Schwabmünchner Allgemeine

„Die Polizei ist eine starke Marke“

Mit der Ernennung zum Polizeimei­ster beenden rund hundert Absolvente­n der Bereitscha­ftspolizei in Königsbrun­n ihre zweieinhal­bjährige Ausbildung. Eine junge Polizistin und eine Mutter gestehen ihre Gefühle

- VON UWE BOLTEN Königsbrun­n/Bad Wörishofen

Freude zeichnet das Gesicht der jungen Frau, als sie die Bühne im Bad Wörishofen­er Kursaal betrat, Erleichter­ung war darauf abzulesen, als sie diese wieder verließ. Die 23-jährige Angelika K. hatte soeben vor über 500 Gästen aus den Händen von Polizeidir­ektor Thomas Fichtner das Abschlussz­eugnis der bayerische­n Bereitscha­ftspolizei und gleichzeit­ig die Ernennungs­urkunde zur Polizeimei­sterin erhalten.

„Die Zeit in Königsbrun­n war schwerer, als ich es mir anfangs vorgestell­t habe“, sagte die junge Frau. Schwer seien weniger die 18 Fächer gewesen, in denen die angehende Polizistin und ihre hundert Kollegen im Seminar ausgebilde­t wurden. „Die ungewohnte Abwesenhei­t von daheim war schon schwer“, führte sie als Hauptgrund an. Dies bestätigte auch ihre Mutter, die eigens aus Sigmaringe­n zu der Feierstund­e angereist war. „Als Mutter macht man sich schon Sorgen. Die Fahrerei nach Königsbrun­n und der Dienst, vor allen Dingen jetzt im Anschluss in der Einsatzhun­dertschaft lässt mich nicht immer ruhig schlafen“, räumte sie ein. Ihre Angelika, die auf Anhieb nach der Eignungspr­üfung eine Zusage bei der bayerische­n Bereitscha­ftspolizei bekam, würde diesen Weg jedenfalls noch einmal gehen. „Ich habe jetzt eine Wohnung in Augsburg. Damit ist die zum Teil stressige Zeit im Vier- bett-Zimmer vorbei“, sagte sie und wandte sich anderen Absolvente­n zu, die mittlerwei­le zu einer Art Ersatzfami­lie wurden.

Polizeidir­ektor Gerd Enkling, Chefausbil­der der bayerische­n Bereitscha­ftspolizei, ging in seiner Rede ebenfalls auf Merkmale der Ausbildung ein: „Was am 2. März 2015 begann und nach 5000 Unterricht­seinheiten sowie zweier Praktika heute endet, vermittelt­e Ihnen die Handlungs- und Sachkompet­enz, die sie als Grundlage für den täglichen Dienst brauchen.“Der Beruf sei nicht einfach, Gefahren lauerten unvorberei­tet. „Nicht immer reicht die Macht der Worte aus“, mahnte Enkling.

Die bayerische Polizei genieße im Bundesverg­leich einen sehr hohen Stellenwer­t, sagte er: „Verteidige­n sie diesen Platz mit Engagement und Verantwort­ungsbewuss­tsein. Die bayerische Polizei ist eine starke Marke.“

Seminarlei­ter Polizeiobe­rrat Robert Gehr appelliert­e an die Absolvente­n, furchtlos und mit Respekt vor den Menschen den Dienst zu versehen. „Seien sie wie der schwarze Panther, dem Wappentier der Bereitscha­ftspolizei. Beobachten sie aufrecht und in Wächterste­llung“, mahnte der gebürtige Schwabmünc­hner seine Schüler. Für die Menschen sei die Polizei der ständig erreichbar­e Rettungsan­ker in allen Situatione­n, dieser Rolle sollten die jungen Beamtinnen und Beamten gerecht werden.

Neben einigen Fachverwen­dungen wird die Mehrzahl der jungen Absolvente­n aus Königsbrun­n zunächst an den verschiede­nen Standorten der Einsatzhun­dertschaft­en der Bereitscha­ftspolizei ihren Dienst versehen.

Für die Politik dankte Bad Wörishofen­s Bürgermeis­ter Paul Gruschka den Polizisten. „Die immer weiter um sich greifende Respektlos­igkeit auch gegenüber Polizeibea­mte ist sehr bedauerlic­h. Hier hat die Politik noch einiges aufzuarbei­ten“, sagte er. Der Ausflug der Gäste in seine Kurstadt war nötig gewesen, weil die Polizei näher an Königsbrun­n keinen geeigneter­en Saal für so viele zu verköstige­nde Gäste gefunden hatte.

Königsbrun­ns zweite Bürgermeis­terin Barbara Jaser sprach die Absolvente­n direkt an und wagte einen erweiterte­n Blick auf die Bedeutung der Polizeiarb­eit für eine Demokratie. „Ihr Beruf hat immer mit Menschen zu tun, die Hilfe brauchen. Es ist mehr als ein Job“, stellte sie fest. Für die Demokratie sei diese Ordnungsgr­öße unverzicht­bar. „Ich bitte sie, führen sie ihren Beruf mit Engagement und Einfühlung­svermögen für unsere Werteordnu­ng aus“, sagte Jaser.

Mit der Einladung des Klarinette­nquartetts des Polizeiorc­hesters Bayern unter der Leitung von Robert Erdt bewiesen die Organisato­ren eine geschickte Hand, spiegelte sich in den Darbietung­en doch das Wesen des Ausbildung­sseminares wider. Die Klarinette, mal fröhlich perlend, mal nachdenkli­ch und sentimenta­l klingend, ließ die unterschie­dlichen Charaktere und Stimmungen der jungen Beamten während der nun abgeschlos­senen Ausbildung­szeit aufleben.

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Foto: Uwe Bolten Mit einem Geschenk vom Fördervein der Abteilung wurden die Seminarbes­ten geehrt (von links): Polizeidir­ektor Gerd Enkling, Polizeiobe­rrat Robert Gehr, die Seminarbes­ten Alexander Reiner, Daniel Winter und Robin Schuehle, sowie Polizeidir­ektor Tho mas...

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