Einblicke in menschliche Schicksale
Kreativitätstrainerin Marianna Haas stellt im Königsbrunner Jugendzentrum Matrix Bilder aus, die sie gemeinsam mit geflüchteten Menschen erarbeitet hat. Dabei gibt es fröhliche, aber auch beklemmende Motive zu sehen
Einen im wahrsten Sinne bunten Nachmittag konnten Besucher der Jugendfreizeitstätte Matrix erleben. Die Kreativitätstrainerin Marianna Haas hatte zusammen mit dem Team um Pit Granz aus dem Matrix eine besondere Form der Präsentation von Bildern geflüchteter Kinder und Erwachsenen gefunden. Unter dem Titel „Farbenspiele und mehr“waren auf 25 Metern Stellwänden viele, viele Werke von Kindern im Alter von zwei bis 13 Jahren zu bewundern.
Sie waren nach bestimmten Motiven thematisch oder auch aus unterschiedlichen Techniken entstanden zusammengestellt. Haas betont, dass die Bilder erst nachträglich von ihr so zusammengefasst worden waren und sie kein einziges Mal beim Malen Themen vorgegeben hatte.
In der Schau wurde das Ergebnis der Arbeit aus eineinhalb Jahren wöchentlicher Mal- und Werkstattstunden, die Marianna Haas in der Flüchtlingsunterkunft in der Germanenstraße abgehalten hatte, präsentiert. Auf Fotos waren die Wandbemalung am Gebäude der Unterkunft festgehalten oder auch Arbeiten zu sehen, die sie mit Erwachsenen in einer entstandenen Werkstatt gezimmert hatte, wie Bänke und Tische und Hochbeete für den Garten rings um die Unterkunft. Ein großer Wandteppich in Quiltform (wir berichteten) oder Keramik waren in der Ausstellung ebenfalls zu bestaunen. Bei den Bildern war große Lust am Gestalten wie die geballte Form und Befähigung schon ganz junger Menschen, sich außerhalb von Sprache deutlich individuell auszudrücken, zu erkennen.
Dass Malen zusätzlich die Möglichkeit bietet, Stimmungen, Gefühle, aktuelle Ängste oder auch dramatisch Erlebtes herauszulassen und gerade dann, wo die verbale Form noch eingeschränkt ist, weil man die Heimat verlassen musste, war ebenfalls zu erkennen. „Was immer wieder vorkommt, ist, dass das Meer thematisiert wird“, unterstreicht Haas und verweist auf die Bilder. Ganz unterschiedlich ist dabei die beängstigende Gewalt, festgehalten durch immer wieder dominantes Blau, oder aber die ganz konkret festgehaltene Szenerie des Ertrinkens und dazu mitten ins Bild geschrieben: „Das Mädchen ist traurig, die Mutter ist tot, der Vater ist tot, nur noch das Mädchen ist da“.
Das macht betroffen, genauso wie zwei Fotos eines erst Zweieinhalbjährigen, dessen Interpretation es nicht bedarf, weil deutlich ein Panzer erkennbar – das, was er eben täglich sah. Aber es gibt auch die Herzfotos, die runden Gesichterund bunte Regenbogenbilder, die wohl jedes Kind auf der Welt malt.
Zu diesen aussagekräftigen Bildern gab es immer wieder auch die „passende“musikalische Ergänzung. Die meditative wie auch betörende Sphärenmusik der Gruppe Mandara war mehr als nur Begleitmusik, ebenso wie die Klage von Nomina aus Botswana an Mutter Afrika, die ihre Kinder im Stich lässt, und der aufrüttelnde HipHopGesang von Hami Quoreyshi, selbst Geflüchteter aus dem Iran. „Das war eine schöne Veranstaltung: ausdrucksvolle Bilder und wunderbare Musik“, so drückte es Monika Riedl aus.
Eineinhalb Jahre wöchentliche Malstunden
Szenerie des Ertrinkens im Bild festgehalten