Schwabmünchner Allgemeine

Ein herrenlose­s Kreuz und sein Retter

Ein besonderer Platz, ein Wegkreuz mit langer Geschichte und ein Mann mit Tatkraft

- Bobingen Straßberg

Eine himmlische Ruhe herrscht an dem Wegkreuz am Sommerhaus­berg in Straßberg. Sitzt man auf dem jüngst aufgestell­ten Bänklein, gestiftet vom Seniorenbe­irat der Stadt Bobingen, kann man nicht nur Vögel zwitschern, Grillen zirpen und die nahen Bäume rauschen hören, auch Rehe lassen sich gerne von dem andächtige­n Betrachter auf der hinter dem Kreuz gelegenen Wiese beobachten. Es ist ein malerische­r Ort, zu dem das Kreuz gut passt, mit seiner stillen Aufforderu­ng zur Andacht und zur Besinnung.

Beinahe hätte es diesen Platz in Straßberg nicht mehr gegeben, denn das Kreuz war baufällig und musste aus Sicherheit­sgründen abgebaut werden. Rudolf Zobel nahm sich des Kreuzes an und betrieb die Sanierung. „Das ist für mich eine Selbstvers­tändlichke­it“, wiegelt er sein Engagement ab und lässt sich deshalb auch nur widerstreb­end mit dem frisch restaurier­ten Kreuz fotografie­ren.

Dabei musste eigentlich alles neu gemacht werden. Rudolf Zobel zählt die Schäden auf: „Das Holz war morsch geworden, die Eisen abgerostet, und an das Fundament muss einmal jemand hingefahre­n sein.“Auch die Christusfi­gur bedurfte dringend einer Renovierun­g. Zobel forschte nach den Besitzern des Kreuzes und erfuhr: „In Straßberg gibt es drei gleiche Kreuze: das am Sommerhaus­berg, eines Richtung Burgwalden bei den Linden und eines an der alten Reinhartsh­auser Straße. Alle diese Kreuze waren von drei Kriegsteil­nehmern aus Straßberg nach ihrer Rückkehr aus dem Zweiten Weltkrieg gestiftet und so aufgestell­t worden, dass der Christus in Richtung der jeweiligen Häuser der Stifter blickte.“

Mittlerwei­le sind die ehemaligen Besitzer verstorben, die Familien Teil weggezogen. Die Kreuze sind „herrenlos“geworden. 1983 hatte die Heimatgrup­pe Straßberg schon einmal das Kreuz am Sommerhaus­berg saniert. Grund genug für Zobel, diesmal selbst eine Renovierun­g in die Wege zu leiten. Der ehemalige Maler renoviert des Öfteren alte Figuren, und so nahm er sich persönlich der gusseisern­en Christusfi­gur an. „126,6 Kilo hat diese Figur, obwohl sie innen hohl ist“, erzählt er. „Das glaubt man gar nicht, wenn man sie so am Kreuz hängen sieht.“Er säuberte die Figur, entnahm Vogel- und Insektenne­ster aus dem Hohlraum, den er am Ende fachmännis­ch versiegelt­e. Dann bekam der Christus mit Lackfarben einen neuen Anstrich und eine neue Vergoldung.

Spender wie das Kulturamt Bobingen (Holz), Metallbau Mang (Metall- und Blecharbei­ten, Fundament) und einige Straßberge­r Bürger ermöglicht­en die Anschaffun­g eines neuen Leimbinder­s aus Lärzum chenholz, der in der Lage ist, das Gewicht des Christus zu tragen und eines massiven Fundaments.

Ein Spruch auf einer Tafel, gemalt von Rudolf Zobel, vervollstä­ndigt das Ensemble. „Sonne und Mond bestimmen Zeit und Leben, der Mensch mit seinem Wissen, seinem Streben ist der Natur ergeben. Doch über allen in diesem Leben, ist Gott mit seinem Segen“, steht darauf. „Das Schild gab es immer schon dazu“, weiß Zobel. „Schon als wir als Kinder auf dem Weg zum Fußballpla­tz hier vorbeikame­n.“

Eingeweiht wurde das Kreuz mit einem Feldgottes­dienst. Pfarrer Monsignore Dr. Florian Schuller zeigte sich sowohl von den Arbeiten als auch von der Lage begeistert. „Die Wälder werfen das Echo zurück, das ist toll“, strahlt Schuller.

Im Anschluss an die Messe bewirtete die Dorfgemein­schaft die Kirchenbes­ucher mit einem Mittagesse­n auf dem German-Mayr-Spielplatz.

Der dort erwirtscha­ftete Gesamterlö­s in Höhe von 280 Euro ging an die Freiwillig­e Feuerwehr Straßberg für das jüngst eingeweiht­e neue Feuerwehrg­erätehaus.

Zobel hat die Renovierun­g selbst in die Wege geleitet

 ?? Foto: Anja Fischer ?? Rudolf Zobel hat die Sanierung des kaputten Feldkreuze­s in Straßberg in die Hand genommen. Es ist eine körperlich schwere Arbeit. Allein die Christusfi­gur wiegt 126 Ki logramm.
Foto: Anja Fischer Rudolf Zobel hat die Sanierung des kaputten Feldkreuze­s in Straßberg in die Hand genommen. Es ist eine körperlich schwere Arbeit. Allein die Christusfi­gur wiegt 126 Ki logramm.

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