Wenn es Finanzbeamte mal sportlich sehen
Warum in Augsburg mehr als 2600 Menschen aus ganz Deutschland in mehreren Disziplinen gegeneinander antreten
Er gilt ja nicht gerade als Sportskanone, der Finanzbeamte. Vielmehr genießt er den zweifelhaften Ruf, ein besonders langsam mahlendes Rad in der Mühle des deutschen Finanzwesens zu sein. Gemächlich geht es da zu und staubtrocken, so die gängige Meinung vieler, die auf die Bearbeitung ihres Steuerbescheids warten. Aber wehe, man hat mal selbst eine Frist übersehen, soll ja mal vorkommen, dann hagelt es rasch Verzugszinsen und überzogene Strafen. So das Klischee.
Wer ein solches Bild zeichnet, der dürfte überrascht sein, wenn er an diesem Wochenende an der Sportanlage Süd einen der dort 400 Fußballer oder 300 Läufer oder an der Olympia-Regattastrecke einen der dutzenden Ruderer in den Drachenbooten fragt, welchem Beruf er denn nachgehe. Über 2600 Finanzbeamte aus ganz Deutschland sind seit Donnerstag in Augsburg, um hier das 42. Deutschlandturnier der Finanzämter abzuhalten. „Ein Traditionsturnier und ein wirkliches Event für die gesamte Finanzbeamtenschaft“, sagt Thomas Eigenthaler, Bundesvorsitzender der Deutschen Steuer-Gewerkschaft.
Und so organisierte Christoph Meier, der sportliche Leiter der Veranstaltung, schon seit Monaten, um einem reibungslosen Ablauf aller Wettkämpfe in insgesamt zehn Disziplinen zu garantieren. Jetzt atmet er zufrieden auf. „Es läuft wunderbar. Die Bedingungen sind optimal. Eine so perfekte Sportanlage ist ja bundesweit fast einmalig. Und dazu passt auch noch das Wetter.“
Nicht ganz so zuversichtlich ist die Stimmung der Fußballer des Augsburger Finanzamts. Bisher liefen ihre Spiele schlecht. Der Heimvorteil konnte nicht ausgespielt werden. Dafür aber sei man eben ein besonders guter Gastgeber, schenke jedem Punkte, der sie brauche, sagt Kapitän Florian Büttner. Die Mannschaft aus Berlin-Kreuzberg ist da doch froheren Mutes. Bisher sehe es ganz gut aus. „Aber die Anlage ist auch einfach super. Da kann man den Veranstaltern nur ein großes Lob aussprechen“, sagt Finanzanwärter Michael Nowack.
Am Rande des Spielfelds kommen die Beamten der deutschen Finanzämter miteinander ins Gespräch. Es wird viel gelacht und es kommt auch schon mal vor, dass gemeinsam über Steuerrecht philosophiert wird. Vor allem aber ist man sportlich unterwegs. Wie Groß- und Konzernprüferin Jana Wienrich. Gestern ist die Chemnitzerin noch mit dem Segway durch die Innenstadt gefahren, heute Vormittag aber ist sie zehn Kilometer in 53 Minuten gelaufen. Da soll noch einmal wer sagen, Finanzbeamte seien langsam unterwegs.
Neben Fußball, Laufen und Drachenbootrennen suchen die Beamten auch im Volleyball, Bowling, Kegeln, Schach, Skat, Schafkopf, Tennis, Tischtennis ihre Besten. Dass dieser Wettkampf nahezu im Ausschluss der Öffentlichkeit abgehalten wird, ist übrigens kein Zufall. „Ein Stück weit ist das Absicht von uns, dass niemand davon weiß, weil wir ein bisschen zwiegespalten sind, wie das bei der Bevölkerung ankommt“, so Maier. Dabei kann er da alle beruhigen, die Sorge haben, die Finanzbeamten hätten diese Woche lieber Schafkopfen gespielt, als sich um Steuererklärungen zu kümmern. „Die Finanzämter stehen ja nicht leer. Es wird ganz normal weitergearbeitet und liegen bleibt bei uns natürlich nichts.“