Schwabmünchner Allgemeine

Wirbel um AfD Mann in Asylbehörd­e

Warum die Versetzung des ehemaligen Landrat-Chauffeurs in Mühldorf den Flüchtling­srat auf die Palme bringt

- VON MICHAEL BÖHM Mühldorf/Augsburg »Kommentar

Die einen sprechen von einem zynischen Akt gegenüber Flüchtling­en. Die anderen davon, dass der „Bock zum Gärtner“gemacht wurde. Und eine Flüchtling­shelferin aus Mittelfran­ken will genau das nun rückgängig machen. Innerhalb weniger Tage sammelte sie hunderte Unterschri­ften gegen die Entscheidu­ng des Landrats im oberbayeri­schen Mühldorf am Inn, ein Mitglied der rechtspopu­listischen Alternativ­e für Deutschlan­d (AfD) ausgerechn­et in die Asylbehörd­e des Landratsam­tes zu versetzen.

Was war passiert? Wie berichtet, war es zwischen Landrat Georg Huber (CSU) und seinem langjährig­en Chauffeur und Fuhrparkle­iter Martin Wieser zum Streit gekommen, als Huber herausfand, dass Wieser Mitglied der AfD ist. Der Landrat wollte seinen Fahrer daraufhin in den Bauhof versetzen, doch Wieser zog dagegen vor Gericht. Dort führte er zum einen gesundheit­liche Gründe ins Feld, zum anderen argumentie­rte er, dass die Zugehörigk­eit zu einer bestimmten Partei kein Hinderungs­grund für die Vertrauens­stellung als Chauffeur sei.

Die Anwälte Hubers sprachen dagegen von einer sensiblen Tätigkeit als Fahrer des Behördench­efs und einem zerrüttete­n Vertrauens­verhältnis, weil die AfD ein politische­r Gegner der CSU sei. Vor Gericht einigten sich beide Parteien schließlic­h auf einen Vergleich: AfD-Mann Wieser muss künftig doch nicht im Bauhof schuften, sondern wird als Sachbearbe­iter im Bereich Asyl eingesetzt.

Vom bayerische­n Flüchtling­srat erntete diese Entscheidu­ng sogleich scharfe Kritik. Da werde der Bock zum Gärtner gemacht, sagte Sprecher Alexander Thal. Ein Funktionär der AfD – Wieser ist Beisitzer im Vorstand des Kreisverba­ndes Mühldorf – habe in einer Ausländerb­ehörde nichts zu suchen. Thal forderte Landrat Huber daher auf, den Vergleich platzen zu lassen: „Wer als Landrat so wenig Sensibilit­ät an den Tag legt, einem solchen Vergleich zuzustimme­n, sollte selbst zur Arbeit auf dem Bauhof verdonnert werden.“

Auch für die ehrenamtli­che Flüchtling­shelferin aus Mittelfran­ken, die nun die Petition im Internet startete, ist der Vorgang „nicht nachvollzi­ehbar“. Die AfD und ihre Mitglieder seien als entschiede­ne Asylgegner bekannt, die AfD Mühldorf mache da keine Ausnahme. „Eine faire und neutrale Arbeit mit Asylsuchen­den ist durch diesen Mitarbeite­r nicht zu erwarten“, schreibt die Frau und fordert Landrat Huber auf, die Versetzung Wiesers rückgängig zu machen.

Noch weiter geht derweil der Vorsitzend­e des AfD-Kreisverba­ndes Mühldorf. Es sei „eine Freude und auch eine große Genugtuung für alle aufrechten Demokraten festzustel­len, dass ein CSU-Landrat hier mit seinem arroganten und selbstherr­lichen Handeln nicht durchgekom­men ist“, schreibt Oliver Mutsch auf der Internetse­ite seiner Partei und fordert Landrat Georg Huber zum Rücktritt auf.

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