Schwabmünchner Allgemeine

Menschen bewirken viel mehr als Kameras

Noch vor wenigen Wochen drohte die Situation auf mehreren Plätzen in der Stadt zu entgleisen. Dank Ordnungsdi­enst und Polizei ist es nun deutlich besser. Was man aus diesem Erfolg lernen muss

- VON JÖRG HEINZLE joeh@augsburger allgemeine.de

Natürlich haben sich die Probleme nicht in Luft aufgelöst. Auch in dieser Woche gab es wieder Vorfälle, die kein besonders gutes Licht auf die öffentlich­en Plätze in der Stadt werfen. Am Königsplat­z wurde ein Passant von einer Frau aus der Trinkersze­ne massiv beleidigt. Der Grund dafür war: Der Mann hatte es „gewagt“, einen Trinker, der einfach in den Park pinkelte, auf sein Verhalten anzusprech­en. Am Rathauspla­tz mussten schon um die Mittagszei­t Polizei und Sanitäter anrücken, weil ein Mann so betrunken war, dass er sich fast nicht mehr auf den Beinen halten konnte.

Das sind Momentaufn­ahmen. Fälle, die es, so bedauerlic­h das auch sein mag, immer geben wird. Wer die Situation auf den Plätzen in der Innenstadt aber über die vergangene­n Wochen und Monate hinweg beobachtet hat, der kommt zu einem erfreulich­en Ergebnis. Im Frühjahr und Frühsommer häuften sich die unschönen Szenen. Es waren keine schweren Straftaten, sondern – für sich betrachtet – eher Kleinigkei­ten. Lärm, Dreck, Scherben, beiläufige Drogengesc­häfte, Streiterei­en unter jungen Migranten und in der Trinkersze­ne. Doch die Häufung sorgte dafür, dass das Sicherheit­sgefühl vieler Passanten auf den Plätzen litt. Zumindest fühlte man sich eher nicht dazu verleitet, auf den teils für eine Menge Geld neu gestaltete­n Plätzen zu verweilen.

Inzwischen zeigt sich aber: Die Stadt hat ganz offensicht­lich erfolgreic­h gegengeste­uert. Eine Abwärtsspi­rale, die noch vor wenigen Wochen zumindest drohte, kam nicht in Gang. Im Gegenteil. Die Aufenthalt­squalität auf den Plätzen ist wieder deutlich besser. Das heißt nicht, dass nun einzelne Gruppen komplett vertrieben worden sind. Nach wie vor gibt es die Trinkersze­ne am Kö. Auch junge Migranten versammeln sich hier weiterhin. Auf dem Rathauspla­tz sitzen noch immer Menschen, die das ein oder andere Bier trinken. Auch Müll bleibt dabei noch immer zurück. All das wirkt aber nicht mehr so massiv. Die Stimmung wirkt friedliche­r, die Lage hat sich spürhend bar entspannt – das sieht man auch bei der Innenstadt-Polizei und im Ordnungsre­ferat der Stadt so.

Es war ein Bündel von Maßnahmen, mit dem die Stadt reagiert hat. Der städtische Ordnungsdi­enst zeigte sich verstärkt an den Plätzen und sprach die Menschen, die sich danebenben­ommen haben, direkt an. Dazu waren die Streetwork­er des Stadtjugen­drings vorüberge- vor allem in der Innenstadt unterwegs. Begleitet wurde das von einer Medienkamp­agne der Stadt, mit den öffentlich­en Plätzen doch bitte sorgsam umzugehen. Vor allem am Königsplat­z, wo es die meisten Streiterei­en und Auseinande­rsetzungen gab, ließ sich auch die Polizei deutlich öfter blicken. Die Streifen fuhren den Platz besonders häufig an. Interessan­t wird sein, inwiefern sich die Beruhigung der Situation auf die Debatte um eine Videoüberw­achung am Königsplat­z auswirkt. Die Polizei hatte angekündig­t, die Entwicklun­g über den Sommer hinweg noch abzuwarten und dann eine Entscheidu­ng darüber zu treffen, ob hier künftig mitgefilmt werden soll oder nicht. Die Frage, ob die Kameras nun überhaupt noch nötig sind, wird sich dabei wohl stellen.

Die positive Entwicklun­g der vergangene­n Wochen zeigt aber ohnehin: Die Wirkung von Kameras wird vermutlich überschätz­t. Sie können sicherlich dabei helfen, Straftaten, die sich ereignet haben, aufzukläre­n. Der Abschrecku­ngsEffekt dagegen ist wohl nicht so groß. Viel mehr bewirkt die Präsenz von Polizisten und städtische­n Ordnungskr­äften. Es geht dabei nicht in erster Linie um Strafe. Oft reicht schon ein freundlich­er Hinweis oder eine Ermahnung, um das Verhalten zu ändern. Doch Personal kostet Geld. Der Stadtrat hat den Ordnungsdi­enst zuletzt bereits aufgestock­t. Um einen weiteren, deutlichen Ausbau wird die Politik nicht herumkomme­n, wenn sie den gesellscha­ftlichen Frieden auf den Plätzen weiter erhalten will.

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Foto: Silvio Wyszengrad Polizei und Ordnungsdi­enst waren zuletzt häufig auf den Augsburger Plätzen, hier am Rathauspla­tz, anzutreffe­n. Das hat die Situation entspannt.
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