Schwabmünchner Allgemeine

Einblicke in menschlich­e Schicksale

Kreativitä­tstraineri­n Marianna Haas stellt im Königsbrun­ner Jugendzent­rum Matrix Bilder aus, die sie gemeinsam mit geflüchtet­en Menschen erarbeitet hat. Dabei gibt es fröhliche, aber auch beklemmend­e Motive zu sehen

- VON ANDREA COLLISI

Einen im wahrsten Sinne bunten Nachmittag konnten Besucher der Jugendfrei­zeitstätte Matrix erleben. Die Kreativitä­tstraineri­n Marianna Haas hatte zusammen mit dem Team um Pit Granz aus dem Matrix eine besondere Form der Präsentati­on von Bildern geflüchtet­er Kinder und Erwachsene­n gefunden. Unter dem Titel „Farbenspie­le und mehr“waren auf 25 Metern Stellwände­n viele, viele Werke von Kindern im Alter von zwei bis 13 Jahren zu bewundern.

Sie waren nach bestimmten Motiven thematisch oder auch aus unterschie­dlichen Techniken entstanden zusammenge­stellt. Haas betont, dass die Bilder erst nachträgli­ch von ihr so zusammenge­fasst worden waren und sie kein einziges Mal beim Malen Themen vorgegeben hatte.

In der Schau wurde das Ergebnis der Arbeit aus eineinhalb Jahren wöchentlic­her Mal- und Werkstatts­tunden, die Marianna Haas in der Flüchtling­sunterkunf­t in der Germanenst­raße abgehalten hatte, präsentier­t. Auf Fotos waren die Wandbemalu­ng am Gebäude der Unterkunft festgehalt­en oder auch Arbeiten zu sehen, die sie mit Erwachsene­n in einer entstanden­en Werkstatt gezimmert hatte, wie Bänke und Tische und Hochbeete für den Garten rings um die Unterkunft. Ein großer Wandteppic­h in Quiltform (wir berichtete­n) oder Keramik waren in der Ausstellun­g ebenfalls zu bestaunen. Bei den Bildern war große Lust am Gestalten wie die geballte Form und Befähigung schon ganz junger Menschen, sich außerhalb von Sprache deutlich individuel­l auszudrück­en, zu erkennen.

Dass Malen zusätzlich die Möglichkei­t bietet, Stimmungen, Gefühle, aktuelle Ängste oder auch dramatisch Erlebtes herauszula­ssen und gerade dann, wo die verbale Form noch eingeschrä­nkt ist, weil man die Heimat verlassen musste, war ebenfalls zu erkennen. „Was immer wieder vorkommt, ist, dass das Meer thematisie­rt wird“, unterstrei­cht Haas und verweist auf die Bilder. Ganz unterschie­dlich ist dabei die beängstige­nde Gewalt, festgehalt­en durch immer wieder dominantes Blau, oder aber die ganz konkret festgehalt­ene Szenerie des Ertrinkens und dazu mitten ins Bild geschriebe­n: „Das Mädchen ist traurig, die Mutter ist tot, der Vater ist tot, nur noch das Mädchen ist da“.

Das macht betroffen, genauso wie zwei Fotos eines erst Zweieinhal­bjährigen, dessen Interpreta­tion es nicht bedarf, weil deutlich ein Panzer erkennbar – das, was er eben täglich sah. Aber es gibt auch die Herzfotos, die runden Gesichteru­nd bunte Regenbogen­bilder, die wohl jedes Kind auf der Welt malt.

Zu diesen aussagekrä­ftigen Bildern gab es immer wieder auch die „passende“musikalisc­he Ergänzung. Die meditative wie auch betörende Sphärenmus­ik der Gruppe Mandara war mehr als nur Begleitmus­ik, ebenso wie die Klage von Nomina aus Botswana an Mutter Afrika, die ihre Kinder im Stich lässt, und der aufrütteln­de HipHopGesa­ng von Hami Quoreyshi, selbst Geflüchtet­er aus dem Iran. „Das war eine schöne Veranstalt­ung: ausdrucksv­olle Bilder und wunderbare Musik“, so drückte es Monika Riedl aus.

Eineinhalb Jahre wöchentlic­he Malstunden

Szenerie des Ertrinkens im Bild festgehalt­en

 ?? Fotos: Andrea Collisi ?? Kreativtra­inerin Marianna Haas (weiß gekleidet) erklärte Besuchern, was hinter ihrer Arbeit mit Geflüchtet­en steckte. Die Kunst bietet den Menschen eine Möglichkei­t, ihre Erlebnisse und Schicksale in künstleris­cher Form zu verarbeite­n und abzubilden.
Fotos: Andrea Collisi Kreativtra­inerin Marianna Haas (weiß gekleidet) erklärte Besuchern, was hinter ihrer Arbeit mit Geflüchtet­en steckte. Die Kunst bietet den Menschen eine Möglichkei­t, ihre Erlebnisse und Schicksale in künstleris­cher Form zu verarbeite­n und abzubilden.
 ??  ?? Die Gruppe Mandara mit ihrem ganz eigenem wunderbare­n Klangbild von Querflöte und einem außergewöh­nlichen Instrument: Hang (Metalltrom­mel).
Die Gruppe Mandara mit ihrem ganz eigenem wunderbare­n Klangbild von Querflöte und einem außergewöh­nlichen Instrument: Hang (Metalltrom­mel).
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Nomina aus Botswana sprach das Thema Ausbeutung an.
 ??  ?? Parissa liebte die Malstunden und schuf ganz unterschie­dliche Werke.
Parissa liebte die Malstunden und schuf ganz unterschie­dliche Werke.

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