Der Bürger als bargeldloser Glückspilz
Nachdem uns die EU so manchen Kummer bereitet hat, will sie jetzt alles wiedergutmachen: Sie will das Bargeld abschaffen. Wer sich darüber empört, kennt noch nicht das Forschungsergebnis von Kenneth S. Rogoff. Der Harvard-Professor hat nachgewiesen, dass jede Bargeldzahlung unser Schmerzzentrum aktiviert. Während wir Scheine und Münzen aus der Geldbörse holen, martern wir Herz und Hirn, weil wir zusehen, wie unser Bares davonfließt. Wer mit Karte zahlt, ist frei von solchen Leiden.
Bald beginnt ein herrliches Zeitalter: Der künftige Scheckkartenmensch begleicht seine Einkäufe völlig schmerz- und bargeldfrei … Der ständige Einsatz der EC-Karte wird zum fröhlichen Kartenspiel, die Verschuldung ist nur noch ein abstrakter Vorgang und die Geheimzahl erweist sich als märchenhafte Zauberformel für den schmerzfreien Zugang zu den Schätzen der Welt. Endlich erfüllt sich eine schöne Vision:
Der Mensch, befreit vom Druck des Kapitals, ist selbst dann noch heiter, wenn er sich ruiniert.
Mancher EU-Beglückte träumt vielleicht schon jetzt von einem Lebensstil, den Joachim Ringelnatz angekündigt hat:
„Da können wir nach Belieben Die Arbeit auf später verschieben. Denn wenn man das Gas uns sperren läßt Oder kein Bier ohne Bargeld mehr gibt, Dann kriechen wir gleich nach Mittag ins Nest Und schlafen, solange es uns beliebt.“