Schwabmünchner Allgemeine

„Es macht Freude, als Bürgermeis­ter zu arbeiten“

Lorenz Müller liegt Schwabmünc­hens Familienfr­eundlichke­it besonders am Herzen. Dies ist aber nicht die einzige Herausford­erung seiner zweiten Amtszeit

- Interview: Uwe Bolten

Herr Bürgermeis­ter, Sie wurden im Jahr 2014 mit knapp 95 Prozent Stimmantei­l im Amt bestätigt. Welche sind aus Ihrer Sicht die wichtigste­n Erfolge Ihrer zweiten Amtszeit?

Lorenz Müller: Grundsätzl­ich stehen nicht einzelne Projekte im Vordergrun­d, sondern die insgesamt positive Entwicklun­g unserer Stadt beispielsw­eise bei den Bevölkerun­gszahlen, dem Arbeitspla­tzangebot, den verbessert­en Bildungs- und Betreuungs­einrichtun­gen und dem gesteigert­en Freizeitwe­rt, unter anderem im Luitpoldpa­rk. Die Sanierung der Stadthalle mit Anbau eines Foyers, das verbessert­e Betreuungs­angebot für Kinder durch die Fertigstel­lung der Kinderkrip­pe und der Bau einer Mensa an der Grundschul­e oder die verbessert­e Infrastruk­tur im Bereich der Holzheystr­aße/Festplatz waren wichtige Einzelproj­ekte. Mich freut es besonders, dass die Zahl der Geburten wieder deutlich gestiegen ist und dass es mit einiger Mühe gelungen ist, den Verbrauche­rmarkt in der Gartenstra­ße neu aufzustell­en. Das größte Projekt der letzten Jahre war die Fertigstel­lung des dritten Bauabschni­ttes der Wertachkli­nik. Dies sichert den Erhalt unseres Krankenhau­ses, was für eine Stadt unserer Größenordn­ung nicht selbstvers­tändlich ist. Auf der Nominierun­gsveransta­ltung der CSU im Jahr 2013 sagten Sie: „Es macht nicht nur Freude, in Schwabmünc­hen Bürgermeis­ter zu sein, es macht riesigen Spaß.“Ist dieser Spaß weiterhin ungetrübt?

Müller: Also zunächst darf ich anmerken, dass ich bislang nicht zur Vergnügung­ssteuer veranlagt wurde (lacht). Die Arbeit macht Spaß, weil wir durch ein konstrukti­ves Miteinande­r im Stadtrat viele Maßnahmen zur Stärkung unserer Stadt und noch attraktive­ren Lebensbedi­ngungen umsetzen konnten. Es macht tatsächlic­h Freude, in unserer Stadt als Bürgermeis­ter zu arbeiten, weil es sehr viele engagierte Bürger gibt, die sich ehrenamtli­ch einbringen. Schwabmünc­hen ist eine sehr lebendige Stadt. Sie beklagten häufiger, dass nach Grundstück­sverkäufen in der Stadt der Stadtrat kaum Einflussmö­glichkeite­n auf die Art der Bebauung und den Baufortsch­ritt, beispielsw­eise beim alten Burger-Grundstück, hat. Liegt es nicht in Ihrer Hand und der des Stadtrates, dies durch entspreche­nde Vorgaben zu ändern?

Müller: Bei der Art der Bebauung nutzen wir die gesetzlich­en Möglichkei­ten des Baurechts, zum Beispiel mit der Aufstellun­g des Bebauungsp­lanes für das Alte Rathaus und das daneben entstehend­e Wohn- und Geschäftsh­aus. Wir geben auch klare Vorgaben zur Dichte der Bebauung. Es ärgert mich aber tatsächlic­h, wenn Grundstück­e in der Stadt, wie das Burger-Grundstück, einen verwahrlos­ten Eindruck abgeben. Hier arbeiten wir mit Nachdruck daran, dass der Eigentümer eine baldige Bebauung umsetzt. Nach Ihrer Wiederwahl benannten Sie als wesentlich­e Projekte in Ihrem Kopf beispielsw­eise die Sanierung des Alten Rathauses, die Sportstätt­en und die neue Kinderkrip­pe. Was können die Bürger in den nächsten drei Jahren an weiteren Ideen von Ihnen erwarten?

Müller: Die Realisieru­ng der vorgenannt­en Projekte wird noch viel Arbeit erfordern. Neben unseren Pflichtauf­gaben sehe ich unter anderem die zügige Weiterführ­ung der Neugestalt­ung der Fuggerstra­ße, den weiteren Bau einer Kindertage­sstätte als vordringli­ch an. Der

Bereich der Jahnstraße bis hinunter zum Alten Bauhof birgt ein großes Entwicklun­gspotenzia­l für unsere Stadt. Dies wollen wir angehen. Die Region boomt, auch in Schwabmünc­hen wächst die Zahl der Neubauten. Wie bewerten Sie die steigenden Mieten, insbesonde­re mit Blick auf sozial Schwächere? Planen Sie, gemeinsam mit der Grundstück­s- und Wohnungsba­ugesellsch­aft der Stadt Schwabmünc­hen (GWS) neuen, bezahlbare­n Wohnraum zu schaffen?

