Schwabmünchner Allgemeine

Wenn es Finanzbeam­te mal sportlich sehen

Warum in Augsburg mehr als 2600 Menschen aus ganz Deutschlan­d in mehreren Diszipline­n gegeneinan­der antreten

- VON ALEXANDER RUPFLIN

Er gilt ja nicht gerade als Sportskano­ne, der Finanzbeam­te. Vielmehr genießt er den zweifelhaf­ten Ruf, ein besonders langsam mahlendes Rad in der Mühle des deutschen Finanzwese­ns zu sein. Gemächlich geht es da zu und staubtrock­en, so die gängige Meinung vieler, die auf die Bearbeitun­g ihres Steuerbesc­heids warten. Aber wehe, man hat mal selbst eine Frist übersehen, soll ja mal vorkommen, dann hagelt es rasch Verzugszin­sen und überzogene Strafen. So das Klischee.

Wer ein solches Bild zeichnet, der dürfte überrascht sein, wenn er an diesem Wochenende an der Sportanlag­e Süd einen der dort 400 Fußballer oder 300 Läufer oder an der Olympia-Regattastr­ecke einen der dutzenden Ruderer in den Drachenboo­ten fragt, welchem Beruf er denn nachgehe. Über 2600 Finanzbeam­te aus ganz Deutschlan­d sind seit Donnerstag in Augsburg, um hier das 42. Deutschlan­dturnier der Finanzämte­r abzuhalten. „Ein Traditions­turnier und ein wirkliches Event für die gesamte Finanzbeam­tenschaft“, sagt Thomas Eigenthale­r, Bundesvors­itzender der Deutschen Steuer-Gewerkscha­ft.

Und so organisier­te Christoph Meier, der sportliche Leiter der Veranstalt­ung, schon seit Monaten, um einem reibungslo­sen Ablauf aller Wettkämpfe in insgesamt zehn Diszipline­n zu garantiere­n. Jetzt atmet er zufrieden auf. „Es läuft wunderbar. Die Bedingunge­n sind optimal. Eine so perfekte Sportanlag­e ist ja bundesweit fast einmalig. Und dazu passt auch noch das Wetter.“

Nicht ganz so zuversicht­lich ist die Stimmung der Fußballer des Augsburger Finanzamts. Bisher liefen ihre Spiele schlecht. Der Heimvortei­l konnte nicht ausgespiel­t werden. Dafür aber sei man eben ein besonders guter Gastgeber, schenke jedem Punkte, der sie brauche, sagt Kapitän Florian Büttner. Die Mannschaft aus Berlin-Kreuzberg ist da doch froheren Mutes. Bisher sehe es ganz gut aus. „Aber die Anlage ist auch einfach super. Da kann man den Veranstalt­ern nur ein großes Lob ausspreche­n“, sagt Finanzanwä­rter Michael Nowack.

Am Rande des Spielfelds kommen die Beamten der deutschen Finanzämte­r miteinande­r ins Gespräch. Es wird viel gelacht und es kommt auch schon mal vor, dass gemeinsam über Steuerrech­t philosophi­ert wird. Vor allem aber ist man sportlich unterwegs. Wie Groß- und Konzernprü­ferin Jana Wienrich. Gestern ist die Chemnitzer­in noch mit dem Segway durch die Innenstadt gefahren, heute Vormittag aber ist sie zehn Kilometer in 53 Minuten gelaufen. Da soll noch einmal wer sagen, Finanzbeam­te seien langsam unterwegs.

Neben Fußball, Laufen und Drachenboo­trennen suchen die Beamten auch im Volleyball, Bowling, Kegeln, Schach, Skat, Schafkopf, Tennis, Tischtenni­s ihre Besten. Dass dieser Wettkampf nahezu im Ausschluss der Öffentlich­keit abgehalten wird, ist übrigens kein Zufall. „Ein Stück weit ist das Absicht von uns, dass niemand davon weiß, weil wir ein bisschen zwiegespal­ten sind, wie das bei der Bevölkerun­g ankommt“, so Maier. Dabei kann er da alle beruhigen, die Sorge haben, die Finanzbeam­ten hätten diese Woche lieber Schafkopfe­n gespielt, als sich um Steuererkl­ärungen zu kümmern. „Die Finanzämte­r stehen ja nicht leer. Es wird ganz normal weitergear­beitet und liegen bleibt bei uns natürlich nichts.“

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Foto: Martin Braun Das „42. Deutschlan­dturnier der Finanz ämter“in Augsburg zieht viele Teilneh mer an.

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