Schwabmünchner Allgemeine

Mehr als nur ein paar Platten auf dem Dach

Die Lechwerke testen in der Wertachau ein intelligen­tes Stromnetz und finden dabei einen dankbaren Partner. Warum ein Kunde nicht nur Photovolta­ik nutzt und was er heute anders machen würde

- VON CHRISTIAN KRUPPE Schwabmünc­hen

Ein wenig führte wohl auch der Zufall Regie, als die Lechwerke und Andreas Koch zusammenfa­nden. Der Energieanb­ieter war 2012 gerade dabei, im Schwabmünc­hner Stadtteil Wertachau das Projekt „Smart Operator“zu starten, als Andreas Koch sich dort für sich und seine Familie ein Haus kaufen wollte: „In diesem Zuge drückte mir der Vorbesitze­r ein Flugblatt der LEW in die Hand.“Es war die Einladung zu einer Informatio­nsveransta­ltung zu dem geplanten Projekt. Koch, Ingenieur von Beruf, wurde neugierig. Inzwischen hat er auch den Abschluss des Feldversuc­hs mit einem „intelligen­ten Stromnetz“begleitet.

Koch erinnert sich noch gut: „Bei der ersten Veranstalt­ung war für viele die Möglichkei­t, günstig einen Glasfasera­nschluss fürs schnelle Internet zu bekommen, der größte Anreiz“, erinnert er sich. Doch der Ingenieur war auch von der Grundidee fasziniert. „Die Möglichkei­ten, die Steuerung und Automation bieten, haben mich schon immer fasziniert“, gibt er zu. Ohne zu wissen, was dieses Projekt mitbringt, hat er sich schon im Vorfeld mit dem Thema befasst. „Ich habe damals ein Produkt der LEW gebucht, in dem ein Smart-Home-Startpaket dabei war“, erzählt er. Mit diesem hat er die Heizkörper­thermostat­e und Lichtschal­ter auf intelligen­tes Management umgestellt. Die Lechwerke boten ihm dann noch weitere Möglichkei­ten. „Grundsätzl­ich wollte ich zuvor schon eine Photovolta­ikanlage aufs Dach, vor allem mit der Möglichkei­t der Eigennutzu­ng des so gewonnenen Stroms“, so Koch. Die Lechwerke boten ihm nun wesentlich mehr.

Da an dem erworbenen Häuschen, Baujahr 1952, noch ein paar Sanierungs­arbeiten fällig waren, ging Koch aufs Ganze. Rund 23 000 Euro investiert­e er am Ende. „Wir haben viele Leitungen ausgetausc­ht, was für das Projekt nicht notwendig gewesen wäre, aber Teil der Sanierung war“, erläutert der Ingenieur. Aufs Dach gab es eine Photovolta­ikanlage mit einer Spitzenlei­stung von bis zu 4,85 Kilowatt. Im Keller steht nun ein Batteriesp­eicher, der 4,5 kW aufnimmt. Zu seiner privaten intelligen­ten Steuerung kam die Steuereinh­eit der LEW hinzu. Auch Waschmasch­ine, Trockner und Spülmaschi­ne wurden „smart“.

Ein Preis für die zum Teil subvention­ierte Beschaffun­g der Geräte

der Umstand, dass die Lechwerke die Stromverbr­auchsdaten im Koch’schen Haushalt nun in Echtzeit auswertet und das zentrale Gehirn des Smart Operators diese Erkenntnis­se dazu nutzt, um den Stromfluss in der Siedlung besser zu steuern. „Mir war bewusst, dass wir hier einiges an Daten preisgeben, doch gestört hat mich das nicht. Wir geben ja nichts Besonderes preis“, erläutert Koch seine Ansicht.

Bei all der intelligen­ten Technik im Haus stellt Koch aber eines klar: „Das Denken wird einem noch nicht abgenommen.“So sind die Heizkörper­thermostat­e immer noch selbst zu programmie­ren. „Und diese Einstellun­gen gilt es zu verfeinern“, so

Das System sorgt nur für die Umsetzung mithilfe der vorgegeben­en Daten.

Was Koch viel mehr gefallen hat, waren die beiden Elektroaut­os, die den Bewohnern der Siedlung zur Verfügung gestellt wurden. „Das war richtig toll. Mein Fahrverhal­ten hat sich dadurch massiv geändert“, sagt er und ist überzeugt: „Auch wenn in Sachen E-Mobilität bei uns einiges verschlafe­n wurde, ist das die Zukunft.“

Die Frage, ob sich seine Investitio­nen irgendwann rechnen, beantworte­t Koch zurückhalt­end. „Eine Berechnung sagt, dass es wohl 20 Jahre dauert, bis sich meine Investitio­nen rechnen. Aber da ist die Lewar

bensdauer der Photovolta­ikanlage nicht mit einberechn­et“, erklärt er. Bei den heutigen Preisen würde sich alles schneller amortisier­en.

In der jährlichen Stromkoste­nabrechnun­g sehe er den Effekt der intelligen­ten Netzsteuer­ung schon, wie der Ingenieur erläutert: „Wenn der Batteriesp­eicher voll ist und die Sonne weiter Energie liefert, startet das System die Wasch- oder Spülmaschi­ne. So haben wir deutlich mehr selbst erzeugten als zugekaufte­n Strom genutzt.“Allerdings wurmt es ihn ein wenig, bei der Heizungssa­nierung ein wenig zu schnell gewesen zu sein. „Hätten wir da eine Wärmepumpe eingesetzt, wäre der Spareffekt noch größer geweKoch.

sen“, ist er überzeugt. Von der Idee der intelligen­ten Stromverte­ilung ist Koch überzeugt. Zumal es sich heute noch schneller auch für den Verbrauche­r rentieren würde als vor fünf Jahren, „denn die Preise für die Batteriesp­eicher sind inzwischen um rund 50 Prozent gefallen“.

Koch ist schon ein wenig stolz darauf, ein aktiver Teil der Energiewen­de gewesen zu sein, auch wenn der Weg dorthin in seinen Augen noch lange ist. „Es muss nicht nur im rechtliche­n Bereich noch viel umgedacht werden. Auch beim Kunden selbst muss sich viel, vor allem im Denken, ändern“, sagt er. Der Versuch in der Wertachau habe den Weg dazu gezeigt.

 ?? Foto: Christian Kruppe ?? Andreas Koch mit seinem sanierten Häuschen. Von außen fallen nur die Photovolta­ikelemente auf, doch im Inneren steckt intelligen­te Stromtechn­ik.
Foto: Christian Kruppe Andreas Koch mit seinem sanierten Häuschen. Von außen fallen nur die Photovolta­ikelemente auf, doch im Inneren steckt intelligen­te Stromtechn­ik.

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