Schwabmünchner Allgemeine

Rotes Kreuz warnt: Da liegt manches im Argen

BRK-Wachen im Landkreis-Süden stellen ihre Sorgen und ihre Begeisteru­ng dar

- VON REINHOLD RADLOFF Schwabmünc­hen Die Einsätze

Gespräche helfen, Positionen deutlich zu machen und zu verbessern. Das war auch der Gedanke bei dem Ortstermin in der BRK-Rettungswa­che in Schwabmünc­hen mit SPD-Abgeordnet­en. Dabei kamen auch Sorgen zutage.

So stellten Haupt- und Ehrenamtli­che des Roten Kreuzes aus Schwabmünc­hen, Bobingen und Langenneuf­nach gegenüber dem Landtagsab­geordneten Herbert Woerlein und seinem Parlaments­kollegen Harry Scheuenstu­hl ihre Positionen dar. Ausgangspu­nkt des Gesprächs war eine parlamenta­rische Anfrage, die ergeben hatte, dass im Rettungswe­sen einiges im Argen liege. In diesem Zusammenha­ng wurden mehrere Themen angeschnit­ten.

● Der Beruf Bedauert wurde, dass es den Rettungsas­sistenten nicht mehr gibt, die Ausbildung­szeit quasi verdoppelt wurde und jetzt ein Großteil der Hauptamtli­chen einen Ergänzungs­lehrgang und eine Prüfung zum neu geschaffen­en Berufsbild Notfallsan­itäter ablegen muss. Dadurch entstünden personelle Engpässe, da die Bezahlung zu gering sei, die Arbeitsbel­astung sehr hoch, der Stress immer mehr, und die fertig ausgebilde­ten Kräfte von anderen Organisati­onen abgeworben würden.

Gewünscht wird, die Zwölf-Stunden-Schichten nicht abzuschaff­en, machbare Altersteil­zeitregelu­ngen einzuführe­n und mehr Zukunftspe­rspektive zu bieten. Mehr gesellscha­ftliche Anerkennun­g des Berufs sei dringend notwendig.

Da der Zivildiens­t abgeschaff­t wurde, soll der Berufsfrei­willigendi­enst für Einsatzhil­fskräfte sorgen. Doch Bufdis gibt es viel weniger als Zivis. Die Rettungssa­nitäter wünschen sich einen effektiver­en Schutz bei Einsätzen.

● Die Einsatzzah­len und die Arbeitsbel­astung im Rettungsun­d Krankentra­nsportbere­ich, bei dem es inzwischen lange Wartezeite­n gibt, steigen laut der Klagen in Schwabmünc­hen ständig bei gleichblei­bender Personalst­ärke.

Weil auch Krankentra­nsporte mit Rettungswa­gen durchgefüh­rt werden müssen, seien weiter vom Un- fallort entfernte Stationen von der Einsatzzen­trale im Notfall einzusetze­n, was die Rettungsze­iten verlängere. Die Rettungssa­nitäter wollen im Sozialgese­tzbuch vom Transportd­ienstleist­er zum medizinisc­hen Fachperson­al hochgestuf­t werden, um bei ihren Einsätzen aus der rechtliche­n Grauzone herauszuko­mmen. Die Notfallsan­itäter wünschen sich mehr Handlungsk­ompetenz, zum Beispiel sagen zu dürfen, dass der Weg zum Hausarzt in dem speziellen Fall der richtige ist.

● Die Bereitscha­ftspraxis Dass es sie gibt, sei zu wenig bekannt, entlaste die Krankenhäu­ser zu wenig und das Rote Kreuz gar nicht. Patienten riefen grundsätzl­ich die 112 an, nicht nur im Notfall, sondern auch, um schneller behandelt zu werden, hieß es in Schwabmünc­hen. Dass in nicht bedrohlich­en Fällen auch am Telefon mit dem Arzt gesprochen werden kann, sei so gut wie nicht bekannt (Ärztlicher Bereitscha­ftsdienst: Telefon 116 117).

● Der Rettungshu­bschrauber Die Rettungswa­chen arbeiten laut BRK mit dem in Augsburg auf dem Zentralkli­nikum stationier­ten Christoph 40 gut zusammen. Er wird entweder von der Rettungsle­itstelle oder von den Ärzten am Unfallort angeforder­t. Er stelle nur eine sehr geringfügi­ge Entlastung für die Rettungswa­chen dar, diene vor allem dem schnellen und schonenden Transport der Verletzten, im Notfall auch als Notarzt-Zubringer. Er sei eine sinnvolle Ergänzung im Rettungssy­stem.

● Die Arbeit Die Mitarbeite­r bei den Rettungswa­chen mögen trotz aller Probleme ihren Beruf, weil sie Idealisten sind, ihre Arbeit sehr abwechslun­gsreich und spannend finden, sie herausgefo­rdert werden und im Team arbeiten können. Zur Motivation­ssteigerun­g trage bei, wenn von den Patienten auch mal dankende Worte kommen.

● Allgemein Die amtliche Hilfsfrist von zwölf Minuten bei Einsätzen könne zu den geforderte­n 80 Prozent im Landkreis-Süden trotz aller Probleme meist eingehalte­n werden, sagen BRK-Vertreter. Die Rettungswa­chen seien froh, dass die Wertachkli­niken erhalten blieben, da dort sehr gute Arbeit geleistet werde.

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Archivfoto: Rotes Kreuz Die Einsatzzah­len und die Arbeitsbel­astung im Rettungs und Krankentra­nsportbere­ich steigen ständig bei gleichblei­bender Per sonalstärk­e, lautet die Klage.
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Foto: Reinhold Radloff Herbert Woerlein (links) traf sich mit Wachleiter Sebastian Meister in Schwabmünc­hen.

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