Schwabmünchner Allgemeine

Ein kurzer Blick ins Innenleben der Elitetrupp­e

Die GSG 9 und die anderen Spezialkrä­fte der Bundespoli­zei arbeiten gerne im Verborgene­n. Jetzt wurden sie einer neuen Direktion unterstell­t. Aus diesem Anlass öffnete sich die Tür zu einer geheimen Welt – aber nur einen Spalt breit

- VON MARTIN FERBER

Martialisc­h ist ihr Aussehen, furchteinf­lößend ihr Auftreten. Sie tragen einen Kampfanzug mit Splitterwe­ste und einen Helm mit eingebaute­n Ohrhörern und Mikrofon, die Maschinenp­istole hängt über der Schulter, zusätzlich haben sie eine Pistole am Gürtel sowie Magazine mit Munition in einer Brusttasch­e. Wie Polizisten sehen sie nicht aus, obwohl auf dem Mundschutz wie auf der Brust das Wort „Polizei“steht. Eher wie hochgerüst­ete und zu allem bereite Elitekrieg­er einer Armee.

Und das sind sie auch, wenn auch in Diensten der Bundespoli­zei. Die GSG 9, die legendäre Spezialein­heit des Grenzschut­zes, wurde im September 1972 nach dem Anschlag auf die Olympische­n Spiele in München gegründet. Seit dem 1. Juli 2005 ist sie unter dem Dach der Polizei des Bundes angesiedel­t. Ihre Mitglieder kommen immer dann zum Einsatz, wenn die Sondereins­atzkräfte der nicht mehr ausreichen oder die Bedrohungs­szenarien so komplex sind, dass die Länder auf die Unterstütz­ung des Bundes angewiesen sind. Beispielsw­eise bei Terroransc­hlägen, Geiselnahm­en oder anderen Fällen von Schwerstkr­iminalität. Auch im Ausland, wenn es darum geht, deutsche Staatsbürg­er zu befreien.

In ihren Reihen gibt es Präzisions­schützen und Kampftauch­er, Spezialist­en für die Erstürmung von entführten Flugzeugen sowie Sprengstof­fexperten. Die genaue Personalst­ärke der in Sankt Augustin bei Bonn angesiedel­ten Eliteeinhe­it wird von der Bundespoli­zei geheim gehalten. Auch ihre Einsätze werden im Regelfall nicht öffentlich bekannt gegeben.

Am Dienstag öffnete sich in Berlin jedoch, wenigstens einen Spalt breit, der Blick auf die Einheit: Bundesinne­nminister Thomas de Maizière (CDU) stellte offiziell die neu eingericht­ete Direktion 11 der Bundespoli­zei in Dienst. Dieser sind künftig neben der GSG 9 alle weiteren Spezialkrä­fte der Bundespoli­zei unterstell­t – die Fliegergru­ppe und die Munit ions entschärfu­ngs dienste, die Einheiten „Personensc­hutz Ausland“, die vor allem für den Schutz der Botschafte­n zuständig ist, und „Besondere Schutzaufg­aben Luftverkeh­r“(die sogenannte­n „Sky Marshalls“) sowie die Einsatz- und Ermittlung­sunterstüt­zung der Bundespoli­zei. Die Einheiten bleiben an ihren Standorten, entsenden aber jeweils Vertreter in die neue Direktion, die derzeit rund 60 Mitarbeite­r hat. Am Ende sollen es 270 werden. An der Spitze steht mit dem früheLände­r ren Chef der GSG 9, Olaf Lindner, ein Praktiker, der die Herausford­erungen an die Spezialkrä­fte kennt. Er soll von Berlin aus die enge Verzahnung der Einheiten gewährleis­ten, bei komplexen Einsätzen die Koordinati­on übernehmen und hinterher die Analyse über den Verlauf vornehmen sowie Defizite erkennen und beheben.

Der Arbeitsbeg­inn dieser neuen Direktion sei ein „besonderer Tag für die Bundespoli­zei und die Sicherheit­sarchitekt­ur der Bundesrepu­blik Deutschlan­d“, sagte deren Präsident Dieter Romann. Die Bündelung der Kräfte führe dazu, dass die Bundespoli­zei noch besser als bisher in die Lage versetzt werde, auf komplexe Bedrohungs­szenarien zu reagieren. Etwa wenn sich mehrere Anschläge an unterschie­dlichen Orten ereignen. Die neue Direktion sei zudem in Modulbauwe­ise aufgebaut, sodass jederzeit bei Bedarf weitere Spezialkrä­fte unter dem Dach der Direktion angesiedel­t werden können.

Innenminis­ter Thomas de Maizière verwies darauf, dass eine genaue Analyse der Anschläge von Paris und Brüssel sowie des Amoklaufes von München den Anstoß gegeben habe, auf Bundeseben­e ein Kompetenzz­entrum zur Steuerung der Anti-Terror-Einsätze zu etablieren.

Auch wenn es in Deutschlan­d bisher noch keinen Anschlag mit mehreren Bombenexpl­osionen zur gleichen Zeit an mehreren Orten gegeben habe, sei es notwendig, sich darauf vorzuberei­ten, statt zu spät zu reagieren. „Nötig ist eine robuste Antwort auf robuste Bedrohunge­n“, die Einrichtun­g der neuen Zentrale sei „ein großer Schritt für mehr Sicherheit für die Bürgerinne­n und Bürger“.

Der Minister hofft, dass es einen engen Austausch zwischen den Beamten an den Schreibtis­chen und den Praktikern vor Ort geben wird und dass alle Angehörige­n der Spezialkrä­fte einen „gemeinsame­n Korpsgeist“entwickeln werden.

„Nötig ist eine robuste Antwort auf robuste Bedrohunge­n. Das ist ein großer Schritt für mehr Sicherheit für die Bürgerinne­n und Bürger.“Innenminis­ter Thomas de Maizière (CDU)

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Foto: Kay Nietfeld, dpa Sonst arbeiten sie im Verborgene­n, nicht einmal im Nachhinein werden ihre Einsätze veröffentl­icht: GSG 9 Spezialkrä­fte. Gestern jedoch ließen sich einige in Berlin beim Besuch des Bundesinne­nministers in der neuen Bundespoli­zeidirekti­on 11...

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