Ein Dankeschön reicht ihr schon
Die Bobingerin Gerda Fleig engagiert sich seit 47 Jahren für Menschen mit Behinderung und gründete einen Verein zur Selbsthilfe. Für ihr Ehrenamt wird sie ausgezeichnet
Vor 47 Jahren wurden Behinderte noch vor der Öffentlichkeit versteckt, sagt Gerda Fleig. „Da hat sich bis heute viel getan.“Auch aufgrund ihrer Arbeit kann sie heute sagen: „Die Akzeptanz körperbehinderter Menschen ist zum großen Teil da. Jetzt muss noch erreicht werden, dass man als Behinderter als vollwertiger Mensch anerkannt wird.“Im Rahmen einer Feierstunde im Max-Joseph-Saal der Residenz München zeichnete die Staatsministerin für Arbeit und Soziales, Familie und Integration Emilia Müller 18 Persönlichkeiten aus Bayern mit der Bayerischen Staatsmedaille für soziale Verdienste aus. Unter ihnen auch die Bobingerin Gerda Fleig, die sich seit Jahrzehnten als Vorsitzende für den Verein „Selbsthilfe Körperbehinderter Bereich Augsburg“einsetzt.
Fleig war Mitbegründerin des Vereins vor 47 Jahren. „Ich habe selbst eine Behinderung und lag damals lange in der Hessingklinik“, erinnert sie sich zurück. „Mit im Zimmer war eine Frau, die schwer an Polio (Kinderlähmung) erkrankt war. Im gemeinsamen Gespräch wurde die Idee zu unserem Verein geboren.“Ermutigt vom ehemaligen Bundestagsabgeordneten Anton Ott rief Fleig den Verein ins Leben und setzt sich seither für die Belange behinderter Menschen ein.
Im Verein hat es Fleig, die sehr von ihrem Mann in ihrer Arbeit unterstützt wird, überwiegend mit körperlich behinderten Menschen zu tun. „Aber auch hier spielt die Psyche eine große Rolle“, macht sie klar. Immerhin habe man schon als nicht behinderter Mensch oft mit psychischen Problemen und Belastungen zu kämpfen. „Behinderte Menschen sind hier nicht anders gestrickt.“Das müssen die Menschen noch verstehen. Denn genau dort noch die meisten Barrieren zu finden: „Die Barrieren an Gebäuden oder Bahnhöfen werden immer mehr abgebaut – mit denen in den Köpfen tut man sich schwerer.“
Dabei ist das nicht ihr erstes Ziel. „Wir wollen für die da sein, denen es schlechter geht“, sagt Fleig. Staatsministerin Müller hob in ihrer Laudatio die Schwerpunkte von Fleigs Arbeit hervor: „Sie setzt sich gemeinsam mit ihrem Mann besonders für die Interessen und Belange körperbehinderter Menschen in der Region Augsburg ein. Sie schafft Freizeitangebote und sorgt so dafür, dass der Behindertenkreis am gesellschaftlichen Leben aktiv teilnehseien men kann.“Zu den jährlichen Veranstaltungen gehören Kegelrunden, Tagesausflüge, Fahrrad- und Rollstuhltouren, Schwimmveranstaltungen, Gartenfeste und Ausflüge zu Musicals, Konzerten und vielem mehr.
Außerdem ist Fleig Mitglied im Team der ehrenamtlichen Wohnberatung des Landratsamts Augsburg. Viel Einsatz, den die Mittsiebzigerin als selbstverständlich ansieht. „Ich will eigentlich nicht so in der Öffentlichkeit stehen“, sagt sie mit Hinweis auf die jüngst erhaltene Ehrung. „Es ist für mich seit der Jugend selbstverständlich, dass ich anderen helfe.“Ein Dankeschön reicht Fleig. Es sei einfach ein gutes Gefühl, wenn man jemanden unterstützen könne, der gehandicapt ist.
Aufhören kommt für Fleig nicht in Frage. Den Vereinsvorsitz abgeben dagegen schon. „Wenn sich ein geeigneter Nachfolger findet, bin ich gerne bereit, diese Verantwortung in jüngere Hände zu legen“, sagt Fleig. „Trotzdem werde ich mich weiter ehrenamtlich engagieren. Das eine hat mit dem anderen ja nichts zu tun.“Und es gibt so viele Möglichkeiten, sich ehrenamtlich zu betätigen und zu helfen. „Nicht jeder kann mit Behinderten umgehen“, sagt Fleig. Aber es gäbe ja auch Flüchtlingshilfe, AltenheimBesuchsdienste, Kinderbetreuung und unzähliges mehr.
Wichtig sei: „Selbst aktiv werden und sich das Passende suchen“, rät Fleig. Und dann kann man vielleicht auch einmal auf 47 Jahre Ehrenamt zurückblicken.