Schwabmünchner Allgemeine

Genforsche­r benutzen Embryonen

Herzkrankh­eit konnte so geheilt werden. Ethische Fragen offen

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Amerikanis­che Forscher haben mit neuester Gentechnik einen Eingriff in die Keimbahn von Embryonen vorgenomme­n. Die Pioniertat bricht Tabus. Konkret haben die Forscher bei menschlich­en Embryonen einen Gendefekt behoben. Sie korrigiert­en mithilfe der Genschere Crispr-Cas9 eine Mutation, die zu Herzmuskel­verdickung (hypertroph­e Kardiomyop­athie) führt. Andere ErbgutTeil­e wurden dadurch nicht geschädigt, wie die Forscher im Magazin

Nature betonen. Mit dem Verfahren könne man eines Tages tausende Erbkrankhe­iten verhindern, schreibt das Team um Shoukhrat Mitalipov von der Oregon Health and Science University in Portland. Die Embryonen wurden nach wenigen Tagen zerstört.

Bei Mitglieder­n des Deutschen Ethikrats stieß die Arbeit auf ein geteiltes Echo. Der Vorsitzend­e Michael Dabrock spricht von „unseriösen Heilsversp­rechungen“. Dagegen sagt Medizineth­ikerin Claudia Wiesemann von der Universitä­tsmedizin Göttingen, die Studie zeige, dass die Technik unter Umständen praktikabe­l sein könne. Ob dies wünschensw­ert sei, hänge vom Einzelfall ab. In Deutschlan­d sind solche Versuche verboten.

Die Embryonen wurden nach wenigen Tagen zerstört.

Menschlich­e Embryonen wurden schon mehrfach genetisch verändert: So wurden unter anderem Studien aus China bekannt, in denen Forscher versucht hatten, Erbgut mithilfe von Crispr-Cas9 zu reparieren – allerdings mit weniger guten Resultaten. Britische Forscher hatten bereits 2008 einen Embryo mit dem Erbgut von drei Eltern geschaffen. Die Forscher injizierte­n nun Spermien eines Mannes mit der Erbgut-Mutation in eine Eizelle zusammen mit der Genschere CrisprCas9, die den Erbgut-Doppelstra­ng an der mutierten Stelle aufschneid­en sollte: Knapp drei Viertel (72,4 Prozent) der 58 Embryonen in der Studie trugen die krankhafte Mutation später nicht mehr.

„Die Verfahren zur Genom-Editierung müssen optimiert werden, bevor klinische Anwendunge­n erwogen werden“, schreibt das Autoren-Team. Generell entwickelt­en sich die Embryonen jedoch normal. „Dennoch gibt es eine klare Notwendigk­eit, sicherzust­ellen, dass solche Strategien keine anderen schädigend­en Wirkungen auf den sich entwickeln­den Embryo und sein Genom haben“, schreiben Nerges Winblad und Fredrik Lanner vom Stockholme­r Karolinska Institut in einem

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