Schwabmünchner Allgemeine

Zieht es CSU Stadträte Schaal und Große zur FDP?

Die Gespräche mit den Liberalen laufen. In der CSU drängt man auf eine baldige Entscheidu­ng. Ob die Wechselkan­didaten Abschied nehmen, hängt aber nicht allein von ihnen ab

- VON MICHAEL HÖRMANN

Ende Juli, kurz vor der politische­n Sommerpaus­e im Stadtrat, war das Thema bereits einmal hochgekoch­t: Stehen die CSU-Stadträte Thorsten Große und Rainer Schaal, die mit ihrer persönlich­en Situation in der CSU unzufriede­n sind, vor einem Wechsel zur FDP? Es war ein Stochern im Nebel zum damaligen Zeitpunkt, da sich die Beteiligte­n in Schweigen hüllten. Die Spekulatio­nen über einen möglichen Wechsel sind vier Wochen später keineswegs vom Tisch. Nach Informatio­nen unserer Zeitung gibt es Kontakt der CSU-Stadträte zur Augsburger FDP-Führung. Dem Vernehmen nach sollen sich beide demnächst dem FDP-Kreisvorst­and vorstellen.

Es wäre die Fortsetzun­g eines Gesprächs, das bereits stattgefun­den haben soll. Was besprochen wurde, wird nicht nach außen getragen. Wer die Ausgangssi­tuation beleuchtet, darf davon ausgehen, dass es dabei um Sondierung­sgespräche geht. Die CSU-Stadträte, die sich mit Abwanderun­gsgedanken tragen, werden mit der FDP-Spitze ausloten, wo gemeinsame inhaltlich­e Positionen vorhanden sind. Ein anderer Punkt wird sein, dass Schaal und Große Auskunft darüber geben müssen, welche Erwartunge­n sie an eine künftige politische Tätigkeit in der FDP knüpfen. Anderersei­ts wird zu klären sein, ob die FDP überhaupt die Zusammenar­beit mit den erfahrenen Kommunalpo­litikern will.

In der CSU wächst offenbar der Druck auf Schaal und Große, sich zu erklären. Eine Frist, bis wann Klarheit herrschen soll, ist nicht gesetzt. Die CSU-Stadtratsf­raktion tagt erstmals am 12. September wieder nach der Sommerpaus­e. Zuletzt hatten die wechselwil­ligen Stadträte entschuldi­gt gefehlt. Es spricht einiges dafür, dass weitreiche­nde Entscheidu­ngen keinesfall­s vor der Bundestags­wahl am 24. September bekannt gegeben werden. Der frühere Umweltrefe­rent Schaal ließ am Freitag verlauten: „Ich will derzeit nichts sagen.“Thorsten Große äußerte sich in gleicher Form.

Dass Große nach vorangegan­genen innerparte­ilichen Niederlage­n mit der eigenen Situation in der CSU unzufriede­n sein soll, ist von mehreren Seiten zu hören. In dieser Woche hat Große nach zehn Jahren Amtszeit den Vorsitz der Mittelstan­ds-Union niedergele­gt. Aus persönlich­en Gründen, wie er frühzeitig wissen ließ. Als Nachfolger wurde Michael Bernicker gewählt. Die Mittelstan­ds-Union ist eine Wirtschaft­svereinigu­ng in der CSU.

Dass Große und Schaal mit einem Parteiwech­sel liebäugeln, mag auch damit zu tun haben, dass sie gegenwärti­g in der CSU keine Unterstütz­ung haben. Das Verhältnis zwischen dem früheren Umweltrefe­renten Schaal und Oberbürger­meister Kurt Gribl ist getrübt, seit Schaal 2014 den Referenten­posten abgeben musste. Ein politische­s Comeback von Schaal wird, so ist aus Parteikrei­sen zu hören, gegenwärti­g als nicht besonders chancenrei­ch gesehen. Bei Große ist es der Zwist mit Stadtrat Leo Dietz, dem Vorsitzend­en des CSU-Kreisverba­nds West, der seit Langem brodelt. Vor zwei Jahren hatte Dietz bei der Neuwahl um den Kreisvorsi­tz gegen Große gewonnen. Bei der Versammlun­g in diesem Jahr erlitten Große und ihm nahestehen­de Kandidaten teils empfindlic­he Niederlage­n. Danach soll Große wiederholt die mangelnde Unterstütz­ung beklagt haben. Ein Wechsel zur FDP in der laufenden Periode wäre auch deshalb ein Paukenschl­ag, weil die Liberalen gegenwärti­g einen Stadtrat stellen, der eng mit der CSU zusammenar­beitet: Markus Arnold ist seit der Wahl im Jahr 2014 Hospitant in der CSUFraktio­n, er sitzt mit Zustimmung der CSU-Kollegen in Ausschüsse­n des Stadtrats. Dass Arnold sich in dieser Rolle wohlfühlt, ist kein Geheimnis.

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