Schwabmünchner Allgemeine

Sportskano­nen mit klaren Zielen

Eine körperlich­e Einschränk­ung muss nicht bedeuten, dass man seinen Alltag nicht problemlos meistern kann. Leon Ruef und Celine Rother stehen auf eigenen Beinen, nur ein paar Hilfsmitte­l sind nötig

- VON ADRIAN BAUER Königsbrun­n

Unter dem großen Begriff „Menschen mit Behinderun­g“gibt es solche, die viel Hilfe benötigen, um ihr Leben zu meistern. Unter das Thema Inklusion fallen aber auch Jugendlich­e wie Leon Ruef und Celine Rother, die zwar durch ein Handicap eingeschrä­nkt sind, aber ihren Alltag mit ein bisschen Organisati­on problemlos meistern. Und nebenbei auch ganz schön sportlich sind.

Wenn Leon Ruef an den Rollstuhl gefesselt ist, spielt er meist Basketball: Der Achtklässl­er der Mittelschu­le Nord spielt bei den Auxburg Baskets, der OberligaMa­nnschaft des SV Reha Rollstuhlb­asketball. Dabei ist es gut, im Sitz festgeschn­allt zu sein, denn bei den Spielen geht es ordentlich zur Sache und man könnte leicht herausgesc­hleudert werden. Zweimal pro Woche trainiert er mit der Mannschaft, am Wochenende geht es zu Spielen und Turnieren. Abseits des Basketball­platzes lässt er den Stuhl aber meistens in der Ecke stehen: „Ich brauche ihn auch nicht.“

Leon Ruef hat einen offenen Rücken und Muskellähm­ungen. Mit stabilisie­renden Manschette­n kann er aber sehr gut laufen, nur nicht ganz so schnell. „Aber hier in der Schule ist mein Klassenzim­mer im Erdgeschos­s, das ist ganz praktisch“, sagt er. Nur ein, zweimal im Jahr geht es in den Chemiesaal im obersten Stockwerk: „Aber da komme ich auch hin, nur geht es halt etwas langsamer als bei meinen Mitschüler­n.“

Und so erwartet er eigentlich auch nur, dass man ihn nicht in Watte packt: „Die Lehrer haben am Anfang schon mehr aufgepasst. Aber das brauche ich nicht und ich habe auch allen gesagt, dass sie mich nicht anders behandeln sollen“, sagt Leon Ruef. Das funktionie­re auch sehr gut. Im normalen Unterricht sowieso, nur wenn es beim Sport an Diszipline­n wie Weitsprung geht, muss er passen. Aber bei Fußball oder Basketball spielt er mit und beim Laufen greift er auf seinen Rollstuhl zurück. Genau wie bei Wandertage­n, wenn längere Strecken zurückgele­gt werden müssen. Für seine berufliche Zukunft könnte sich der Achtklässe­r einen Job in einer Apotheke vorstellen. Chemie ist sein Lieblingsf­ach, ein Praktikum bei der Falken-Apotheke in Königsbrun­n hat ihm viel Spaß gemacht.

Auch Celine Rother hat schon ein konkretes Ziel vor Augen: Sie könnte sich eine Laufbahn als Köchin vorstellen. Das ist ihr Lieblingsf­ach in der Schule und den Beruf hat sie auch schon bei einem Praktikum im Hotel Zeller ausprobier­t. Als Alltagshel­fer braucht sie nur einen fast unsichtbar­en Schlauch im Ohr. Die 16-Jährige ist schwerhöri­g, doch mit dem Gerät kann sie dem Unterricht problemlos folgen. „Meine Mitschüler wissen, dass sie langsam und deutlich sprechen müssen“, sagt sie.

Das Gerät trägt Celine Rother fast immer, nur zum Schlafen und unter der Dusche kommt es heraus: „Auch dann höre ich aber noch ein bisschen, aber nicht mehr so gut.“In den ersten vier Schuljahre­n hat sie die Förderschu­le für Hörgeschäd­igte besucht, danach wechselte sie auf die Mittelschu­le Königsbrun­n. Probleme macht ihr das Handicap im Alltag gar nicht. Sie bedauert nur, dass sie sich jetzt ein neues Hobby suchen muss, weil ihre Fußballman­nschaft aufgelöst wurde.

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Foto: Mittelschu­le Königsbrun­n Der Achtklässl­er Leon Ruef spielt bei den Auxburg Baskets, der Oberliga Mannschaft des SV Reha Roll stuhlbaske­tball.
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Foto: Adrian Bauer Man muss schon ganz genau hinschauen, um die Kabel des Hörgeräts in Celine Rothers Ohr zu sehen.

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