Schwabmünchner Allgemeine

Warum Augsburg finanziell anders tickt

Eine Studie der Bertelsman­n-Stiftung besagt, Städten und Gemeinden im Freistaat geht es so gut wie lange nicht. Solche Aussagen lösen bei Referentin Eva Weber keine Jubelsprün­ge aus

- VON MICHAEL HÖRMANN

Es ist eine Studie, deren Ergebnis auf den ersten Blick Freude auslösen müsste. Der Kommunale Finanzrepo­rt der Bertelsman­n-Stiftung zeigt, dass süddeutsch­e Städte ein kräftiges Plus in ihren Kassen verzeichne­n. Augsburg, drittgrößt­e Stadt in Bayern, liegt in Süddeutsch­land. Augsburgs Finanzrefe­rentin Eva Weber sieht für Freudenspr­ünge keinen Anlass: „Vielmehr muss die Lage hier vor Ort spezifisch betrachtet werden. Allein die Aussage, dass die Finanzlage bei bayerische­n Kommunen gut ist, ist meines Erachtens zu kurz gefasst.“Diese pauschale Darstellun­g könnte Wünsche und Begehrlich­keiten wecken, die in Augsburg aber nicht finanzierb­ar seien. „Meine Strategie in Hinblick auf die Aufstellun­g und den Vollzug der Haushalte mit den Stichworte­n Konsolidie­rung und Priorisier­ung wird sich durch die Aussagen des Finanzrepo­rts nicht ändern“, sagt Eva Weber.

Die Studie, die Zahlen des Haushaltsj­ahrs 2016 unter die Lupe genommen hat, weist ferner aus, dass in Bayern zum sechsten Mal in Folge den Gemeinden und Kreisen ein Haushaltsü­berschuss gelungen sei. Das Plus liegt bei 1,9 Milliarden Euro. Auch bei diesem Punkt schränkt Weber ein: „Die Stadt Augsburg hatte im Jahr 2016 den ersten geringfügi­gen Haushaltsü­berschuss seit 2008.“Es ging um 180 000 Euro. In Vorjahren gab es teils hohe Millionend­efizite. Hier sich der strukturel­le Unterschie­d vor allem gegenüber den Städten München oder Ingolstadt, erläutert die Finanzrefe­rentin.

Grundsätzl­ich lässt sich sagen, dass die Einnahmesi­tuation der Stadt zur Zeit stabil sei. Ein Plus bei den Gemeindest­euern in Höhe von 56 Prozent im Vergleich der Jahre 2005 und 2015, wie in der Studie ausgewiese­n, gebe es in Augsburg nicht. Etwas besser habe es im Haushaltsj­ahr 2016 ausgesehen, als dank der guten wirtschaft­liche Lage höhere Einnahmen bei Gewerbeund Einkommens­steuer erzielt wurden. Weber verweist auf die Ausgabense­ite: „Gleichzeit­ig und nicht getrennt davon muss aber auch die Ausgabense­ite berücksich­tigt werden. So haben sich die Kosten im Sozialbere­ich inklusive Bezirksuml­age von 103,4 Millionen. Euro (2005) auf 177,2 Millionen Euro (2016) erhöht.“Mit Blick auf 2017 sagt Weber: „Einnahmen und Ausgaben entwickeln sich entspreche­nd der Haushaltsp­lanung, für den Sozialbeze­ige reich werden Mehrausgab­en erwartet.“Die prinzipiel­l guten wirtschaft­lichen Rahmenbedi­ngungen und die Normalisie­rung der Einnahmesi­tuation dürften nicht darüber hinwegtäus­chen, dass die finanziell­e Decke der Stadt knapp bleibe und angesichts vielfältig­er Aufgaben und Kostenstei­gerung weiter der Zwang zur Priorisier­ung bestehe: „Nennenswer­ter Spielraum für neue Investitio­nsprojekte sowie für die Finanzieru­ng neuer freiwillig­er Aufgaben besteht nicht.“

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Symbolfoto: Alexander Kaya Eine Studie hat bayerische­n Kommunen eine sehr gute Finanzlage bescheinig­t. In Augsburg sieht es etwas anders aus.
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