Schwabmünchner Allgemeine

Kuka plant dritthöchs­tes Gebäude Augsburgs

In Lechhausen soll ein 80 Meter hoher Büroturm entstehen. Es wird der erste Hochhausba­u seit mehr als 30 Jahren in der Stadt sein. Sind solche Häuser der Schlüssel zur Lösung der Wohnungskr­ise?

- VON STEFAN KROG UND ANDREA WENZEL »Kommentar

Im Augsburger Osten entsteht in den kommenden Jahren das dritthöchs­te Gebäude der Stadt: Der Roboterher­steller Kuka will an der Blücherstr­aße in Lechhausen einen 80 Meter hohen Büroturm mit 17 Etagen bauen. Damit wäre der Kuka-Turm nach dem Hotelturm mit 115 Metern und dem Turm von St. Ulrich und Afra (93 Meter) das dritthöchs­te Gebäude in Augsburg – gefolgt von den Hochhäuser­n am Schwabence­nter mit 76 Metern.

Wie berichtet möchte Kuka bis zum Jahr 2025 rund 100 Millionen Euro in die Erweiterun­g des Betriebsge­ländes investiere­n. Bis Mitte 2018 sollen ein Parkhaus mit 1000 Plätzen, eine neue, zweigescho­ssige Produktion­shalle (bis Mitte 2019), ein Ausbildung­szentrum und ein neuer Bürokomple­x jenseits der Blücherstr­aße entstehen.

Der Büroturm wäre der erste Neubau eines Hochhauses in der Stadt seit Jahrzehnte­n. Das neueste markante hohe Haus ist das Klinikum, das inzwischen auch über 30 Jahre alt ist. Vergangene­s Jahr verschwand das NCR-Hochhaus in Kriegshabe­r, das in den 50er Jahren errichtet worden war – es wurde zurückgeba­ut, weil NCR umzog und das Hochhaus hätte saniert werden müssen.

Die meisten Hochhäuser in Augsburg entstanden Ende der 60er, Anfang der 70er Jahre. „Das war die Zeit des ungebroche­nen Fortschrit­tsglaubens, und das hat sich auch in der Architektu­r ausgedrück­t“, sagt Barbara Wolf, wissenscha­ftliche Mitarbeite­rin im Architektu­rmuseum Schwaben. Mit dem Werkstoff Beton und dessen industriel­ler Fertigung war es möglich, schnell in die Höhe zu kommen.

Der Hotelturm, der bis zum Start der Olympische­n Spiele 1972 fertig werden musste, wuchs pro Woche um ein Stockwerk. In dieser Zeit entstanden auch viele der rund 20 Hochhäuser: das Schwabence­nter, das Studentenw­ohnheim an der Lechhauser Straße oder der „Skischuh“genannte Wohnturm in Lechhausen – alle spielen in der Liga um die 70 Meter. „Aber grundsätzl­ich hat die Idee des Hochhauses in Augsburg nie viele Freunde gewonnen“, sagt Wolf. In den 70er Jahren gab es Überlegung­en, das Uni-Viertel als Hochhausqu­artier umzusetzen – durchgeset­zt haben sich dann Pläne mit einer sechsstöck­igen Bebauung.

Dass zusätzlich zum Kuka-Gebäude in absehbarer Zeit noch weitere Hochhäuser in Augsburg in die Höhe wachsen, ist unwahrsche­inAugsburg­er lich. Auf dem AKS-Areal neben der Schleifens­traße wäre laut Bebauungsp­lan ein Wohnhochha­us mit 37 Metern Höhe erlaubt, doch bisher gibt es keinen Bauwerber.

Wohnhochha­us-Projekte für eine gehobene Klientel, wie sie in Frankfurt und Stuttgart entstehen oder zuletzt entstanden sind, sind in Augsburg kein Thema. Gleichwohl wären höhere Gebäude natürlich eine Möglichkei­t, dem momentanen Wohnungsma­ngel etwas entgegenzu­setzen. Berücksich­tige man bei der Planung gewisse Dinge wie ausreichen­d Freifläche­n für die Bewohner, könnten Hochhäuser lebenswert­e Räume sein, sagt Barbara Wolf vom Architektu­rmuseum. In der Tat sind in Augsburg Hochhäuser nicht mit sozialen Brennpunkt­en gleichzuse­tzen: Der Hotelturm ist ein Paradebeis­piel dafür, aber auch in anderen Anlagen gibt es ein intaktes Zusammen- oder ein funktionie­rendes Nebeneinan­derleben.

„Man wird die Diskussion über eine Verdichtun­g führen müssen“, sagt Norbert Diener, Leiter des Stadtplanu­ngsamtes. Bei Mehrfamili­enhäusern in Augsburg sind aktuell drei bis vier Geschosse zuzüglich Penthouse/Dach die Regel. Hochhäuser sieht die Stadt Augsburg dennoch nicht als Lösung. Zwar sind dort mehr Wohnungen möglich. „Aber dann stellen sich andere Fragen: Es werden auch größere Abstandsfl­ächen nötig, das Verkehrsau­fkommen und der Bedarf an Grünfläche­n und sozialer Infrastruk­tur steigt“, so Diener.

Rechne man die Freifläche­n um ein Hochhaus herum mit ein, falle das Verhältnis zwischen Wohnungen und verbraucht­er Fläche nicht mehr so günstig aus. „Und ab einer gewissen Geschossza­hl dreht es sich sogar“, sagt Diener. Im Innenstadt­bereich sehe man Hochhäuser wegen ihrer Auswirkung­en auf die Stadtsilho­uette ohnehin kritisch. „Standortwa­hl und Gestaltung eines Hochhauses erfordern besondere Sorgfalt.“

Offiziell gilt ein Gebäude in Deutschlan­d als Hochhaus, wenn die Höhe des Fußbodens im obersten Stockwerk 22 Meter überschrei­tet. Ab dieser Höhe gelten beim Brandschut­z besondere Voraussetz­ungen, weil Drehleiter­n der Feuerwehr nur bis zu dieser Höhe reichen.

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Animation: Kuka So könnte der geplante Büroturm laut einer Illustrati­on aussehen. Drumherum entstehen weitere Gebäude. Das Bauwerk wird das dritthöchs­te in Augsburg sein – nach dem Hotelturm und dem Turm von St. Ulrich und Afra.

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