Wohnung gesucht, Freunde gefunden
Wie man die neuen Mitbewohner beim WG-Casting überzeugt und auf was man selber Wert legen sollte
Das Abi in der Tasche und schon die Zusage für einen Studienplatz erhalten – fehlt nur noch die passende Unterkunft. Viele Studenten suchen aus Kostengründen nach einer Wohngemeinschaft. Doch das ist gar nicht so einfach. Auf ein Zimmer in beliebten Uni-Städten kommen oft hunderte Bewerber. Am Ende entscheidet oft das WG-Casting. Wie erhöhen sie dabei ihre Erfolgschancen?
● Persönlich werden: Bevor man sich der WG präsentiert, müssen Studenten sich oft per E-Mail oder telefonisch auf das Zimmer bewerben – mit persönlichen Infos. Manche WGs bitten um Links zum Facebook-Profil.
● Chancen einschätzen: Studenten konzentrieren sich am besten gleich auf Wohnungsanzeigen, auf die sie zu passen scheinen. Häufig erfährt man darin schon über das aktuelle WG-Leben („Wir kochen am Wochenende gern gemeinsam“oder „Bei uns hat jeder Freiraum und seine Ruhe zum Lernen“) und die Wünsche an den neuen Bewohner („Wenn du auch gerne feiern gehst, bist du bei uns richtig“). ● Vorbereiten: Vor dem Besuch der WG sollte man die Details aus der Anzeige verinnerlicht haben, um nicht alles doppelt erfragen zu müssen. Auf Pünktlichkeit wird geachtet sowie auf normale Kleidung. „Am besten erscheint man als der Mensch, der man ist“, sagt Stefan Grob vom Deutschen Studenten- werk. Schließlich gehe es darum, einen authentischen Eindruck zu hinterlassen – und das von Anfang an.
● Interesse zeigen: „Beim Casting sollte man erst einmal darüber sprechen, was die WG von einem erwartet, und dann erfragen, wie sie funk- tioniert und was die anderen Bewohner so machen“, rät Grob. Denn das Wichtigste seien neben dem Zimmer die Mitbewohner, mit denen man sich gut verstehen muss. „Erst danach stellt man sich selbst etwas genauer vor und erzählt, was man in die WG einbringen kann.“Und Grob empfiehlt, sich während des Castings nicht zu verbiegen. „Man sollte auch ansprechen, wie man sich selbst das Leben in der WG vorstellt.“
● Ehrlich sein: Dass offene Worte im Gespräch gut ankommen, hat Jana Thomas beobachtet. Sie ist Sozialreferentin für den Bereich Wohnen und Notunterkünfte beim AStA der Universität Köln. „Die Bewohner sollen merken, dass sich derjenige nicht verstellt“, betont auch die Studentenvertreterin. Im Hinterkopf bleibe natürlich, dass man ein Zimmer braucht. Dennoch: „Nicht den Fokus auf die schlechteren Eigenschaften legen, sondern auf die eigenen Vorteile und Stärken.“
Doch wie viel gibt man von sich preis? Gibt es Grenzen? „So wenig wie möglich, aber so viel wie nötig“, sagt Jana Thomas. „Wenn man das Gefühl hat, man wird verhört, dann sollte man aber einen Gang zurückschalten.“Sehr private Informationen gehören nicht in das Vorstellungsgespräch. Das sollten die Bewohner akzeptieren.
● Probleme ansprechen: „Abklären sollte man die Punkte, wo das Leben aneinander reiben könnte, etwa wenn die Bewohner früh aufstehen oder sie Wert darauf legen, dass es tagsüber leise ist“, rät Jana Thomas. Auch die Ordnungsgewohnheiten sollte man vorher kennen und überlegen, ob die zu einem passen oder ob man sich gegebenenfalls anpassen würde. „Am besten man erkundigt sich nach Regeln, wie zum Beispiel das Kochen in der Küche gehandhabt wird oder die Hygiene im Bad“, sagt Grob. Auch wichtig: Raucht ihr? Macht ihr oft Party?
● Alleine kommen: Die No-Gos beim Casting: Eltern und Freunde mitbringen. „Der Schritt ins Studium ist definitiv einer, in dem man selbstständig werden muss“, betont Grob. „Daher sollte man weitestgehend auf die Hilfe der Familie verzichten.“Was man ebenso vermeiden sollte, sind falsche Versprechungen wie: „Ich koche jeden Freitag für euch“oder „Wenn ihr mich nehmt, dann ist der Bierkasten immer gefüllt“. Daran müsse sich der neue Bewohner später halten. Das gelte auch für Staubsauger, Kaffeemaschine und Co., die man beim Einzug in Aussicht stellt.