Schade um Scholl
Experten können einen ja furchtbar nerven. Das gilt noch mehr für Experten im Stand des begleitenden Fußball-TV-Kommentators. Erklären einem doch nur, was man mit der Erfahrung aus vielen Kreisliga-Jahren schon lange weiß.
Umso erfreulicher ist es, wenn ein Sender ein Expertentalent entdeckt, das gar nichts Expertenhaftes an sich hat. Mehmet Scholl war ein solches Talent. Ein ehemaliger Edeltechniker, der alle wunderbaren Eigenschaften, die ihn am Ball ausgezeichnet haben, auch am Mikrofon ausgespielt hat. Scholl war locker und leicht, schlitzohrig und frech, kompetent und unangepasst. Er wirkte auch nach neun
ARD-Jahren unverbraucht und sah zudem so aus, als könne ihn der Bundestrainer im Notfall sofort einwechseln. Erfreulich zudem, dass er sich nicht gescheut hat, seinem Arbeitgeber Ärger zu bereiten. Scholl zu mögen, fällt nicht schwer. Das ging so lange, bis er sein eigenes Spiel spielen wollte. Eines, in dem er auf die Inhalte der Sendung einwirkt. Dafür hat ihn die
ARD nicht aufgestellt. Scholl war als Experte vorgesehen, nicht als Redakteur. Das ist auseinanderzuhalten. Die Trennung wäre spätestens bei der nächsten Grenzüberschreitung gekommen. Besser jetzt. Trotzdem schade um Scholl.