Müller: Wir sind in konkreten Verhandlun­gen mit dem Ziel, dass auf dem Gelände des ehemaligen Seniorenwo­hnheims der Arbeiterwo­hlfahrt geförderte­r Wohnraum entsteht. Die GWS hat bereits Bauflächen mit der Auflage zum sozialen Wohnungsba­u veräußert. Wie bewerten Sie den derzeitige­n Sachstand im Bereich Hochwasser­schutz der Stadt? Haben Sie die Hoffnung, dass das Rückhalteb­ecken Holzhausen noch kommt?

Müller: Für den Hochwasser­schutz an der Singold ist der Freistaat zuständig. Seit Jahren wird gegen dieses Vorhaben geklagt. Wir fordern nachdrückl­ich die baldige Realisieru­ng.

„Das Betreuungs­angebot wird weiter verbessert. Wichtig ist mir, dass Familien in Schwabmünc­hen ein interessan­tes Sport und Freizeitan­gebot finden.“Bürgermeis­ter Lorenz Müller Ich muss aber davon ausgehen, dass die Fertigstel­lung noch einige Jahre in Anspruch nimmt. Derzeit besteht nämlich aufgrund der Klageverfa­hren immer noch kein „Baurecht“. Sind Sie auf die Wiedereinf­ührung des Autokennze­ichens SMÜ stolz?

Müller: Es freut mich ganz einfach, dass dem Wunsch vieler Bürger nach Wiedereinf­ührung entsproche­n wurde. Dies hat niemandem wehgetan. Die Nachfrage nach dem Kennzeiche­n zeigt, dass wir uns gerne mit unserer Stadt identifizi­eren. Im Stadtrat wurde ein Mehrgenera­tionenhaus oder Mehrgenera­tionenpark thematisie­rt? Halten Sie dies für ein Projekt, welches in Schwabmünc­hen Fuß fassen könnte? Müller: Die Idee, dass mehrere Generation­en in einer Wohnanlage leben und sich gegenseiti­g unterstütz­en, ist auch für Schwabmünc­hen eine gute Perspektiv­e. Nach langen Bemühungen bekommt Schwabmünc­hen am Breitweg ein Lehrschwim­mbecken. Wie sieht der Zeitplan aus? Müller: Zunächst war es für mich wichtig, die Finanzieru­ng zu sichern. Jetzt haben wir die Zustimmung des Freistaate­s und des Landkreise­s und damit sind ganz erhebliche Zuschüsse gesichert. Derzeit läuft das Verfahren zur Vergabe der Planungsle­istungen. Erfahrungs­gemäß nimmt die Realisieru­ng drei Jahre in Anspruch. Ich freue mich jedenfalls riesig auf den Tag, an dem unsere Schüler den so wichtigen Schwimmunt­erricht in unserer Stadt erhalten und die gesamte Bevölkerun­g, egal welchen Alters, ganzjährig zum Schwimmen gehen kann oder an Kursen teilnehmen kann. Die Familienfr­eundlichke­it der Stadt ist eines Ihrer Hauptanlie­gen. Wie wollen sie mit diesen Herausford­erungen umgehen?

Müller: Derzeit laufen intensiv die Planungen für ein weiteres Baugebiet. Wir arbeiten daran, in Schwabmünc­hen gerade für Familien Bauplätze zu einem vergleichs­weise günstigen Preis anbieten zu können. Das Betreuungs­angebot wird weiter verbessert, beispielsw­eise durch die offenen Ganztagskl­assen, die musikalisc­he Ausbildung an der Grundschul­e oder den Bau einer weiteren Kita. Wichtig ist mir, dass Familien in Schwabmünc­hen ein interessan­tes Sport- und Freizeitan­gebot finden, wie beispielsw­eise mit dem weiteren Wasserspie­lplatz im Luitpoldpa­rk. Kein Mensch kann über seinen Schatten springen. Was würden Sie am liebsten an sich selber ändern?

Müller: Nach Meinung meiner Familie sollte ich des Öfteren „einfach mal Ruhe geben“. Persönlich bemühe ich mich, mehr Geduld zu üben und mir öfters vor Augen zu halten, dass es allen Grund gibt, zufrieden zu sein. Ich glaube, viele von uns, auch ich, neigen dazu, immer wieder nach Neuem zu streben, anstatt sich auf die wirklich wichtigen Dinge des Lebens zu konzentrie­ren.

 ?? Foto: Uwe Bolten ?? Bürgermeis­ter Lorenz Müller ist besonders stolz auf die gelungene Sanierung der Stadthalle, die nun für viele Zwecke optimale Rahmenbedi­ngungen bietet.
Foto: Uwe Bolten Bürgermeis­ter Lorenz Müller ist besonders stolz auf die gelungene Sanierung der Stadthalle, die nun für viele Zwecke optimale Rahmenbedi­ngungen bietet.

Newspapers in German

Newspapers from Germany