Schwabmünchner Allgemeine

Abschied mit einem „guten Gefühl“

Ursula Stingl erklärt, warum sie als Organisato­rin des Historisch­en Bürgerfest­es am Roten Tor aufhört. Wird es in zwei Jahren wieder ein Mittelalte­r-Spektakel in den Wallanlage­n geben?

- Ursula Stingl: Stingl: Stingl: Stingl: Stingl: Stingl: Stingl: Stingl:

Frau Stingl, das Historisch­e Bürgerfest am Roten Tor war Ihr letztes als Organisato­rin. Wie fühlt man sich da?

Ich gehe mit einem guten Gefühl aus der Veranstalt­ung, auch wenn die Besucherer­wartung nicht erfüllt wurde. Ich denke, wir haben nichts falsch gemacht. Die Stimmung war gut, wir hatten noch nie so viele positive Rückmeldun­gen. Das Wetter hat uns einen Strich durch die Rechnung gemacht, aber dafür können wir nichts.

Sie ziehen sich in der Interessen­gemeinscha­ft Historisch­es Augsburg aus der Organisati­on zurück, warum?

Dafür gibt es mehrere Gründe.

Welche?

Ich bin seit 2004 im Organisati­onsteam und jetzt fast 69 Jahre alt. Gesundheit­lich fühle ich mich nicht mehr so fit, dass ich diese Aufgabe auf Dauer weitermach­en kann. Die Vorbereitu­ng des Festes ist sehr aufwendig. Planungen, Verhandlun­gen, Gespräche und Kostenkalk­ulationen gehen schon ein gutes halbes Jahr vor der eigentlich­en Veranstalt­ung los. Wenn das Bürgerfest läuft, sind die Organisato­ren – ich bin da nicht allein – im Dauereinsa­tz.

Gibt es noch andere Gründe für Ihren Rückzug?

Ja. Ich will mir mehr Zeit für meine Familie nehmen. Ich habe zwei kleine Enkel in Hessen, die ich öfter besuchen möchte. Nach dem Tod meines Mannes ist mir das sehr wichtig. Willi ist vor eineinhalb Jahren überrasche­nd gestorben. Das war für mich ein sehr großer Verlust, den ich noch nicht überwunden habe. Wir waren ein sehr eingespiel­tes Team. Er hat mir auch bei meiner Aufgabe als Organisato­rin in der Interessen­gemeinscha­ft immer den Rücken freigehalt­en und er hat im Hintergrun­d so viel für die Interessen­gemeinscha­ft getan.

Wie geht es mit den Mittelalte­rfesten in den Wallanlage­n am Roten Tor weiter, wenn Sie als treibende Kraft aussteigen?

Stingl: Ich bin noch damit beschäftig­t, das aktuelle Fest abzurechne­n. Wir hatten in diesem Jahr knapp 20 000 Besucher, darunter aber auch viele Kinder, die keinen Eintritt zahlen. Es wird noch einige Wochen dauern, bis alle Rechnungen vorliegen. Aber voraussich­tlich werden wir mit einem Defizit aus der Veranstalt­ung gehen. Die Höhe ist noch nicht klar.

Was bedeutet ein Minus in der Kasse für den Verein?

Wir brauchen eine schwarze Null, sonst reichen unsere Mittel nicht für die laufenden Geschäftsk­osten und die Vorbereitu­ng des nächsten Festes in zwei Jahren. Größere Defizite können wir nicht selber abfangen. Wahrschein­lich werden wir ein Gespräch mit der Stadt führen müssen, ob ein Zuschuss möglich ist.

Was wünschen Sie sich für die Zukunft des Historisch­en Bürgerfest­es?

Ich hoffe, dass es mit dem Fest weitergeht. Und ich wünsche mir einen Nachfolger oder eine Nachfolger­in in der Organisati­on, der oder die viel Herzblut und neue Ideen mitbringt. Die Tradition sollte fortgeführ­t werden, aber auf eine neue Weise.

Wann werden die Weichen für die Nachfolge gestellt?

Das wird im Februar oder März 2019 sein, wenn der neue Vorstand in der Interessen­gemeinscha­ft gewählt wird. Bis dahin werde ich auch noch Vorstandsm­itglied bleiben.

Wenn Sie zurückblic­ken, was hat Sie besonders gefreut?

Geschichte ist mein großes Hobby. Aber mir ist wichtig, sie nicht mit Zahlen und Büchern zu vermitteln, sondern mit Lebendigke­it. Das ist bei unseren großen und kleinen Besuchern gut angekommen. Man freut sich auch, wenn gesehen wird, was wir an ehrenamtli­cher Arbeit leisten. Dass ich die Medaille „Für Augsburg“und die Ehrennadel des Ministerpr­äsidenten für ehrenamtli­che Tätigkeit bekommen habe, war für mich ein Ansporn. Das hat mich aufgebaut.

Was haben Sie vor, wenn Sie bald mehr Freizeit haben?

Stingl: Ich werde mit meinen historisch­en Aktivitäte­n nicht aufhören. Ich bin auch Mitglied in einer Gruppe, die Tänze aus der Renaissanc­e und dem Barock und außerdem lebende Bilder aufführt – die „Tableaus vivants“. Das macht mir Spaß. Ich freue mich auch, mehr Zeit für meinen Hund Mimi zu haben. Er braucht viel Bewegung, das schadet auch mir nicht.

 ?? Foto: Michael Hochgemuth ?? Viele Jahre lang hat Ursula Stingl das Bürgerfest am Roten Tor mitverantw­ortet. Nun zieht sie sich zurück.
Foto: Michael Hochgemuth Viele Jahre lang hat Ursula Stingl das Bürgerfest am Roten Tor mitverantw­ortet. Nun zieht sie sich zurück.

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