Rotes Kreuz warnt: Da liegt manches im Argen
BRK-Wachen im Landkreis-Süden stellen ihre Sorgen und ihre Begeisterung dar
Gespräche helfen, Positionen deutlich zu machen und zu verbessern. Das war auch der Gedanke bei dem Ortstermin in der BRK-Rettungswache in Schwabmünchen mit SPD-Abgeordneten. Dabei kamen auch Sorgen zutage.
So stellten Haupt- und Ehrenamtliche des Roten Kreuzes aus Schwabmünchen, Bobingen und Langenneufnach gegenüber dem Landtagsabgeordneten Herbert Woerlein und seinem Parlamentskollegen Harry Scheuenstuhl ihre Positionen dar. Ausgangspunkt des Gesprächs war eine parlamentarische Anfrage, die ergeben hatte, dass im Rettungswesen einiges im Argen liege. In diesem Zusammenhang wurden mehrere Themen angeschnitten.
● Der Beruf Bedauert wurde, dass es den Rettungsassistenten nicht mehr gibt, die Ausbildungszeit quasi verdoppelt wurde und jetzt ein Großteil der Hauptamtlichen einen Ergänzungslehrgang und eine Prüfung zum neu geschaffenen Berufsbild Notfallsanitäter ablegen muss. Dadurch entstünden personelle Engpässe, da die Bezahlung zu gering sei, die Arbeitsbelastung sehr hoch, der Stress immer mehr, und die fertig ausgebildeten Kräfte von anderen Organisationen abgeworben würden.
Gewünscht wird, die Zwölf-Stunden-Schichten nicht abzuschaffen, machbare Altersteilzeitregelungen einzuführen und mehr Zukunftsperspektive zu bieten. Mehr gesellschaftliche Anerkennung des Berufs sei dringend notwendig.
Da der Zivildienst abgeschafft wurde, soll der Berufsfreiwilligendienst für Einsatzhilfskräfte sorgen. Doch Bufdis gibt es viel weniger als Zivis. Die Rettungssanitäter wünschen sich einen effektiveren Schutz bei Einsätzen.
● Die Einsatzzahlen und die Arbeitsbelastung im Rettungsund Krankentransportbereich, bei dem es inzwischen lange Wartezeiten gibt, steigen laut der Klagen in Schwabmünchen ständig bei gleichbleibender Personalstärke.
Weil auch Krankentransporte mit Rettungswagen durchgeführt werden müssen, seien weiter vom Un- fallort entfernte Stationen von der Einsatzzentrale im Notfall einzusetzen, was die Rettungszeiten verlängere. Die Rettungssanitäter wollen im Sozialgesetzbuch vom Transportdienstleister zum medizinischen Fachpersonal hochgestuft werden, um bei ihren Einsätzen aus der rechtlichen Grauzone herauszukommen. Die Notfallsanitäter wünschen sich mehr Handlungskompetenz, zum Beispiel sagen zu dürfen, dass der Weg zum Hausarzt in dem speziellen Fall der richtige ist.
● Die Bereitschaftspraxis Dass es sie gibt, sei zu wenig bekannt, entlaste die Krankenhäuser zu wenig und das Rote Kreuz gar nicht. Patienten riefen grundsätzlich die 112 an, nicht nur im Notfall, sondern auch, um schneller behandelt zu werden, hieß es in Schwabmünchen. Dass in nicht bedrohlichen Fällen auch am Telefon mit dem Arzt gesprochen werden kann, sei so gut wie nicht bekannt (Ärztlicher Bereitschaftsdienst: Telefon 116 117).
● Der Rettungshubschrauber Die Rettungswachen arbeiten laut BRK mit dem in Augsburg auf dem Zentralklinikum stationierten Christoph 40 gut zusammen. Er wird entweder von der Rettungsleitstelle oder von den Ärzten am Unfallort angefordert. Er stelle nur eine sehr geringfügige Entlastung für die Rettungswachen dar, diene vor allem dem schnellen und schonenden Transport der Verletzten, im Notfall auch als Notarzt-Zubringer. Er sei eine sinnvolle Ergänzung im Rettungssystem.
● Die Arbeit Die Mitarbeiter bei den Rettungswachen mögen trotz aller Probleme ihren Beruf, weil sie Idealisten sind, ihre Arbeit sehr abwechslungsreich und spannend finden, sie herausgefordert werden und im Team arbeiten können. Zur Motivationssteigerung trage bei, wenn von den Patienten auch mal dankende Worte kommen.
● Allgemein Die amtliche Hilfsfrist von zwölf Minuten bei Einsätzen könne zu den geforderten 80 Prozent im Landkreis-Süden trotz aller Probleme meist eingehalten werden, sagen BRK-Vertreter. Die Rettungswachen seien froh, dass die Wertachkliniken erhalten blieben, da dort sehr gute Arbeit geleistet werde.