Schwabmünchner Allgemeine

Kunst wegwerfen – macht man das?

- VON RICHARD MAYR rim@augsburger allgemeine.de

Alles muss raus. Zu Zeiten befällt der große Schlussver­kaufsSloga­n die Menschen auch zu Hause. Beim großen Ausmisten fällt auf, wie einfach es ist, sich von unnötigen Verpackung­en zu trennen, und wie schwierig es ist, zum Beispiel den Kleidersch­rank zu entschlack­en. Ja, das Jackett ist schon in die Jahre gekommen, aber es geht doch noch? In den Kleidercon­tainer damit oder auf dem Kleiderbüg­el lassen?

Die Steigerung davon ist es, das Bücherrega­l zu verschlank­en. Bücher ins Altpapier zu werfen, das mutet wie ein Akt der Barbarei an: die Literatur im Müllverwer­tungskreis­lauf, da sperrt sich etwas. Aber wohin mit ihnen? Ins Antiquaria­t? Gibt’s die noch? Dann schon lieber ins öffentlich­e Bücherrega­l im Hofgarten.

Aber jetzt sind Bücher ja noch Massenprod­ukte. Sie werden maschinell und in großer Auflage hergestell­t. Man müsste gar nicht so ein schlechtes Gewissen haben, wenn man sich von ihnen trennt. Bei Kunstwerke­n ist das anders. Sie sind Unikate. Ja, was tun, wenn man sich von Kunstwerke­n trennen will und niemand anders sie haben will. Einfach auf den Sperrmüll geben und sie so für immer zerstören? Nein, so etwas macht man nicht.

Zum Glück stellt sich diese letzte Frage nicht vielen. Aber mal angenommen, der Vater oder die Mutter hätte ein Leben lang als Künstler gearbeitet und nun ein großes OEuvre und viel zu wenig Platz hinterlass­en. Da kann man die Initiative des Bezirks Schwaben, im Weiherhof beim Volkskunde­museum Oberschöne­nfeld ein schwäbisch­es Archiv für Kunst-Nachlässe einzuricht­en, nur begrüßen. Zwar wird dort nicht alles bewahrt werden können, aber für das, was von Bedeutung ist, gibt es nun in Schwaben einen Ort.

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„Intermezzo“ist unsere KulturKolu­mne, in der Redakteure der Kultur- und Journal-Redaktion schreiben, was ihnen die Woche über aufgefalle­n ist.

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