Schwabmünchner Allgemeine

Langzeitar­beitslose sollen besser betreut werden

Warum der Vorstand der Arbeitsage­ntur das Problem jetzt zur Chefsache macht

- Nürnberg

Die Blaupause steht, spätestens bis zum Jahresende sollen erste Projekte anlaufen: Nach nicht einmal einem halben Jahr im Amt demonstrie­rt der neue Vorstandsc­hef der Bundesagen­tur für Arbeit Entschloss­enheit im Kampf gegen Langzeitar­beitslosig­keit. Detlef Scheele macht sich ein Problem zur Chefsache, das seit Jahren bleischwer auf den Schultern des BAVorstand­s lastet.

Er will in kleinem Maßstab demonstrie­ren, dass mit der notwendige­n Entschiede­nheit und ausreichen­d Geld beim Abbau der Langzeitar­beitslosig­keit weitaus mehr möglich ist, als es bisher den Anschein hatte. Das Gesamtprog­ramm habe er erst in der vergangene­n Woche bei einem Treffen mit den Chefs der BA-Regionaldi­rektionen in Offenbach vereinbart, berichtet der Nachfolger von Frank-Jürgen Weise. „Dafür haben wir jetzt Regionen ausgewählt. Wir haben die Chefs der Regionaldi­rektionen gebeten, besonders ,belastete‘ Regionen zu nennen. Das ist erfolgt, wir wären also startklar.“

Zentral ist für den Bundesagen­tur-Chef die Prävention: Scheele will Jugendlich­e mit einer Datenbank auf dem Weg von der Schule bis ins Berufslebe­n lückenlos begleiten. Keiner dürfe in diesem Lebensabsc­hnitt verloren gehen, macht er immer wieder klar. Zu viele Jugendlich­e landeten derzeit noch als Unoder Angelernte perspektiv­los in der Arbeitslos­enstatisti­k.

Zudem strebt Scheele eine engere Kooperatio­n der Jobcenter etwa mit den kommunalen Jugendämte­rn an. In manchen Fällen müssten erst Lösungen für familiäre Probleme gefunden werden, bevor man an eine Job-Vermittlun­g denken könne. Helfen könnten eine Schuldnerb­eratung, eine Therapie oder einfach nur die Vermittlun­g eines Krippenpla­tzes. Das erfordere in den Jobcentern und Arbeitsage­nturen aber ein grundlegen­des Umdenken.

Sollte die intensiver­e Betreuung nicht fruchten, plant Scheele einen sozialen Arbeitsmar­kt: Für schwer vermittelb­are Langzeitar­beitslose will die Bundesagen­tur öffentlich geförderte Jobs anbieten – vor allem dort, wo sich Bundesländ­er an der Finanzieru­ng der Stellen beteiligen. Das sei aber nur für wenige Betroffene geplant, stellt Scheele klar.

Gleichwohl warnt er vor überzogene­n Erwartunge­n an sein Paket: „Wir haben Mittel im SGB II (Grundsiche­rung), aber die reichen nicht für größere Sprünge.“

Der Problemdru­ck ist jedenfalls groß – auch wenn die Zahl der Langzeitar­beitslosen binnen Jahresfris­t um rund 90000 gesunken ist. Mit gut 900000 stellen die, die länger als ein Jahr arbeitslos sind, immer noch einen großen Block in der Arbeitslos­enstatisti­k.

Der früher für die Arbeitsmar­ktpolitik zuständige Agentur-Vorstand Heinrich Alt brachte es unlängst auf den Punkt: „Der deutsche Sozialstaa­t bleibt noch immer unter seinen Möglichkei­ten“, formuliert­e er. Derzeit seien zu viele Mitarbeite­r in den Jobcentern mit dem Erstellen von Hartz-IV-Bescheiden beschäftig­t, zu wenige mit der Jobvermitt­lung.

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