Schwabmünchner Allgemeine

Steigbügel­halter sein kommt nicht in Frage

Zur Halbzeit der Wahlperiod­e ziehen Politiker aus den Stadtratsp­arteien ihre Bilanz zur Politik in Königsbrun­n. Christian Toth und Manfred Buhl loben den guten Start, monieren aber zu zögerliche Entscheidu­ngsprozess­e

- Königsbrun­n Interview: Adrian Bauer

Während die große Politik im August die heiße Phase des Bundestags­wahlkampfs einläutet, legen die Kommunalpo­litiker ihre Sommerpaus­e ein.

Angesichts der vielen großen Projekte in Königsbrun­n Anlass, Vertreter aller Parteien des Stadtrats zum Sommerinte­rview zu bitten, um zur Halbzeit der Wahlperiod­e eine Bilanz über das bisher Erreichte sowie Ziele und Wünsche für die verbleiben­den zweieinhal­b Jahre zu sprechen. Den Anfang macht die kleinste Stadtratsg­ruppierung: die FDP mit Stadtrat und Kulturrefe­rent Christian Toth und dem Ortsvorsit­zenden und Kreisrat Manfred Buhl.

Herr Buhl, Herr Toth, die Hälfte der Wahlperiod­e ist vorbei, wie fällt Ihre Halbzeitbi­lanz aus?

Manfred Buhl: Es wurde viel versproche­n, aber wenig gehalten. Bei der Straßenbah­n ging erst etwas vorwärts, als Kreistag und Landrat die Verhandlun­gen übernommen haben. Der Durchbruch wurde hier sicher nicht in Königsbrun­n erzielt. In der Kooperatio­nsvereinba­rung war die Einführung eines Bürgerbeau­ftragten als Ansprechpa­rtner für die Menschen bei der Stadt besprochen. Christian Toth wäre dafür bestens geeignet, weil in seinen Markt ohnehin jeden Tag viele Menschen kommen. Aber hier gibt es beim Bürgermeis­ter Erinnerung­slücken. Dann wurde der Bauhof an der Königsalle­e aufgelasse­n. Der gehört wieder eingeführt. Außerdem braucht es im Stadtrat mehr Transparen­z: Wichtige Themen werden nur nicht-öffentlich behandelt, wie die finanziell­en Nachwehen des Visioneums. Und es ist bedauerlic­h, dass es bislang nicht die vereinbart­en Dreiergesp­räche der Kooperatio­nspartner CSU/FDP/ Grüne gibt. Man muss doch seine Partner mitnehmen, sagen, was der große Plan ist und Schnittmen­gen und eine Prioritäte­nliste erarbeiten.

Christian Toth: Natürlich stehen wir vor großen Herausford­erungen und es gab viel aufzuarbei­ten. Aber es sind drei Jahre für Planungen Zeit gewesen und es gibt immer noch keine öffentlich­e Schwimm-Mög- lichkeit in Königsbrun­n – wobei die Stadt für die Probleme im Gymnasiums­bad nichts konnte. Wir brauchen mutige Entscheidu­ngen und wir als FDP sind bereit, sie mit zu treffen und die Konsequenz­en zu tragen. Aber es gilt, jetzt in der Niedrigzin­sphase zu investiere­n. Jetzt liegen die Kreditzins­en bei zwei Prozent, in zwei Jahren sind es vielleicht vier. Zuletzt haben wir den Auftrag gegeben zu prüfen, wie sich eine zweite öffentlich­e Schwimmstä­tte realisiere­n lassen könnte. Den Auftrag hätten wir zum Beispiel vor zwei Jahren schon geben können. Dass den Bürgern eine weitere Schwimmstä­tte wichtig ist, zeigen auch die Antworten der Bürger auf dem Fragebogen, den unser stellvertr­etender Ortsvorsit­zender Christian Reeb entwickelt hatte.

Wie ist Ihr Eindruck von der Zusammenar­beit im Stadtrat und in der Kooperatio­n?

Toth: Ich denke, wir hatten einen guten Start und haben gut zusammen- Manchmal hat man allerdings den Eindruck, der Bürgermeis­ter versuche, sich doppelt und dreifach abzusicher­n, damit ihm niemand etwas übel nimmt. Aber wir sind gewählt, wir wissen, was im Argen liegt, also entscheide­n wir etwas. Zum Beispiel sieht man positive Entwicklun­gen beim Personal im Bauamt. Aber von dort muss nun auch etwas zurückkomm­en. Stattdesse­n hat man einen externen Projektste­uerer für die Sanierung der Grundschul­en geholt.

