Mehr als nur ein paar Platten auf dem Dach
Die Lechwerke testen in der Wertachau ein intelligentes Stromnetz und finden dabei einen dankbaren Partner. Warum ein Kunde nicht nur Photovoltaik nutzt und was er heute anders machen würde
Ein wenig führte wohl auch der Zufall Regie, als die Lechwerke und Andreas Koch zusammenfanden. Der Energieanbieter war 2012 gerade dabei, im Schwabmünchner Stadtteil Wertachau das Projekt „Smart Operator“zu starten, als Andreas Koch sich dort für sich und seine Familie ein Haus kaufen wollte: „In diesem Zuge drückte mir der Vorbesitzer ein Flugblatt der LEW in die Hand.“Es war die Einladung zu einer Informationsveranstaltung zu dem geplanten Projekt. Koch, Ingenieur von Beruf, wurde neugierig. Inzwischen hat er auch den Abschluss des Feldversuchs mit einem „intelligenten Stromnetz“begleitet.
Koch erinnert sich noch gut: „Bei der ersten Veranstaltung war für viele die Möglichkeit, günstig einen Glasfaseranschluss fürs schnelle Internet zu bekommen, der größte Anreiz“, erinnert er sich. Doch der Ingenieur war auch von der Grundidee fasziniert. „Die Möglichkeiten, die Steuerung und Automation bieten, haben mich schon immer fasziniert“, gibt er zu. Ohne zu wissen, was dieses Projekt mitbringt, hat er sich schon im Vorfeld mit dem Thema befasst. „Ich habe damals ein Produkt der LEW gebucht, in dem ein Smart-Home-Startpaket dabei war“, erzählt er. Mit diesem hat er die Heizkörperthermostate und Lichtschalter auf intelligentes Management umgestellt. Die Lechwerke boten ihm dann noch weitere Möglichkeiten. „Grundsätzlich wollte ich zuvor schon eine Photovoltaikanlage aufs Dach, vor allem mit der Möglichkeit der Eigennutzung des so gewonnenen Stroms“, so Koch. Die Lechwerke boten ihm nun wesentlich mehr.
Da an dem erworbenen Häuschen, Baujahr 1952, noch ein paar Sanierungsarbeiten fällig waren, ging Koch aufs Ganze. Rund 23 000 Euro investierte er am Ende. „Wir haben viele Leitungen ausgetauscht, was für das Projekt nicht notwendig gewesen wäre, aber Teil der Sanierung war“, erläutert der Ingenieur. Aufs Dach gab es eine Photovoltaikanlage mit einer Spitzenleistung von bis zu 4,85 Kilowatt. Im Keller steht nun ein Batteriespeicher, der 4,5 kW aufnimmt. Zu seiner privaten intelligenten Steuerung kam die Steuereinheit der LEW hinzu. Auch Waschmaschine, Trockner und Spülmaschine wurden „smart“.
Ein Preis für die zum Teil subventionierte Beschaffung der Geräte
der Umstand, dass die Lechwerke die Stromverbrauchsdaten im Koch’schen Haushalt nun in Echtzeit auswertet und das zentrale Gehirn des Smart Operators diese Erkenntnisse dazu nutzt, um den Stromfluss in der Siedlung besser zu steuern. „Mir war bewusst, dass wir hier einiges an Daten preisgeben, doch gestört hat mich das nicht. Wir geben ja nichts Besonderes preis“, erläutert Koch seine Ansicht.
Bei all der intelligenten Technik im Haus stellt Koch aber eines klar: „Das Denken wird einem noch nicht abgenommen.“So sind die Heizkörperthermostate immer noch selbst zu programmieren. „Und diese Einstellungen gilt es zu verfeinern“, so
Das System sorgt nur für die Umsetzung mithilfe der vorgegebenen Daten.
Was Koch viel mehr gefallen hat, waren die beiden Elektroautos, die den Bewohnern der Siedlung zur Verfügung gestellt wurden. „Das war richtig toll. Mein Fahrverhalten hat sich dadurch massiv geändert“, sagt er und ist überzeugt: „Auch wenn in Sachen E-Mobilität bei uns einiges verschlafen wurde, ist das die Zukunft.“
Die Frage, ob sich seine Investitionen irgendwann rechnen, beantwortet Koch zurückhaltend. „Eine Berechnung sagt, dass es wohl 20 Jahre dauert, bis sich meine Investitionen rechnen. Aber da ist die Lewar
bensdauer der Photovoltaikanlage nicht mit einberechnet“, erklärt er. Bei den heutigen Preisen würde sich alles schneller amortisieren.
In der jährlichen Stromkostenabrechnung sehe er den Effekt der intelligenten Netzsteuerung schon, wie der Ingenieur erläutert: „Wenn der Batteriespeicher voll ist und die Sonne weiter Energie liefert, startet das System die Wasch- oder Spülmaschine. So haben wir deutlich mehr selbst erzeugten als zugekauften Strom genutzt.“Allerdings wurmt es ihn ein wenig, bei der Heizungssanierung ein wenig zu schnell gewesen zu sein. „Hätten wir da eine Wärmepumpe eingesetzt, wäre der Spareffekt noch größer geweKoch.
sen“, ist er überzeugt. Von der Idee der intelligenten Stromverteilung ist Koch überzeugt. Zumal es sich heute noch schneller auch für den Verbraucher rentieren würde als vor fünf Jahren, „denn die Preise für die Batteriespeicher sind inzwischen um rund 50 Prozent gefallen“.
Koch ist schon ein wenig stolz darauf, ein aktiver Teil der Energiewende gewesen zu sein, auch wenn der Weg dorthin in seinen Augen noch lange ist. „Es muss nicht nur im rechtlichen Bereich noch viel umgedacht werden. Auch beim Kunden selbst muss sich viel, vor allem im Denken, ändern“, sagt er. Der Versuch in der Wertachau habe den Weg dazu gezeigt.