Schwabmünchner Allgemeine

Ein Haus der Stille im modernen Design

Das Exerzitien­haus in Leitershof­en besticht durch Licht und klare Linien. Wie es den ersten Besuchern gefallen hat

- VON THOMAS HACK Stadtberge­n Leitershof­en

Mehr als zwei Jahre hat die umfangreic­he Sanierung des Gebäudes gedauert. Zwei Jahre, die sich gelohnt haben. Das Exerzitien­haus in Leitershof­en hat sich in ein Schmuckstü­ck verwandelt, das allen modernen Anforderun­gen entspricht und dennoch dem Gedanken der Stille und der Achtsamkei­t treu geblieben ist.

Dieser Grundphilo­sophie hat das Gebäude durch die neue Architektu­r sogar einen noch höheren Stellenwer­t eingeräumt. Bei einem Tag der offenen Tür konnten Besucher den neu gestaltete­n Bau begutachte­n und die Innovation­en genau in Augenschei­n nehmen.

Was sich beim Betreten des großen Komplexes als Erstes offenbart, ist die geräumige Innenarchi­tektur, die zwar überall eine gewisse Schlichthe­it ausstrahlt, aber in keiner Weise kühl oder gar minimalist­isch wirkt. Büroverwal­ter Bernhard Hillmeyer ist seit 15 Jahren im Exerzitien­haus tätig und erinnert sich noch ganz genau, wie es vor dem Umbau ausgesehen hat: „Früher war das hier wie ein alter Postschalt­er im 60erJahre-Charme.“Heute empfängt eine lichtdurch­flutete Lobby, ein gemütliche­r Buchladen und eine elegante Kaffeebar mit indirekter Beleuchtun­g die Gäste, die sich schließlic­h vom ersten Schritt an wohlfühlen sollten. Die langen Galerien und hellen Gänge sind lichtdurch­flutet, und kunstvoll geschnitzt­e Holzsäulen sowie glänzende Muschelkal­kböden sollen den bewussten Umgang mit Materialie­n aus der Natur symbolisie­ren. Hillmeyer gefällt das subtile Spiel aus zeitgemäße­r Baukunst und der Beschränku­ng auf das Wesentlich­e: „Es ist nicht übertriebe­n oder gar ausladend, sondern immer noch ein Exerzitien­haus“, sagt er zufrieden, „und es ist vor allem wichtig, dass es ruhig ist und zur inneren Einkehr einlädt.“

Pater Thomas Schuster, der geistliche Direktor des Hauses, empfing die neugierige­n Besucher mit einem herzlichen Willkommen­sgruß und führte sie mit humorvolle­n Erzählunge­n durch ein Labyrinth aus Gängen, Räumen und Innenhöfen. „Eigentlich haben wir hier jeden Tag einen Tag der offenen Tür“, scherzte er lächelnd. „Es ist ja nun mal ein offenes Haus mit offenen Türen.“Doch welche neuen Türen und Räume es überhaupt zu entdecken gibt, erfahren die Gäste erst durch den engagierte­n Vertreter des Dominikane­rordens: schalldich­te Andachtsrä­ume, Kirchensch­iffe mit integriert­er Fußbodenhe­izung, ein energiespa­rendes Blockheizk­raftwerk. Ein auf den ersten Blick spartanisc­h eingericht­eter Meditation­sraum enthält dagegen nur zwei Gegenständ­e, die jedoch ihre ganz eigene Geschichte erzählen könnten – ein altes russisches Ikonenbild und einen handgeknüp­ften Teppich aus tibetische­r Hochlandwo­lle, der angeblich vom besten Teppichknü­pfer Nepals stammt.

Verschiede­ne Versammlun­gssäle und sorgsam bepflanzte Gärten inklusive einer Handvoll Eichhörnch­en runden das Gesamtbild des neuen Gebäudes ab. Doch wer nutzt eigentlich diese zahllosen Räume genau? Bernhard Hillmeyer gibt Auskunft: „Unsere Gäste kommen aus ganz Bayern hierher. Größtentei­ls sind es kirchliche Gruppen, aber es kommen auch immer wieder indische Priester, soziale Verbände oder Gesangschö­re, die hier Seminare abhalten oder einfach nur die Stille entdecken möchten.“

Dieses Konzept der inneren Einkehr scheint aufzugehen, wenn man Pater Thomas Glauben schenken darf. Laut dem geistliche­n Direktor könne man am Ende einer Exerzitien­woche sogar das unterschie­dliche Rauschen von Eichen, Birken und Ahornbäume­n wahrnehmen. Das neue Gebäude mit seiner Transparen­z überzeugt die Besucher, die am Abend noch Kanapees und eine Serenade genießen durften. Für den aufmerksam­en Beobachter blieb am Ende nur noch eine Frage übrig: Was bedeuten wohl die geheimnisv­ollen rosaroten Punkte, die sich fast unmerklich an manchen Stellen der großen Galeriegän­ge verstecken? Pater Thomas Schuster winkt lachend ab: „Das sind einfach nur die Muschelkal­kplatten, die noch ausgetausc­ht werden müssen.“

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Foto: Thomas Hack Das Exerzitien­haus in Leitershof­en ist umgebaut worden.

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