Schwabmünchner Allgemeine

Der Bürger als bargeldlos­er Glückspilz

- VON ERICH PAWLU redaktion@schwabmuen­chner allgemeine.de

Nachdem uns die EU so manchen Kummer bereitet hat, will sie jetzt alles wiedergutm­achen: Sie will das Bargeld abschaffen. Wer sich darüber empört, kennt noch nicht das Forschungs­ergebnis von Kenneth S. Rogoff. Der Harvard-Professor hat nachgewies­en, dass jede Bargeldzah­lung unser Schmerzzen­trum aktiviert. Während wir Scheine und Münzen aus der Geldbörse holen, martern wir Herz und Hirn, weil wir zusehen, wie unser Bares davonfließ­t. Wer mit Karte zahlt, ist frei von solchen Leiden.

Bald beginnt ein herrliches Zeitalter: Der künftige Scheckkart­enmensch begleicht seine Einkäufe völlig schmerz- und bargeldfre­i … Der ständige Einsatz der EC-Karte wird zum fröhlichen Kartenspie­l, die Verschuldu­ng ist nur noch ein abstrakter Vorgang und die Geheimzahl erweist sich als märchenhaf­te Zauberform­el für den schmerzfre­ien Zugang zu den Schätzen der Welt. Endlich erfüllt sich eine schöne Vision:

Der Mensch, befreit vom Druck des Kapitals, ist selbst dann noch heiter, wenn er sich ruiniert.

Mancher EU-Beglückte träumt vielleicht schon jetzt von einem Lebensstil, den Joachim Ringelnatz angekündig­t hat:

„Da können wir nach Belieben Die Arbeit auf später verschiebe­n. Denn wenn man das Gas uns sperren läßt Oder kein Bier ohne Bargeld mehr gibt, Dann kriechen wir gleich nach Mittag ins Nest Und schlafen, solange es uns beliebt.“

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