Kuka plant dritthöchstes Gebäude Augsburgs
In Lechhausen soll ein 80 Meter hoher Büroturm entstehen. Es wird der erste Hochhausbau seit mehr als 30 Jahren in der Stadt sein. Sind solche Häuser der Schlüssel zur Lösung der Wohnungskrise?
Im Augsburger Osten entsteht in den kommenden Jahren das dritthöchste Gebäude der Stadt: Der Roboterhersteller Kuka will an der Blücherstraße in Lechhausen einen 80 Meter hohen Büroturm mit 17 Etagen bauen. Damit wäre der Kuka-Turm nach dem Hotelturm mit 115 Metern und dem Turm von St. Ulrich und Afra (93 Meter) das dritthöchste Gebäude in Augsburg – gefolgt von den Hochhäusern am Schwabencenter mit 76 Metern.
Wie berichtet möchte Kuka bis zum Jahr 2025 rund 100 Millionen Euro in die Erweiterung des Betriebsgeländes investieren. Bis Mitte 2018 sollen ein Parkhaus mit 1000 Plätzen, eine neue, zweigeschossige Produktionshalle (bis Mitte 2019), ein Ausbildungszentrum und ein neuer Bürokomplex jenseits der Blücherstraße entstehen.
Der Büroturm wäre der erste Neubau eines Hochhauses in der Stadt seit Jahrzehnten. Das neueste markante hohe Haus ist das Klinikum, das inzwischen auch über 30 Jahre alt ist. Vergangenes Jahr verschwand das NCR-Hochhaus in Kriegshaber, das in den 50er Jahren errichtet worden war – es wurde zurückgebaut, weil NCR umzog und das Hochhaus hätte saniert werden müssen.
Die meisten Hochhäuser in Augsburg entstanden Ende der 60er, Anfang der 70er Jahre. „Das war die Zeit des ungebrochenen Fortschrittsglaubens, und das hat sich auch in der Architektur ausgedrückt“, sagt Barbara Wolf, wissenschaftliche Mitarbeiterin im Architekturmuseum Schwaben. Mit dem Werkstoff Beton und dessen industrieller Fertigung war es möglich, schnell in die Höhe zu kommen.
Der Hotelturm, der bis zum Start der Olympischen Spiele 1972 fertig werden musste, wuchs pro Woche um ein Stockwerk. In dieser Zeit entstanden auch viele der rund 20 Hochhäuser: das Schwabencenter, das Studentenwohnheim an der Lechhauser Straße oder der „Skischuh“genannte Wohnturm in Lechhausen – alle spielen in der Liga um die 70 Meter. „Aber grundsätzlich hat die Idee des Hochhauses in Augsburg nie viele Freunde gewonnen“, sagt Wolf. In den 70er Jahren gab es Überlegungen, das Uni-Viertel als Hochhausquartier umzusetzen – durchgesetzt haben sich dann Pläne mit einer sechsstöckigen Bebauung.
Dass zusätzlich zum Kuka-Gebäude in absehbarer Zeit noch weitere Hochhäuser in Augsburg in die Höhe wachsen, ist unwahrscheinAugsburger lich. Auf dem AKS-Areal neben der Schleifenstraße wäre laut Bebauungsplan ein Wohnhochhaus mit 37 Metern Höhe erlaubt, doch bisher gibt es keinen Bauwerber.
Wohnhochhaus-Projekte für eine gehobene Klientel, wie sie in Frankfurt und Stuttgart entstehen oder zuletzt entstanden sind, sind in Augsburg kein Thema. Gleichwohl wären höhere Gebäude natürlich eine Möglichkeit, dem momentanen Wohnungsmangel etwas entgegenzusetzen. Berücksichtige man bei der Planung gewisse Dinge wie ausreichend Freiflächen für die Bewohner, könnten Hochhäuser lebenswerte Räume sein, sagt Barbara Wolf vom Architekturmuseum. In der Tat sind in Augsburg Hochhäuser nicht mit sozialen Brennpunkten gleichzusetzen: Der Hotelturm ist ein Paradebeispiel dafür, aber auch in anderen Anlagen gibt es ein intaktes Zusammen- oder ein funktionierendes Nebeneinanderleben.
„Man wird die Diskussion über eine Verdichtung führen müssen“, sagt Norbert Diener, Leiter des Stadtplanungsamtes. Bei Mehrfamilienhäusern in Augsburg sind aktuell drei bis vier Geschosse zuzüglich Penthouse/Dach die Regel. Hochhäuser sieht die Stadt Augsburg dennoch nicht als Lösung. Zwar sind dort mehr Wohnungen möglich. „Aber dann stellen sich andere Fragen: Es werden auch größere Abstandsflächen nötig, das Verkehrsaufkommen und der Bedarf an Grünflächen und sozialer Infrastruktur steigt“, so Diener.
Rechne man die Freiflächen um ein Hochhaus herum mit ein, falle das Verhältnis zwischen Wohnungen und verbrauchter Fläche nicht mehr so günstig aus. „Und ab einer gewissen Geschosszahl dreht es sich sogar“, sagt Diener. Im Innenstadtbereich sehe man Hochhäuser wegen ihrer Auswirkungen auf die Stadtsilhouette ohnehin kritisch. „Standortwahl und Gestaltung eines Hochhauses erfordern besondere Sorgfalt.“
Offiziell gilt ein Gebäude in Deutschland als Hochhaus, wenn die Höhe des Fußbodens im obersten Stockwerk 22 Meter überschreitet. Ab dieser Höhe gelten beim Brandschutz besondere Voraussetzungen, weil Drehleitern der Feuerwehr nur bis zu dieser Höhe reichen.