Hamis Lied geht um die halbe Welt
Wie ein junger Geflüchteter aus Königsbrunn mit Kollegen aus der Heimat Hip-Hop macht
Nein, er ist kein Unbekannter mehr hier in Königsbrunn. Der heute 21-jährige Hamed Quoreyshi, der 2015 mit den vielen anderen Geflüchteten nach Deutschland kam und via der Erstaufnahme in Marktoberdorf dann in Königsbrunn in der Lilienthalstraße Zuflucht fand, hat sich integriert. Er spricht schon gut Deutsch, besucht seit 15 Monaten die Berufsschule Neusäß und hat, nachdem er als Afghane im Iran auch nach dem Abitur nicht studieren durfte, große Pläne hier. Vor allem aber freut ihn auch, dass er in seiner Freizeit genau die Hobbys, Tanzen und Musik, in der Brunnenstadt ausüben kann, was im Iran verboten waren.
Der auf den ersten Eindruck eher stille Afghane tanzt sehr gern und hat tatsächlich nach einem Aufruf des Königsbrunner Faschingsvereins CCK Fantasia die Chance ergriffen. Das war im letzten Jahr und Hamed Quoreyshi hat die letztjährige Saison bereits komplett mitgemacht. Wird er auch in der nächsten Saison wieder mit von der Partie sein? „Na klar, gerade heute haben wir wieder Probe“, sagt Quoreyshi mit leuchtenden Augen. In der Jugendfreizeitstätte Matrix fing alles an, als er die Tanzgruppe des CCK beim Tag der offenen Tür erlebte. Dort kommt er gerne und regelmäßig auch zu Veranstaltungen und dort konnte er sich auch anlässlich einer Kunstausstellung (wir berichteten) mit einer Musikeinlage, die er im Tonstudio der Matrix eingespielt hatte, aktuell mit seiner zweiten Leidenschaft präsentieren: dem Hip-Hop-Gesang.
Mit seinen Freunden Tirdad und Mahdad singt er unter dem Künstlernamen Hami das Lied „Allianz“– es handelt von Obdachlosigkeit, Missgunst, Neid und auch Prostitution kommt darin vor. Das Besondere: Seine Bandkollegen sind noch im Iran.
Der Iraner Sayrus hat die Melodie dazu komponiert, die beiden Sänger nahmen ihren Part ebenfalls dort auf. Via Internet kam es nach Deutschland, eine durchaus gängige Machart (siehe Infokasten). So verschafft das Internet jungen Menschen, denen in ihrer Heimat für ihre musikalische Leidenschaft Verfolgung droht, eine Möglichkeit. Auch Hamed Quoreyshi hat Verfolgung erlitten und hofft, dass er hier in Deutschland bleiben kann. Im Iran hat er als Buchhalter, als Verkäufer, als Fahrer und auch mit PC
Die Botschaft seiner Worte ist ihm wichtig
gearbeitet – hier würde er sehr gern, wenn er im Februar seine Abschlussprüfung macht, eine Ausbildung als medizinisch-technischer Assistent beginnen.
Seine deutsche Begleiterin, Gertrud Scharr, die das Lied bei seinem Auftritt hörte, sagte: „Ich habe die Worte ja nicht verstanden, aber es hat mich sehr beeindruckt und berührt, ich konnte spüren, wie wichtig ihm die innere Botschaft ist“, sagt sie. „Und ich habe bemerkt, dass alle Anwesenden, die Farsi sprechen, ob die Kinder oder die Erwachsenen, höchst aufmerksam zugehört haben.“