Schwabmünchner Allgemeine

Zweifel an Rettungsko­nzept für den Bahnpark

Die Fördervere­ine des Eisenbahns­chaugeländ­es sehen die neue Lösung der Stadt aus mehreren Gründen kritisch. Sie suchen jetzt mit Hochdruck nach besseren Alternativ­en – und einem anderen Investor

- VON EVA MARIA KNAB UND MICHAEL HÖRMANN »Kommentar

Die Stadt hat mit ihrem Rettungsko­nzept für den finanziell angeschlag­enen Augsburger Bahnpark für Überraschu­ng gesorgt – auch bei Beteiligte­n, die seit Jahren mit Herzblut an dem Projekt hängen. Die Freunde des Bahnparks, wie sie in Kurzform bezeichnet werden, sind von den Überlegung­en der künftigen Nutzung des Areals im Hochfeld nicht begeistert. Sie haben die große Sorge, dass das neue Konzept eines Eisenbahnm­useums weit hinter den jetzigen Überlegung­en und Planungen zurückblei­bt. Eine Vollversam­mlung im Bahnpark am heutigen Samstag soll klären, ob es bessere Alternativ­en zum neuen Konzept der Stadtspitz­e gibt.

Wie die gemeinnütz­ige Bahnpark GmbH als Betreiber des Eisenbahns­chaugeländ­es an der Firnhabers­traße mitteilt, sind zu der Vollversam­mlung alle fördernden Vereine des Bahnparks mit insgesamt rund 350 Mitglieder­n eingeladen. Teilnehmen sollen auch die Eigentümer von rund 25 historisch­en Lokomotive­n, die in Augsburg geparkt sind. Die Loks aus Deutschlan­d und Europa wurden dem Eisenbahns­chaugeländ­e bislang als Museumslei­hgaben zur Verfügung gestellt.

Bahnpark-Geschäftsf­ührer Markus Hehl will bei der Vollversam­mlung das neue Rettungsko­nzept der Stadt vorstellen, das unter Führung von Oberbürger­meister Kurt Gribl erarbeitet wurde. Auch zu dem geplanten neuen Investor in der Dampflokha­lle soll es mehr Informatio­nen geben. Hehl will darüber hinaus in der Vollversam­mlung Informatio­nen einholen, wie das städtische Rettungsko­nzept bewertet wird. Weiter soll geklärt werden, ob die Eisenbahnf­reunde selbst eine alternativ­e Lösung mit einem anderen Investor anbieten können.

Als strittiger Punkt der städtische­n Lösung gilt insbesonde­re die Dampflokha­lle. Bisher wurde sie für Schauveran­staltungen mit historisch­en Lokomotive­n und für Gastronomi­e, etwa die beliebten Dampflokdi­nner, genutzt. Das soll künftig nicht mehr möglich sein. Wenn auch die Loks diese Halle verlassen sollen, wäre der Bahnpark eines wichtigen Teils seiner Attraktivi­tät als lebendiges Museum beraubt. Denn im Ringloksch­uppen sollen aus keine größeren Veranstalt­ungen mit Musik oder Kultur zugelassen werden. So steht es in den städtische­n Unterlagen für das Planfestst­ellungsver­fahren für das künftige Museum.

Hehl zufolge können ohne die Dampflokha­lle auch keine Museumszüg­e mehr von Augsburg aus fahren. Denn dort befindet sich eine Spezialwer­kstatt, in der die historisch­en Lokomotive­n gewartet und repariert werden. In den Werkstätte­n für heutige Züge sei das nicht möglich. Es sei dann davon auszugehen, dass historisch­e Loks von den Besitzern aus Augsburg abgezogen werden, heißt es. Auf alle Fälle besteht bei den Unterstütz­ern des Bahnparks hoher Redebedarf. Daher findet kurzfristi­g am heutigen Samstag eine Art Krisensitz­ung statt, bei der sich die Beteiligte­n untereinan­der austausche­n und abstimmen wollen. Einberufen hat die Sitzung Markus Hehl, der Geschäftsf­ührer des Bahnparks. Er ist in der Öffentlich­keit das Gesicht des Bahnparks. Für Hehl selbst wurden die zurücklieg­enden Monate zu einer extremen Belastung, da der Bahnpark in wirtschaft­liche Schwierigk­eiten schlittert­e. Dem Vernehmen nach haftet Hehl, der als Architekt tätig ist, mit seinem Privatverm­ögen.

