Das frühere Landleben soll erlebbar werden
Das Schwäbische Volkskundemuseum Oberschönenfeld modernisiert sein größtes Gebäude und sein Präsentationskonzept. Künftig werden Geschichten von Menschen die Geschichte der Heimat erzählen
Seit 1984 nutzt das Schwäbische Volkskundemuseum Gebäude des ehemaligen Klosterguts der Zisterzienserinnenabtei Oberschönenfeld mitten in den Westlichen Wäldern. Seither sind hier Exponate zu sehen, die Aspekte aus dem Leben und der Kultur in Schwaben über die Jahrhunderte hinweg zeigen. Doch demnächst wird ein Teil der Ausstellung geschlossen. Denn bis zum Sommer 2018 werden der ehemalige Ochsenstall umgebaut, die darin gezeigten Ausstellungen erneuert und durch moderne Präsentationsweisen ergänzt.
Nach gut 30 Jahren sahen der Bezirk Schwaben und das Museumsteam die Zeit für eine Modernisierung der einst vom früheren Museumsdirektor Prof. Hans Frei verantworteten Ausstellung gekommen. Bereits um das Jahr 2013 wurde der ehemalige Schaftstall für rund eine Million Euro umgebaut. Wurde dort zunächst eine Sammlung von Landmaschinen und Geräten aus alter Zeit präsentiert, entstand nun ein modernes Besucherzentrum, ein barrierefreier Servicebereich mit Kasse, Shop, Garderobe, Sitzgelegenheiten und einem Erfrischungsangebot mit Selbstbedienung.
Die Ausstellung im Besucherzentrum widmet sich drei Themenkomplexen. Der erste beschäftigt sich mit der seit gut 800 Jahren bestehenden Zisterzienserinnenabtei – der ältesten Deutschlands. Beim zweiten Themenkomplex bietet der „Museumskater Bernhard interaktive Einblicke hinter die Kulissen der Einrichtung. Und mit „Schwaben“befasst sich der dritte Ausstellungsabschnitt.
Vier Jahre später ist nun das größte der Museumsgebäude – der ehemalige Ochsen- und Pferdestall an der Reihe. Das Gebäude, in dem zwei Dauerausstellungen und immer wieder Sonderausstellungen gezeigt werden, wird ab 10. September umgebaut und ist dann für Besu- cher gesperrt. Die Ausstellungen in der Schwäbischen Galerie des Museums sowie im ehemaligen Schafstall, sowie das museumspädagogische Angebot im ehemaligen Hennenstall laufen aber wie gewohnt weiter.
Inklusive weiterer Umbauten zum Beispiel im Eingangsbereich des Ochsenstalls sowie einer neu konzipierten Beleuchtung für den gesamten Sonderausstellungsbereich wird mit Kosten in Höhe von knapp 2,4 Millionen Euro inklusive Zuschüsse gerechnet, sagt Museumsleitern Beate Spiegel.
Auch künftig sollen im Erdgeschoss Sonderausstellungen gezeigt werden. Neu wird allerdings die Dauerausstellung konzipiert. „Wohnen auf dem Land“ist seit 1991 im Obergeschoss untergebracht, „Bräuche durchs Jahr – Fest im Leben“ist bereits seit 13 Jahren im Dachgeschoss zu sehen. Nun soll alles neu werden: „Es wird nicht mehr der gesamte Bestand präsentiert, sondern es werden Exponate ausgewählt, die eine oder mehrere Geschichten erzählen“, erklärte Spiegel. Mehrere Leitthemen sollen die Ausstellung prägen.
Das erste Obergeschoss widmet sich dem „Leben in überlieferten Ordnungen“. Erstmals ist ein Drittel dieser Schau der „Lebenswelt Kloster“am Beispiel der gut 800 Jahre alten Zisterzienserinnenabtei Oberschönenfeld gewidmet. Ein zweiter Bereich im ersten Obergeschoss erläutert den Alltag von Frauen, Männern und Kindern im ländlichen Schwaben zwischen 1900 und dem Strukturwandel in den 1960er- und 1970er-Jahren.
Das umfasst unter anderem die starke Prägung des Lebens durch Tradition und Arbeit. Demonstriert werden soll überdies, wie sich ab etwa 1950 das Leben grundlegend veränderte, beispielsweise durch die Ausstattung der Wohngebäude mit Zentralheizung und Bädern. Anschaulich gemacht werden soll das Ganze auch in biografischen Stationen. Hier werden die Lebensgeschichten einer Störnäherin, einer Kleinbäuerin und eines Malermeisters präsentiert, Unternehmensgeschichten am Beispiel der Hoechst AG/Trevira in Bobingen erläutert. Die neue Ausstellung erzählt dann Geschichten aus Schwaben seit etwa dem Beginn des 19. Jahrhunderts bis heute. Dabei wird es Mitmachstationen geben und Präsentationen mithilfe moderner Medien wie Film- oder Toneinblendungen.
Zudem werden Brandschutz und Energietechnik angepasst. Eine gezielte LED-Beleuchtung löst alte Glühbirnen und Strahler ab. Wiedereröffnet werden soll der „neue“Ochsenstall vor den Sommerferien 2018.
Unabhängig von diesen Umbauarbeiten direkt im Volkskundemuseum plant der Bezirk im nahegelegenen historischen Weiherhof ein neues Depot, in dem das Museum sein Archiv einrichten kann.