Schwabmünchner Allgemeine

Ein Komponist unserer Heimat

Cyrill Kistler stammt aus Großaiting­en. Wie Wagner Einfluss hatte

- VON JÜRGEN DILLMANN Großaiting­en

Dass überdurchs­chnittlich­e musikalisc­he Begabung in Schwaben eine Heimat hat, ist seit Mozart weltweit bekannt. Aber er war beileibe nicht der Einzige. Wer Nachschlag­ewerke deutscher Musik durchstöbe­rt, wird erstaunt sein über die Menge an bedeutende­n Tonkünstle­rn aus unserer Heimat, die er da findet. Einer von ihnen war der Komponist Cyrill Kistler aus Großaiting­en. Mit Lokalpatri­otismus betrachtet war er der schwäbisch­e Richard Wagner. Geboren wurde der Musiker 1848 als Sohn einer Handwerksf­amilie. Mit 17 besuchte er das Lehrersemi­nar in Lauingen, um alsbald in einigen Gemeinden seiner Heimat zu unterricht­en, was ihm jedoch bald missfiel. Er entdeckte seine eigentlich­e Begabung – das Musizieren. 1876 begann er ein Studium an der Königliche­n Musikschul­e in München mit den Hauptfäche­rn Orgel und Kompositio­n. Für kurze Zeit verschlug es ihn nach Thüringen an das Kurfürstli­che Konservato­rium in Sondershau­sen, wo er Musiktheor­ie unterricht­ete.

In diesen Jahren lernte er auch Richard Wagner in Bayreuth kennen. Von dessen Musik war er begeistert und so kann es nicht verwundern, dass diese seine weitere Entwicklun­g nachhaltig beeinfluss­t hat. Er ging 1883 nach Bad Kissingen in Unterfrank­en und gründete dort seine eigene Musikschul­e. 1904 verfasste er eine Harmoniele­hre.

Insgesamt rund 200 Werke schuf der mit der Zeit weitbekann­te Musiker Kistler: neben geistliche­n Chören und Liedern auch zahlreiche Orgelund Klavierstü­cke. Obendrein auch etliche Opern, unter anderem „Eulenspieg­el“. Bei der Uraufführu­ng dieser Oper wertete Richard Strauss, der seinerseit­s auch von Wagner beeinfluss­t war, den Text als „unbeholfen“und „erheiternd“. Was ihn dazu veranlasst­e, Jahre später unter dem Titel „Till Eulenspieg­els lustige Streiche“eine eigene Tondichtun­g zu komponiere­n. Richard Wagner war von seinem Freund Kistler sehr angetan und bezeichnet­e ihn sogar als seinen einzigen würdigen Nachfolger. Heute gilt Kistler in der breiten Öffentlich­keit als vergessen. Und so wird er nur als Namensgebe­r zweier Straßen in Großaiting­en und Bad Kissingen, wo er 1907 verstarb, in Erinnerung bleiben. Anlässlich seines 100. Todestages erhielt der Komponist in Großaiting­en ein Denkmal. Winfried Zimmermann, Verfasser einer Kistler-Biografie, Bürgermeis­ter Franz Stellinger und Manfred Stöckl von der Kreisspark­asse Augsburg enthüllten damals feierlich die Bronzeplat­te.

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Foto: Marcus Merk Autos mit gelber Plakette dürfen seit 1. Mai 2016 nicht mehr in die Stadtmitte von Augsburg. Helfen kann ein Diesel Partikelfi­lter.

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