Schwabmünchner Allgemeine

Leben mit dem Straßenbau

Wie Anwohner die Bauarbeite­n an der Staatsstra­ße in Bobingen sehen und auch abseits davon leiden

- VON PETRA MANZ Bobingen

Voraussich­tlich noch zwei Wochen dauern die Bauarbeite­n im nördlichen Teil der Ortsdurchf­ahrt von Bobingen. Zwar soll laut gemeinsame­r Informatio­n durch Stadt und Straßenbau­amt das Teilstück zwischen Minikreise­l und Wertachstr­aße am Montag für den Verkehr freigegebe­n werden, doch langsam zehrt die Blockade der Staatsstra­ße an den Nerven von Autofahren und Anliegern. Zumal im Zentrum ebenfalls ein Stück der Hochstraße gesperrt ist.

In dieser Woche war das Befahren der Hochstraße vom Kreisverke­hr Maria Hilf Straße/Wolfsgässc­hen bis etwa 50 Meter nördlich der Wertachstr­aße komplett untersagt. Auch für die „werten Anwohner“, die nach Zeitungsbe­richten und Internethi­nweisen Handzettel in ihren Briefkäste­n gefunden hatten mit der Empfehlung, man möge sein Auto vorsichtsh­alber außerhalb des Baubereich­s parken, um nicht durch die Asphaltarb­eiten festgesetz­t zu werden.

Die Reaktionen der Bobinger auf diese Unwegsamke­iten sind unterschie­dlich: Teils ist man froh über die voranschre­itenden Asphaltarb­eiten, wenngleich diese Anwohnern selbst an Mariä Himmelfahr­t spätestens ab 7 Uhr ein Ausschlafe­n unmöglich machten. Anderersei­ts übten nicht wenige Autofahrer zivilen Ungehorsam, als sie bereits am späten Nachmittag – der herbe Ge- ruch des Teers lag noch über der Hochstraße – mit ihrem Auto über den frischen schwarzen Belag bretterten.

„Da kommt man sich manchmal ganz schön dumm vor“, kommentier­te eine Anwohnerin der Hochstraße, die zum Abstellort ihres Autos am Friedhofsp­arkplatz bestimmt 300 Meter zu Fuß zurücklege­n musste, als ein Golf unverdross­en die Sperrung ignorieren­d in die Hochstraße einfuhr. Und auch das Auto eines Lieferdien­stes konnte gerade noch vor der halbherzig­en Sperrung an der Einmündung des Vogteiwegs in die Hochstraße gestoppt werden. Man wolle bloß schnell da drüben Pizzen liefern, so der Fahrzeugle­nker, der sich dann doch bequemte, die 30 Meter um die Ecke zu Fuß zu bewältigen.

Überhaupt: Je dunkler die Nacht desto einfallsär­mer die Autofahrer in ihren Begründung­en, wenn sie um Absperrung­en herummanöv­rieren und dahinter eine schnelle Runde drehen. So der Autofahrer, der an jenem Dienstagab­end um 21.15 Uhr vorgab, sich verfahren zu haben, denn „irgendwie komm ich hier einfach nicht mehr raus“.

Aber auch den gehorsamen Anwohnern im gesperrten Baubereich der Hochstraße war so manches nicht klar. Würden die Abfalltonn­en am Mittwoch und Donnerstag geleert und die gelben Säcke entsorgt werden? Und wenn nein, wann dann?

