Horvath hat Zukunft Routine Ballerei
Deutschland versucht sich mit Mut am Mode-Genre der düsteren Utopie Ryan Reynolds und Samuel L. Jackson spielen nebeneinander her
Nur Erfolg und Effizienz zählen, Konkurrenz und Klassen bestimmen die Gesellschaft. Die Jugendlichen Zach, Nadesh und Titus gehören bereits zur Elite. In einem ZeltCamp sollen sie ihre Fähigkeiten beweisen und möglichst viele Punkte sammeln, um für die Uni ausgewählt zu werden. Ein gnadenloser Wettkampf mit Showdown und Mord beginnt.
Nacheinander wird der Film aus Sicht der drei Protagonisten erzählt. Eine Schlüsselrolle kommt einem Lehrer zu (Fahri Yardim), der die bösen Dinge zwar durchschaut, aber trotzdem mitmacht. Der Film „Jugend ohne Gott“des Schweizer Regisseurs Alain Gsponer („Heidi“) entwirft eine düstere Vision. Zugleich ist er ein Krimi mit nur einem kleinen Funken Hoffnung. Der Plot beruht auf dem Antikriegsroman von Ödön von Horváth (1901 1938).
„Jugend ohne Gott“ist hochkarätig besetzt, die Schauspieler (Alicia von Rittberg, Jannis Niewöhner, Emilia Schüle, Anna Maria Mühe, Jannik Schümann) überzeugen, ebenso die Ästhetik. Dem fast zweistündigen Film hätte aber eine gewisse Straffung gutgetan. Die aufgeworfenen Fragen sind von zeitloser Aktualität: Wer wird in der Gesellschaft akzeptiert? Kommt es nur auf Leistung und Erfolg an? Was ist wirklich wichtig?
Allzu weit in der Zukunft finde die erzählte Geschichte gar nicht statt, meint Regisseur Gsponer zu seinem Streifen, „dort haben wir inzwischen eine ganz klare Verliererund Gewinner-Gesellschaft. Der Mittelstand existiert quasi nicht mehr, und entweder man schafft es oder man schafft es nicht. Das Herunterfallen ist sehr leicht, das Aufsteigen hingegen sehr schwierig. Das sind durchaus gesellschaftliche Vorgänge, die schon jetzt stattfinden.“
(1 Std. 54 Min.), Drama, Deutschland, 2017
**** * Schon in seinem letzten Film „The Expedables 3“hat Regisseur Patrick Hughes gezeigt, wie Starpower und Actiongetöse zum Erfolg führen und man auf lästige Details wie schlüssiges Drehbuch und sinnvolle Plotkonstruktion verzichten kann. Mit „Killer’s Bodyguard“bleibt er bei dieser Rezeptur, auch wenn sich die Rekrutierung hier auf zwei Stars beschränkt: Ryan Reynolds („Deadpool“) spielt den Bodyguard Michael Bryce, der als einer der Besten seiner Zunft gilt – bis ein schutzbefohlener japanischer Waffenhändler vor seinen Augen erschossen wird. Nun muss sich Michael mit niederwertiger Kundschaft herumschlagen – bis ihn die Ex-Geliebte und Interpol-Agentin Amelia (Elodie Yung) um Hilfe bittet: Er möge den Killer Darius Kinkaid (Samuel L. Jackson) von England zum Internationalen Gerichtshof Den Haag bringen, wo dieser gegen einen völkermordenden, weißrussischen Diktator (Gary Oldman) aussagen soll. Dieser wiederum unterhält eine Legion von Söldnern, die bis dato alle Zeugen der Anklage erfolgreich eliminiert haben.
Somit sind die Gleise verlegt für einen klassischen Action-Film, in dem sich die Hauptakteure kreuz und quer durch europäische Filmförder-Länder ballern. Michael ist ein professioneller Kontroll-Freak, Darius hingegen von eher impulsiver Natur. Damit ist die Figurencharakterisierung auch schon abgeschlossen.
Für Vollprofis wie Reynolds und Jackson bietet Tom O’Connors Drehbuch zu wenig Futter. Die beiden spielen eher nebeneinander her. Es fehlt an Chemie, was auch ein steter Fluss von Verfolgungsjagden nicht wettmachen kann. Einzig ein paar Kurzauftritte von Salma Hayek als Darius’ temperamentvolle Gattin ragen aus diesem inspirationsarmen Routinewerk heraus.
(1 Std. 58 Min.), Actionkomödie, USA, 2017
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