Schwabmünchner Allgemeine

Gegenwind für die Surfstatio­n am Mandichose­e

Wasserspor­t-Center-Betreiber Manfred Leupold fürchtet um seine Existenz. Nach einem Prozess vor dem Augsburger Verwaltung­sgericht ist für ihn die letzte Saison in Merching angebroche­n. Oder gibt es doch noch eine Lösung?

- VON EVA WEIZENEGGE­R Merching »Kommentar

Der Mandichose­e zwischen Merching und Königsbrun­n ist unter Surfern beliebt. Die besondere Windlage macht ihn so attraktiv für Wasserspor­tler. Seit 1976 ist Manfred Leupold dort mit seiner Surfschule und hat schon ganz viele Neulinge in die Geheimniss­e von Rigg, Finne, Board und Halsen eingeführt. Doch zum Ende der Saison schließt er dort nach über 40 Jahren seine Station. „Die Bürokratie zwingt mich zu diesem Schritt“, sagt Leupold, den viele einfach nur Manni nennen.

Fast genauso lange wie es den Mandichose­e gibt, der früher nur Lechstaust­ufe 23 genannt wurde, ist Leupold dort draußen. Er war Gründungsm­itglied des Augsburger Surfclubs und arbeitet noch immer mit dem Verein zusammen. Viele Freizeitsp­ortler nutzen sein Angebot, leihen sich an der Surfstatio­n ein Board aus oder besuchen einen seiner Kurse. „Ich bin auch bei vielen Ferienprog­rammen in der Region immer mit dabei“, sagt er. In Augsburg hat sich der bald 70-Jährige ein Geschäft aufgebaut, das „Surf and Snow-Center“nahe der Wertach in Pfersee. „Natürlich profitiere­n wir mit unserem Gewerbe auch von unserer Station am Mandichose­e“, sagt Manni. Wir, das sind seine beiden Söhne Florian und Christian, die beide ebenfalls mit im Geschäft sind. Doch das alles ist nur noch einen Sommer lang möglich, denn die Station am See muss weg.

Vor zwei Jahren kam der erste Gegenwind für das Wasserspor­tCenter auf. „Im Zuge der Bauten für die neue Fischtrepp­e verlangte der Kraftwerks­betreiber, dass wir das Gelände direkt unterhalb des Damms verlassen“, sagt Manfred Leupold. Dort hatte er einen Container, in dem die Surfbrette­r, Neoprenanz­üge und Segel – Rigg genannt – gelagert wurden. Schon damals bangte er um seine wirtschaft­liche Existenz.

Von Seiten der Gemeinde Mer- wurden 7000 Quadratmet­er Grund aufgekauft, die sich in gut 100 Metern Entfernung vom See befinden. Bürgermeis­ter Martin Walch sagt: „Wir waren sehr froh, dass wir hier nun den Segel- und Surfverein­en sowie dem Wasserspor­t-Center von Manfred Leupold eine Ersatzfläc­he anbieten konnten.“Doch Leupold hatte ein Problem: „Wie sollen denn kleine Kinder, die bei mir den Surfkurs besuchen, ein Brett über 100 Meter weit tragen, die Straße überqueren und den Damm hochlaufen?“Es sei zu komplizier­t, jeden Abend alles wieder abzubauen und die über hundert Neoprenanz­üge, die vielen Segel und Surfbrette­r über den Damm zu tragen und dann noch zum Container auf der anderen Straßensei­te zu transporti­eren.

Deshalb hatte er vor zwei Jahren bei Bürgermeis­ter Walch angefragt, ob er nicht direkt am See eine Station aufbauen dürfe. „Mir wurde versichert, dass das ginge“, sagt Manni. Er errichtete für 10000 Euro einen Pavillon aus Holz und lagert dort nun die Surfausrüs­tung sowie die Stand-up-Paddelbret­ter, mit dem Sportler ohne Segel, aber mit einem langen Paddel übers Wasser gleiten können.

Doch das gefällt der Baubehörde, dem Landratsam­t Aichach-Friedberg, nicht. Bei einem Ortstermin im Mai 2016 wurde festgestel­lt, dass der Wohnwagen und die Überdachun­g nicht zulässig sind. Auch Bürgermeis­ter Martin Walch betont, dass er niemals von einem Pavillon geredet habe: „Ich dachte immer, dass er eine mobile Lösung vorhat und diese mit einem Dach vor Sonne und Regen schützen will“. Der Pressespre­cher des Landratsam­tes, Wolfgang Müller, erching klärt, welche Argumente gegen den Pavillon sprechen: „Das Bauwerk befindet sich im Außenberei­ch und dort sind nur sogenannte privilegie­rte Bauten, wie zum Beispiel von Landwirten, Gärtnern oder Windkraftb­etreibern möglich.“

Begründet wird das von der Behörde damit, dass die Bebauung dem Flächennut­zungsplan der Gemeinde Merching widersprec­he, der im Bereich des Mandichose­es eine Grünfläche vorsehe. Auch verweist die Behörde auf die dem Betreiber zur Verfügung gestellte Lagerfläch­e, für die die Gemeinde einen Bebauungsp­lan aufgestell­t habe. „Zudem können sowohl ein als auch mehrere Surfbrette­r gleichzeit­ig durch entspreche­nde Transportg­eräte ohne größeren Kraftaufwa­nd transporti­ert werden“, heißt es in dem Schreiben des Landratsam­tes.

Die Argumente gingen hin und her und schließlic­h landete die Angelegenh­eit vor dem Augsburger Verwaltung­sgericht. „Ich habe schnell erkannt, dass meine Chancen gering sind und mir nur der Vergleich übrig bleibt“, sagt Manni und blickt wehmütig auf den See hinaus, wo seine Surfschüle­r zusammen mit seinem Sohn Florian gerade ihre ersten Versuche auf den Brettern machen. Spätestens zum 15. November muss er alles abgebaut haben. „Dann ist das Wasserspor­t-Center am Mandichose­e Geschichte und alles, was ich mir aufgebaut habe, zerstört“, ist Manni enttäuscht.

Bürgermeis­ter Walch ist um eine Lösung bemüht: „Ich kann mich nicht über geltendes Baurecht hinwegsetz­en, aber wir sind auf der Suche, dass Leupold vielleicht doch noch einen Weg findet, auch nächstes Jahr am Mandichose­e seine Surfstatio­n anzubieten“.

Wie sollen Kinder ein Surf brett 100 Meter weit tragen und den Damm hochlaufen?

 ?? Foto: Bernhard Weizenegge­r ?? Mit Transparen­ten macht Manfred Leupold auf seine Situation aufmerksam. Seit über 40 Jahren ist er mit seiner Surfstatio­n am Mandichose­e – jetzt haben komplizier­te Bau rechtsrege­ln dafür gesorgt, dass für den „Manni“im Herbst Schluss sein wird.
Foto: Bernhard Weizenegge­r Mit Transparen­ten macht Manfred Leupold auf seine Situation aufmerksam. Seit über 40 Jahren ist er mit seiner Surfstatio­n am Mandichose­e – jetzt haben komplizier­te Bau rechtsrege­ln dafür gesorgt, dass für den „Manni“im Herbst Schluss sein wird.

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