. Zweimal pro Woche trainiert er mit der Mannschaft, am Wochenende geht es zu Spielen und Turnieren. Abseits des Basketballplatzes lässt er den Stuhl aber meistens in der Ecke stehen: „Ich brauche ihn auch nicht.“
Leon Ruef hat einen offenen Rücken und Muskellähmungen. Mit stabilisierenden Manschetten kann er aber sehr gut laufen, nur nicht ganz so schnell. „Aber hier in der Schule ist mein Klassenzimmer im Erdgeschoss, das ist ganz praktisch“, sagt er. Nur ein, zweimal im Jahr geht es in den Chemiesaal im obersten Stockwerk: „Aber da komme ich auch hin, nur geht es halt etwas langsamer als bei meinen Mitschülern.“
Und so erwartet er eigentlich auch nur, dass man ihn nicht in Watte packt: „Die Lehrer haben am Anfang schon mehr aufgepasst. Aber das brauche ich nicht und ich habe auch allen gesagt, dass sie mich nicht anders behandeln sollen“, sagt Leon Ruef. Das funktioniere auch sehr gut. Im normalen Unterricht sowieso, nur wenn es beim Sport an Disziplinen wie Weitsprung geht, muss er passen. Aber bei Fußball oder Basketball spielt er mit und beim Laufen greift er auf seinen Rollstuhl zurück. Genau wie bei Wandertagen, wenn längere Strecken zurückgelegt werden müssen. Für seine berufliche Zukunft könnte sich der Achtklässer einen Job in einer Apotheke vorstellen. Chemie ist sein Lieblingsfach, ein Praktikum bei der Falken-Apotheke in Königsbrunn hat ihm viel Spaß gemacht.
Auch Celine Rother hat schon ein konkretes Ziel vor Augen: Sie könnte sich eine Laufbahn als Köchin vorstellen. Das ist ihr Lieblingsfach in der Schule und den Beruf hat sie auch schon bei einem Praktikum im Hotel Zeller ausprobiert. Als Alltagshelfer braucht sie nur einen fast unsichtbaren Schlauch im Ohr. Die 16-Jährige ist schwerhörig, doch mit dem Gerät kann sie dem Unterricht problemlos folgen. „Meine Mitschüler wissen, dass sie langsam und deutlich sprechen müssen“, sagt sie.
Das Gerät trägt Celine Rother fast immer, nur zum Schlafen und unter der Dusche kommt es heraus: „Auch dann höre ich aber noch ein bisschen, aber nicht mehr so gut.“In den ersten vier Schuljahren hat sie die Förderschule für Hörgeschädigte besucht, danach wechselte sie auf die Mittelschule Königsbrunn. Probleme macht ihr das Handicap im Alltag gar nicht. Sie bedauert nur, dass sie sich jetzt ein neues Hobby suchen muss, weil ihre Fußballmannschaft aufgelöst wurde.