Gregoritsch sendet Botschaften
Erfrischend offen plaudert der Neuzugang des FC Augsburg. Der Österreicher wundert sich, warum eine Aussage vor der Begegnung mit seinem Ex-Verein für Wirbel sorgt
Wenn ein Fußball-Profi heutzutage statt weich gespülter, nichtssagender Floskeln etwas Griffiges von sich gibt, stürzen sich die Medien bereitwillig darauf. Das liegt daran, dass in der Bundesliga-Branche Meinungen zwar weitverbreitet sind, deren Protagonisten sie allerdings nur ganz selten öffentlich äußern. Erfrischend wirken daher die Aussagen eines Michael Gregoritsch, Neuzugang in Diensten des FC Augsburg. Erstaunlich offen erzählt er etwa davon, wie er sich jüngst bei einem gemeinsamen Mannschaftsabend „zum Affen gemacht“habe. „Das war super und hat Spaß gemacht.“
Dazu lacht er breit, verkörpert jenen charakteristischen Schmäh, der Österreicher so sympathisch wirken lässt. Der 23-Jährige wirkt während der Pressekonferenz vor dem Bundesligaauftakt in Hamburg entspannt (Samstag, 15.30 Uhr). Zwischendurch wischt sich der Schlaks Haarsträhnen aus der Stirn. Gregoritsch ist einer jener Typen, die künftig das Gesicht der Augsburger Mannschaft prägen könnten. Altintop,
„Wenn ich anders reagiert hätte, wäre das aus meiner Sicht falsch gewesen.“Michael Gregoritsch zu einer Interview Aussage
Verhaegh und Bobadilla haben den Klub verlassen, Finnbogason, Hinteregger und eben Gregoritsch bilden Teile des neuen Gerüsts.
Um den Zusammenhalt zu stärken, mussten Gregoritsch und die weiteren Neuzugänge unter anderem vor versammelter Mannschaft ein Liedchen singen – ein Ritual, das englische Fußballklubs pflegen. Weil ihm ein Titel des Alpenrockers Andreas Gabalier zu sehr nach „Mainstream“klang, trällerte Gregoritsch „Stand by Me“. Zentrale Aussage des Songs: treu bleiben.
Nicht treu geblieben ist er dem Hamburger SV. Der gebürtige Grazer ist nach Teigl, Hinteregger und Danso der vierte Austria-Kicker im Kader der Augsburger. Im Sommer wechselte er für rund 5,5 Millionen Euro vom hohen Norden in den bayerischen Süden.
Ein Umstand, der ihm vor dem Wiedersehen mit ehemaligen Gefährten ein paar Schlagzeilen beschert hat. Darauf angesprochen, stutzt Gregoritsch zunächst. Verwundert hätte ihn, dass in der Folge teils von „Kampfansagen“und „Kritik“die Rede gewesen sei. Auf dem Spielfeld ruht die Freundschaft, sonst habe er Hamburg aber im Guten verlassen.
Gregoritsch hatte in einem Interview erklärt, aus Sicht des HSV hätte er sich nicht an einen anderen Verein abgegeben. Der Profi ist selbstbewusst genug, dies plausibel zu begründen: „Wenn ich anders reagiert hätte, wäre das aus meiner Sicht falsch gewesen.“Indirekt hätte er sich so nämlich eingestanden, nicht gut genug für die Hamburger gewesen zu sein. Was faktisch nicht stimmt. In der vergangenen Spielzeit kam er auf 30 Bundesligapartien, erzielte fünf Treffer und bereitete deren drei vor. Von Statistiken hält der Offensivspieler allgemein wenig. Ihn interessiert daher nicht, dass der FCA in sechs BundesligaSpielzeiten nie das Auftaktspiel gewonnen hat. Eine Zahl hat es ihm dann doch angetan: Mindestens an zehn Toren will er in seiner FCAPremierensaison beteiligt sein. Wie das funktionieren könnte, zeigte Gregoritsch in den Testspielen, als er mit seiner Schusstechnik beeindruckte. Gegen Magdeburg enttäuschte der Österreicher indes. Wie das Gros seiner Mitspieler.
In Augsburg erzeugte das frühe Scheitern im Pokal keine Unruhe, Fans nahmen das 0:2 weitestgehend teilnahmslos hin. In Hamburg hingegen ist nach dem Pokal-Aus gegen Osnabrück und einem
von Mäzen Kühne bereits wieder jene Aufgeregtheit zu spüren, die Gregoritsch aus seiner HSV-Zeit bestens kennt. Unter anderem hat Kühne angekündigt, einen Wechsel des FCA-Verteidigers Konstantinos Stafylidis nicht finanzieren zu wollen.
Gregoritsch und Co. bereiteten sich unterdessen ohne Störfeuer vor. Dass Fan-Umfragen und Bundesliga-Experten den FCA als sicheren Abstiegskandidaten einstufen, dem misst der 23-Jährige keine Bedeutung bei. Weil: „Ich sehe keinen Grund dafür.“
Sollte er gegen seinen ehemaligen Klub treffen, will er sich den Torjubel nicht verbieten. Sich aus Respekt still zu freuen, findet er überflüssig. Seine Begründung: „Ich bin jetzt Spieler des FC Augsburg.“
Spiegel-Interview
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