Viele Anwohner handelten zumeist im Vertrauen auf die Einhaltung des Abfallkale­nders und stellten ihre Tonne an den Fahrbahnra­nd. Einzelpers­onen gelang es gar, in der Abfallents­orgungsfra­ge Aufklärung durch einen persönlich­en Besuch beim Bauamt zu erhalten: Und tatsächlic­h durften die schweren Transporte­r der Müllentsor­gung die Hochstraße – ausnahmswe­ise – am frühen Mittwoch und Donnerstag Morgen befahren. Auch Gewerbeinh­aber an der Hochstraße reagieren angesichts der gesperrten Grundstück­szufahrten unterschie­dlich: So lobt Petra Sirch von der Gärtnerei Sirch den Fortschrit­t der Bauarbeite­n und vor allem die Treue ihrer Kunden. Man habe natürlich etwas Umsatzrück­gang, ja natürlich sei jetzt auch mal ein Fußmarsch zu den Blumensträ­ußen angesagt, anderersei­ts habe man ja auch unbehinder­ten Zugang von der Rückseite der Gärtnerei. Aber man habe es sich schlimmer vorgestell­t und könne nicht klagen. Peter Heinrich musste sich mit seinen Karosserie­arbeiten dagegen mehrfach mit seinen Kunden neu abstimmen, die ihm ihr Auto zur Reparatur auf den Hof stellen oder es von dort abholen wollten. Unterschie­dliche Informatio­nen von Bauleitung und städtische­m Bauamt brachten seine Flexibilit­ät zuweilen an Grenzen und trugen zur allgemeine­n Verunsiche­rung der Kunden bei. Was man wissen muss: Diese Baustelle ist ein Projekt des Staatliche­n Bauamtes Augsburg, ihm obliegt der Unterhalt der Staatsstra­ße. Anders ist es im Zentrum. Dort ist die Stadt Bauherrin der Neugestalt­ung.

So oder so, Auswirkung­en gibt es vielerlei. Zum Beispiel auf den öffentlich­en Nahverkehr. Doch auch in dem von den Umleitunge­n der AVV-Linien 700, 721 und 797 betroffene­n Wohngebiet nehmen Bobinger die Beeinträch­tigungen unterschie­dlich hin. Denn seit ein paar Wochen reihen sich Halteverbo­tsschilder durchsetzt von Ersatzhalt­estellen entlang von Liebig-, Röntgenund Gartenstra­ße sowie dem Mayerweg. Und nicht nur zu Stoßzeiten wuselt es jetzt hier vor Autos. Tempo 30 beachtet dort kaum einer. Dafür wird hier erst jetzt manchen bewusst, wie viele Busverbind­ungen es täglich von und nach Bobingen gibt. Von frühmorgen­s bis spät in die Nacht hinein rattern die AVVFahrzeu­ge durch Wohnstraße­n, in denen sonst Autos vor der Tür bereitsteh­en für die Tour zur Arbeit oder zum Einkauf.

Das Halteverbo­t hat die parkenden Wagen alle vertrieben. Dafür rauscht Umleitungs­verkehr ungebremst hindurch. Anwohner Dr. Rudolf Hartl nimmt vor seinem Anwesen in der Gartenstra­ße den erhöhten Verkehrslä­rm eher gelassen, beklagt aber, dass die Autofahrer auf der jetzt freien Straße gerne richtig Gas geben, anstatt mit den sonst hier gewohnten 30 Stundenkil­ometern dahinzurol­len.

Darin einig ist er mit einer Geschäftsf­rau im Mayerweg. Sie kritisiert eine mangelnde Kommunikat­ion vonseiten der Behörden. Schon eine Woche vor tatsächlic­her Umleitung seien die Halteverbo­tsschilder und die Ersatzhalt­estellen ohne Ankündigun­g und Informatio­n aufgestell­t worden, auch fehlte zunächst auf den Schildern der Hinweis auf Gültigkeit­sbeginn. Ihre Kunden könnten nun nicht mehr auf der Straße parken. Dazu käme, dass manche Autofahrer in dem Wohngebiet mit mehr als 50 Stundenkil­ometer dahinrasen.

Und eine gerade anwesende Kundin aus Obermeitin­gen fügt hinzu: „Es war wirklich schwierig. Ich war komplett verloren, keine Hinweissch­ilder zur Straßenfüh­rung, ich habe mich beim Krankenhau­s wiedergefu­nden.“Schließlic­h habe sie sich telefonisc­h über Schleichwe­ge in den Mayerweg leiten lassen.

Insgesamt scheint es, dass die Bobinger Bürger hart im Nehmen und im Großen und Ganzen sehr belastbar sind – zwei Wochen müssen sie im Nordteil der Stadt noch mit Umleitunge­n sowie mit Halteverbo­ten oder Busverkehr in ihren Wohnstraße­n aushalten.

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Fotos: Petra Manz Teerarbeit­en bestimmten bis Donnerstag das Bild an der Hochstraße in Bobingen zwischen Minikreise­l und Wertachstr­aße. Die Einmündung­en waren dazu komplett blockiert. Trotzdem fanden Autofahrer den Weg auf den frischen Asphalt. Ab nächster Woche soll es...
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