Wie soll das in unsere Köpfe?
Um den Aberwitz, der den Fußball und damit auch die Welt umtreibt, zu belegen, muss man nicht immer Millionentransfers anführen. Es genügt manchmal der Blick ins Morgenmagazin des chilenischen Fernsehsenders Canal 13. Chile, das muss man wissen, verehrt den Fußballer Arturo Vidal als göttliche Dreifaltigkeit. Jedes neue Tattoo des Auserwählten ist den Kanälen dort eine Sondersendung wert. Im vorliegenden Fall ging es um einen kolportierten CasinoBesuch des FC-Bayern-Legionärs, der morgens um sieben mit einem Polizeieinsatz endete, weil Familie und Freunde Vidals in den zwölf angemieteten Räumen der Spielhölle angeblich unsachgemäß mit dem Mobiliar umgegangen waren.
Das ist nichts, was Vidal-Kenner beunruhigen müsste oder gar ein Beleg für den Aberwitz in der Welt wäre. Anders verhält es sich mit der Sendung. Man werde gleich über den unmittelbar bevorstehenden Nuklearkrieg sprechen, hatte der Moderator angekündigt, aber erst mal müsse man darüber reden, was Arturo Vidal passiert sein soll. Schließlich, das immerhin hat er nicht gesagt, wisse man ja nicht, ob später noch Zeit dafür ist.
Arturo hält sich anlässlich der WM-Qualifikationsspiele Chiles gerade in seiner Heimat auf. Wenn ihn nicht noch bis heute Abend, 18 Uhr, ein katarischer Scheich als Spielgenossen für die örtliche Kita verpflichtet, wird Vidal nach München zurückkehren. Das ist allein deshalb erfreulich, weil einem bei den vielen Namen, die momentan durchs Transferfenster fliegen, der Schädel brummt. Will ja alles gelernt, memoriert und gespeichert werden, um sich in Expertenrunden keine Blöße zu geben. Das geht noch bei Spielern, die neu im Geschäft sind. Tim Handwerker, 19, bisher Leverkusen, zukünftig Köln. Kann man sich merken.
Aber Benedikt Höwedes! Eine Karriere lang Schalke, jetzt Turin. Wie soll das in den Kopf?
Oder Thomas Müller. 17 Jahre FC Bayern. Lässt ihn Ancelotti fliegen, wenn sich im Winter das Transferfenster wieder öffnet? Der Italiener darf nicht trennen, was das Leben zusammengefügt hat. Glücklicherweise hat sich nun, angeführt von Matthias Sammer, eine Bewegung formiert, die Verbindung zu retten. Gestern ist sie in Stuttgart angekommen, wo die DFB-Spitze für Müllers Zukunft kämpft. Toller Einsatz!
Thomas Müller, Turin, Mailand oder Manchester – das brächte doch kein Mensch in den Kopf.