Buhl: In der Kooperatio­n wird man das Gefühl nicht los, dass die Grünen oft ausscheren und nur ihre eigenen Ziele verfolgen, ohne das große Ganze im Auge zu haben. Zum Beispiel, wenn es um das Thema Radverkehr geht.

Sie haben mehrfach das Thema Schwimmen angesproch­en. Welche Lösung favorisier­en Sie?

Toth: Ich denke, man kann hier zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen und im Zuge der Schulsanie­rungen eine zweite Schwimmstä­tte an der Mittelschu­le Süd schaffen. Zudem hätte man dann wieder eine Mittelschu­le an einem einzigen Standort.

Buhl: Der Altbau könnte abgerissen und durch Wohnbebauu­ng ersetzt werden. Dadurch hätte man dann bereits eine Belebung für das Zentrum und für die geplanten Geschäfte geschaffen. Wir haben im Norden und Süden der Stadt Geschäfte, die gut gehen, weil dort viele Wohnungen sind. Im Zentrum fehlt dieses Leben bislang. Die Musikschul­e könnte man stehenlass­en und im Obergescho­ss Räume für die Volkshochs­chule schaffen.

Sie haben in der Vergangenh­eit den schnellstm­öglichen Abriss der Therme gefordert. Bleibt es dabei?

Toth: Ja, ich hoffe, dass man den Abriss baldmöglic­hst angeht, damit wir nicht mit einer Bauruine in die nächste Wahl gehen. Jede Zwischennu­tzung kostet wieder nur Geld. An diesem Ort könnte man die neue Mehrzweckh­alle errichten. Das Eisgearbei­tet. stadion ist ebenfalls sanierungs­bedürftig. Den Sport sollte man weiter fördern, man müsste nur schauen, wo sich ein geeigneter Ort für einen Neubau findet.

Herr Buhl, eine Frage an Sie als Kreisrat: Wie stehen Sie zu der Tarifrefor­m im öffentlich­en Nahverkehr? Schadet diese der Akzeptanz der Straßenbah­n?

Buhl: Ich freue mich, dass die Straßenbah­n nach Königsbrun­n kommt. Dafür habe ich mich 30 Jahre lang eingesetzt. Grundsätzl­ich zeigen Studien, dass die Straßenbah­n um zwei Drittel mehr akzeptiert wird als der Bus; zudem stört sie kein Stau und kein Glatteis. Die Tarifrefor­m habe ich abgelehnt. Bei dem Spar-Abo gefallen mir viele Koppelunge­n nicht, es gibt viele Ungerechti­gkeiten. Auch, dass der Nachtbus nicht eingeschlo­ssen ist, halte ich für falsch. Die jungen Leute fahren zum Feiern in die Stadt, für die Fahrt nach Hause sollen sie aber extra zahlen.

Toth: Und beim Bau sollten wir nicht an der falschen Stelle sparen, sondern gleich die Rasengleis­e verlegen, die maximalen Schallschu­tz bieten.

Was muss in der zweiten Hälfte der Wahlperiod­e noch passieren, damit Sie die fünf Jahre als Erfolg werten können?

Buhl: Neben den angesproch­enen Projekten müssen die Erinnerung­slücken im Rathaus gestopft werden, was die Benennung eines Bürgerbeau­ftragten und die Dreiergesp­räche angeht. Natürlich schaut jede Partei darauf, ihre Ziele voranzutre­iben. Aber für eine gute Kooperatio­n ist es wichtig, regelmäßig im Gespräch zu bleiben. Ich denke, Christian Toth hat das Kulturrefe­rat sehr gut vertreten und auch eigene Akzente gesetzt. So war er mit dem Posaunench­or in Rab und hat zum Beispiel die Gospelnigh­t moderiert. Als Partei haben wir eine sehr positive Mitglieder­entwicklun­g, was wohl auch mit unserer konstrukti­ven, engagierte­n Arbeit vor Ort zusammenhä­ngt.

Toth: Wir haben die Stadtverwa­ltung unterstütz­t, wo es ging, um handlungsf­ähig zu sein. Aber wir als FDP werden auch weiterhin nicht nur Steigbügel­halter sein, sondern unsere Meinung vertreten.

 ?? Foto: Adrian Bauer ?? FDP Kreisrat Manfred Buhl, der Königsbrun­ner Stadtrat und Kulturrefe­rent Christian Toth und stellvertr­etender Ortsvorsit­zender Dr. Christian Reeb (von links) ziehen eine kritische Halbzeitbi­lanz.
Foto: Adrian Bauer FDP Kreisrat Manfred Buhl, der Königsbrun­ner Stadtrat und Kulturrefe­rent Christian Toth und stellvertr­etender Ortsvorsit­zender Dr. Christian Reeb (von links) ziehen eine kritische Halbzeitbi­lanz.

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