Zwei Rentner mit altem Hobby
Ewald Schiegg und Franz Perzl schrauben seit Jahren an ihren alten Motorrädern herum, obwohl sie nicht alle fahren. Die Oldtimer-Ausstellung in Klosterlechfeld ist beim Hobby- und Handwerkermarkt der Höhepunkt
Die Kommunalpolitik war sein Hobby, mehr als 30 Jahre lang war Ewald Schiegg aus Klosterlechfeld im Gemeinderat tätig. Erst 2014 ging er in den politischen Ruhestand. Doch rastlos ist Schiegg deshalb noch lange nicht. Eine weitere große Leidenschaft des inzwischen 79-Jährigen sind seine Motorräder. Aber keine gewöhnlichen Maschinen, sondern Oldtimer. Zehn Stück nennt Schiegg inzwischen sein eigen. Sie alle wird er am Sonntag beim Hobby- und Handwerkermarkt rund um die Klosterlechfelder Wallfahrtskirche Maria Hilf ausstellen. Die Oldtimer-Ausstellung organisiert Schiegg zusammen mit dem 74-jährigen Franz Perzl seit vielen Jahren.
Die beiden rüstigen Rentner erinnern sich noch gut daran, wie alles begann. Der damalige Marktleiter Georg Haller sprach sie an, ob man die Veranstaltung durch eine Oldtimer-Ausstellung nicht ein bisschen attraktiver gestalten könne. Und die beiden Oldtimerfans sagten sofort zu. Seitdem gehören Schiegg und Perzl fast schon zum Inventar des Marktes – genau wie ihren Maschinen, mit denen sie besondere Erinnerungen verknüpfen.
Perzl wird seine drei Zweiräder ausstellen: eine Triumph 250 von 1951, eine BMW R25/2 aus dem Jahr 1952 sowie eine Sachs Panther, Baujahr 1955. Mit den ersten beiden ist Perzl regelmäßig unterwegs, nur die Panther ist stillgelegt. Mit diesem Moped fing seine Leidenschaft für Oldtimer an. Der gelernte KfzMechaniker erhielt sie von einem Bekannten, um sie wieder fahrtüchtig zu machen. „Die war komplett Schrott“, sagt Perzl. Er zerlegte das Moped, schliff alle Teile ab, lackierte sie selbst neu und besorgte ein paar Ersatzteile. Danach baute er sie wieder zusammen. Sechs Monate hat die Reparatur gedauert. „Ich habe meinem Bekannten dann gesagt, dass er sie nicht mehr bekommt“, sagt Perzl und lacht.
Schiegg macht eine 40 Jahre lange Pause
Ewald Schiegg ist schon seit Kindesalter mit dem „Zweirad-Virus“infiziert. Im Geschäft seines Vaters wurden Fahrräder und Mopeds verkauf. „Als Jugendlicher half ich dort oft beim Reparieren“, sagt Schiegg. Motorräder haben ihn schon damals gereizt, aber er fuhr nur, bis er 19 war. Aus Sorge um seine Familie sowie den eigenen Betrieb – falls ihm schwerer Unfall passiert – hörte er mit seinem geliebten Hobby auf. Und zwar für mehr als 40 Jahre. Dann sah er ein Motorrad, das ihn an seine Jugend erinnerte und ihm wurde klar: „Ich möchte wieder ein Motorrad.“Doch bei einem einzigen ist es nicht geblieben.
In den vergangenen 15 Jahren hat Schiegg zehn Motorräder gekauft und aufwendig restauriert. Die meisten Maschinen seien beim Kauf in einem jämmerlichen Zustand gewesen, dafür aber preiswert, sagt Schiegg und lacht. Bis zu einem Jahr lang schraubte er an den Motorrädern, bis er mit der Optik und dem Fahrgefühl zufrieden war. Schieggs Fuhrpark wird aber nicht noch größer werden, das steht für den 79-Jährigen fest: „Die meisten Menschen in meinem Alter verkaufen eher die Fahrzeuge. Ich möchte sie aber behalten.“Dass er sich eines Tages beispielsweise von seiner Victoria Avanti aus dem Jahr 1959 trennen müsste, kann sich Schiegg nicht vorstellen. Denn den „Traum aller Jugendlichen“restaurierte er von Grund auf und ihr „italienisches Flair“sagt ihm noch immer zu. Dabei fährt der 79-Jährige gar nicht mehr all seine Maschinen. „Auf einige passe ich schon alleine wegen meiner Statur nicht mehr drauf“, sagt Schiegg.
Nicht schneller als mit 70 Stundenkilometern unterwegs
Er und Perzl unternehmen regelmäßig gemeinsame Fahrten auf ihren Motorrädern. Dabei fahren sie auf Nebenstraßen und genießen die Landschaft. Schneller als 70 Stundenkilometer sind sie eigentlich nie unterwegs; schließlich ist der Weg das Ziel, sind sich die beiden einig. Damit Perzl überhaupt mit seinen beiden Oldtimern fahren darf, musste er extra einen Motorradfühein rerschein machen – im Alter von 65 Jahren. „Der Fahrlehrer hat sich gefreut, dass er endlich mal einen Fahrschüler hatte, der älter war als er selbst“, sagt Perzl.
Zum Oldtimer-Treffen am Sonntag erwarten die beiden Organisatoren rund 80 Fahrzeuge: Von Mopeds, Motorrädern über Autos und neuerdings auch Traktoren ist alles dabei. Schiegg und Perzl weisen den Teilnehmern die besten Plätze zu, verteilen Infozettel für die Fahrzeuge und beantworten den großen und kleinen Besuchern viele Fragen. Eine Sorge haben die Organisatoren dennoch: das Wetter. Es sollte nicht zu heiß sein, aber auch nicht regnen. Zweimal schon ist die Ausstellung deshalb ausgefallen, ein drittes Mal soll das vermieden werden.
Neben der Oldtimer-Ausstellung bieten jedes Jahr zahlreiche Fieranten aus der Umgebung vor der schmucken Barockkirche Maria Hilf ihr vielfältiges Warenangebot beim Hobby- und Handwerkermarkt an. Am Sonntag, 3. September, gibt es von 10 bis 18 Uhr ein reichhaltiges Angebot an den Marktbuden – Geschenkartikel, Kunst- und Töpferware, Edelstein- und Glaskreationen, Heim- und Gartendeko, Holzund Strickarbeiten.
Daneben gibt es Kräuter, Gewürze, Marmelade, Kerzen und noch einiges mehr. Essen und Getränke verkauft unter anderem der Faschingsverein Lecharia, den Kaffeeund Kuchenverkauf übernimmt die Freiwillige Feuerwehr Klosterlechfeld.
Okönnen ihren Old timer – egal ob Auto, Motorrad oder landwirtschaftliche Maschine – am Sonn tag, 3. September, ohne Voranmeldung zur Schau stellen. Ab 9 Uhr sind Ewald Schiegg und Franz Perzl vor Ort und weisen die Fahrzeuge ein.