Ein Haus der Stille im modernen Design
Das Exerzitienhaus in Leitershofen besticht durch Licht und klare Linien. Wie es den ersten Besuchern gefallen hat
Mehr als zwei Jahre hat die umfangreiche Sanierung des Gebäudes gedauert. Zwei Jahre, die sich gelohnt haben. Das Exerzitienhaus in Leitershofen hat sich in ein Schmuckstück verwandelt, das allen modernen Anforderungen entspricht und dennoch dem Gedanken der Stille und der Achtsamkeit treu geblieben ist.
Dieser Grundphilosophie hat das Gebäude durch die neue Architektur sogar einen noch höheren Stellenwert eingeräumt. Bei einem Tag der offenen Tür konnten Besucher den neu gestalteten Bau begutachten und die Innovationen genau in Augenschein nehmen.
Was sich beim Betreten des großen Komplexes als Erstes offenbart, ist die geräumige Innenarchitektur, die zwar überall eine gewisse Schlichtheit ausstrahlt, aber in keiner Weise kühl oder gar minimalistisch wirkt. Büroverwalter Bernhard Hillmeyer ist seit 15 Jahren im Exerzitienhaus tätig und erinnert sich noch ganz genau, wie es vor dem Umbau ausgesehen hat: „Früher war das hier wie ein alter Postschalter im 60erJahre-Charme.“Heute empfängt eine lichtdurchflutete Lobby, ein gemütlicher Buchladen und eine elegante Kaffeebar mit indirekter Beleuchtung die Gäste, die sich schließlich vom ersten Schritt an wohlfühlen sollten. Die langen Galerien und hellen Gänge sind lichtdurchflutet, und kunstvoll geschnitzte Holzsäulen sowie glänzende Muschelkalkböden sollen den bewussten Umgang mit Materialien aus der Natur symbolisieren. Hillmeyer gefällt das subtile Spiel aus zeitgemäßer Baukunst und der Beschränkung auf das Wesentliche: „Es ist nicht übertrieben oder gar ausladend, sondern immer noch ein Exerzitienhaus“, sagt er zufrieden, „und es ist vor allem wichtig, dass es ruhig ist und zur inneren Einkehr einlädt.“
Pater Thomas Schuster, der geistliche Direktor des Hauses, empfing die neugierigen Besucher mit einem herzlichen Willkommensgruß und führte sie mit humorvollen Erzählungen durch ein Labyrinth aus Gängen, Räumen und Innenhöfen. „Eigentlich haben wir hier jeden Tag einen Tag der offenen Tür“, scherzte er lächelnd. „Es ist ja nun mal ein offenes Haus mit offenen Türen.“Doch welche neuen Türen und Räume es überhaupt zu entdecken gibt, erfahren die Gäste erst durch den engagierten Vertreter des Dominikanerordens: schalldichte Andachtsräume, Kirchenschiffe mit integrierter Fußbodenheizung, ein energiesparendes Blockheizkraftwerk. Ein auf den ersten Blick spartanisch eingerichteter Meditationsraum enthält dagegen nur zwei Gegenstände, die jedoch ihre ganz eigene Geschichte erzählen könnten – ein altes russisches Ikonenbild und einen handgeknüpften Teppich aus tibetischer Hochlandwolle, der angeblich vom besten Teppichknüpfer Nepals stammt.
Verschiedene Versammlungssäle und sorgsam bepflanzte Gärten inklusive einer Handvoll Eichhörnchen runden das Gesamtbild des neuen Gebäudes ab. Doch wer nutzt eigentlich diese zahllosen Räume genau? Bernhard Hillmeyer gibt Auskunft: „Unsere Gäste kommen aus ganz Bayern hierher. Größtenteils sind es kirchliche Gruppen, aber es kommen auch immer wieder indische Priester, soziale Verbände oder Gesangschöre, die hier Seminare abhalten oder einfach nur die Stille entdecken möchten.“
Dieses Konzept der inneren Einkehr scheint aufzugehen, wenn man Pater Thomas Glauben schenken darf. Laut dem geistlichen Direktor könne man am Ende einer Exerzitienwoche sogar das unterschiedliche Rauschen von Eichen, Birken und Ahornbäumen wahrnehmen. Das neue Gebäude mit seiner Transparenz überzeugt die Besucher, die am Abend noch Kanapees und eine Serenade genießen durften. Für den aufmerksamen Beobachter blieb am Ende nur noch eine Frage übrig: Was bedeuten wohl die geheimnisvollen rosaroten Punkte, die sich fast unmerklich an manchen Stellen der großen Galeriegänge verstecken? Pater Thomas Schuster winkt lachend ab: „Das sind einfach nur die Muschelkalkplatten, die noch ausgetauscht werden müssen.“