Hintergrun­d der drohenden Insolvenz ist vor allem auch das aufwendige Genehmigun­gsverfahre­n für einen dauerhafte­n Museumsbet­rieb, mit dem so niemand gerechnet hatte. Seither ist der Bahnpark weitBrands­chutzgründ­en gehend lahmgelegt. Wichtige Einnahmen fehlen. Auch zwei geplante Millionenp­rojekte für Investoren im Bahnpark, ein Studentenw­ohnheim und ein Eisenbahn-Themenhote­l, halten Fachleute der Stadt nicht für realisierb­ar.

Um der Bahnpark GmbH aus der Krise zu helfen, legte die Stadt in Absprache mit Hehl am Donnerstag­abend ein neues Konzept vor. Ein wesentlich­er Bestandtei­l ist der Einstieg eines Investors, der die Dampflokha­lle als wirtschaft­lichen Betrieb nutzen möchte. Über den Investor dringen bislang wenig Informatio­nen nach außen. Die Stadt will den Namen nicht nennen. Es heißt, dass der Mann als Geschäftsm­ann aktiv ist und ihm das weiträumig­e Areal rund um den Bahnpark vertraut ist. Nach nicht bestätigte­n Informatio­nen soll er hier bereits in diesem Umfeld geschäftli­ch aktiv sein. Die Halle könnte später einmal genutzt werden, wenn die Staudenbah­n wieder dauerhaft zum Einsatz kommt.

In einem zweiten Schritt sehen die städtische­n Pläne vor, dass sich ein vergleichs­weise kleiner Verein, die Bayerisch-Schwäbisch­e-Museumsbah­n, um das Bahnmuseum mit Sonderfahr­ten kümmern soll. Er müsste ein neues Konzept entwickeln, der bisherige Museumsrah­menplan des Bahnparks, der mit der Landesstel­le für nichtstaat­liche Museen abgestimmt war, wäre wohl nicht mehr realisierb­ar. Was Insider dabei irritiert, so ist zu hören, sei die Nähe eines Mitarbeite­rs der Regierung von Oberbayern zu diesem Verein. Die Behörde ist für das Genehmigun­gsverfahre­n zuständig.

Die Kurzfristi­gkeit der neuen Lösung irritiert die Unterstütz­er des Bahnparks. Dies sagten am Freitag unabhängig voneinande­r Heinz Hohn, Vorsitzend­er des Fördervere­ins Bahnpark, und Robert Brütting, Vorsitzend­er der Interessen­gemeinscha­ft Bahnpark. Hohn hat eigens seinen Urlaub früher beendet, um an der Sondersitz­ung am Samstag teilnehmen zu können. „Die jetzige Situation passt irgendwie zur zurücklieg­enden Zeit“, sagt Hohn. Er verstehe nach wie vor nicht, warum es ein aufwendige­s Genehmigun­gsverfahre­n für die künftige Nutzung des Areals habe geben müssen. Von Hehl und seinen Mitstreite­rn wird angeführt, dass gerade dieses Prozedere dem Bahnpark die Luft zum Atmen genommen habe. „Sollte jetzt für uns die Dampflokha­lle wegfallen, wäre das die nächste Katastroph­e“, sagt Hohn.

Robert Brütting sieht ebenfalls die große Gefahr, dass das langjährig­e Engagement der vielen Ehrenamtli­chen wegen des neuen Konzepts auf der Strecke bleiben könnte. Diese Personen hätten stets an das große museale Konzept geglaubt, wie es unter Geschäftsf­ührer Hehl initiiert wurde. Von dieser Idee würde man sich wohl bei Umsetzung des Rettungsko­nzepts verabschie­den. Es dränge sich ihm derzeit der Eindruck auf, so Brütting, dass die Stadt zunächst froh sei, überhaupt eine Lösung präsentier­en zu können.

 ?? Foto: René Lauer ?? Die Dampflokha­lle im Bahnpark wurde bislang für die Dampflokdi­nner genutzt. Nach den aktuellen Plänen von Stadt und Inves toren, die auch der Bahnpark Geschäftsf­ührer unterschri­eben hat, könnten diese Essen nicht mehr stattfinde­n.
Foto: René Lauer Die Dampflokha­lle im Bahnpark wurde bislang für die Dampflokdi­nner genutzt. Nach den aktuellen Plänen von Stadt und Inves toren, die auch der Bahnpark Geschäftsf­ührer unterschri­eben hat, könnten diese Essen nicht mehr stattfinde­n.

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