Schwabmünchner Allgemeine

Zwei Rentner mit altem Hobby

Ewald Schiegg und Franz Perzl schrauben seit Jahren an ihren alten Motorräder­n herum, obwohl sie nicht alle fahren. Die Oldtimer-Ausstellun­g in Klosterlec­hfeld ist beim Hobby- und Handwerker­markt der Höhepunkt

- VON MICHAEL LINDNER Klosterlec­hfeld Oldtimer Freunde

Die Kommunalpo­litik war sein Hobby, mehr als 30 Jahre lang war Ewald Schiegg aus Klosterlec­hfeld im Gemeindera­t tätig. Erst 2014 ging er in den politische­n Ruhestand. Doch rastlos ist Schiegg deshalb noch lange nicht. Eine weitere große Leidenscha­ft des inzwischen 79-Jährigen sind seine Motorräder. Aber keine gewöhnlich­en Maschinen, sondern Oldtimer. Zehn Stück nennt Schiegg inzwischen sein eigen. Sie alle wird er am Sonntag beim Hobby- und Handwerker­markt rund um die Klosterlec­hfelder Wallfahrts­kirche Maria Hilf ausstellen. Die Oldtimer-Ausstellun­g organisier­t Schiegg zusammen mit dem 74-jährigen Franz Perzl seit vielen Jahren.

Die beiden rüstigen Rentner erinnern sich noch gut daran, wie alles begann. Der damalige Marktleite­r Georg Haller sprach sie an, ob man die Veranstalt­ung durch eine Oldtimer-Ausstellun­g nicht ein bisschen attraktive­r gestalten könne. Und die beiden Oldtimerfa­ns sagten sofort zu. Seitdem gehören Schiegg und Perzl fast schon zum Inventar des Marktes – genau wie ihren Maschinen, mit denen sie besondere Erinnerung­en verknüpfen.

Perzl wird seine drei Zweiräder ausstellen: eine Triumph 250 von 1951, eine BMW R25/2 aus dem Jahr 1952 sowie eine Sachs Panther, Baujahr 1955. Mit den ersten beiden ist Perzl regelmäßig unterwegs, nur die Panther ist stillgeleg­t. Mit diesem Moped fing seine Leidenscha­ft für Oldtimer an. Der gelernte KfzMechani­ker erhielt sie von einem Bekannten, um sie wieder fahrtüchti­g zu machen. „Die war komplett Schrott“, sagt Perzl. Er zerlegte das Moped, schliff alle Teile ab, lackierte sie selbst neu und besorgte ein paar Ersatzteil­e. Danach baute er sie wieder zusammen. Sechs Monate hat die Reparatur gedauert. „Ich habe meinem Bekannten dann gesagt, dass er sie nicht mehr bekommt“, sagt Perzl und lacht.

Schiegg macht eine 40 Jahre lange Pause

Ewald Schiegg ist schon seit Kindesalte­r mit dem „Zweirad-Virus“infiziert. Im Geschäft seines Vaters wurden Fahrräder und Mopeds verkauf. „Als Jugendlich­er half ich dort oft beim Reparieren“, sagt Schiegg. Motorräder haben ihn schon damals gereizt, aber er fuhr nur, bis er 19 war. Aus Sorge um seine Familie sowie den eigenen Betrieb – falls ihm schwerer Unfall passiert – hörte er mit seinem geliebten Hobby auf. Und zwar für mehr als 40 Jahre. Dann sah er ein Motorrad, das ihn an seine Jugend erinnerte und ihm wurde klar: „Ich möchte wieder ein Motorrad.“Doch bei einem einzigen ist es nicht geblieben.

In den vergangene­n 15 Jahren hat Schiegg zehn Motorräder gekauft und aufwendig restaurier­t. Die meisten Maschinen seien beim Kauf in einem jämmerlich­en Zustand gewesen, dafür aber preiswert, sagt Schiegg und lacht. Bis zu einem Jahr lang schraubte er an den Motorräder­n, bis er mit der Optik und dem Fahrgefühl zufrieden war. Schieggs Fuhrpark wird aber nicht noch größer werden, das steht für den 79-Jährigen fest: „Die meisten Menschen in meinem Alter verkaufen eher die Fahrzeuge. Ich möchte sie aber behalten.“Dass er sich eines Tages beispielsw­eise von seiner Victoria Avanti aus dem Jahr 1959 trennen müsste, kann sich Schiegg nicht vorstellen. Denn den „Traum aller Jugendlich­en“restaurier­te er von Grund auf und ihr „italienisc­hes Flair“sagt ihm noch immer zu. Dabei fährt der 79-Jährige gar nicht mehr all seine Maschinen. „Auf einige passe ich schon alleine wegen meiner Statur nicht mehr drauf“, sagt Schiegg.

Nicht schneller als mit 70 Stundenkil­ometern unterwegs

Er und Perzl unternehme­n regelmäßig gemeinsame Fahrten auf ihren Motorräder­n. Dabei fahren sie auf Nebenstraß­en und genießen die Landschaft. Schneller als 70 Stundenkil­ometer sind sie eigentlich nie unterwegs; schließlic­h ist der Weg das Ziel, sind sich die beiden einig. Damit Perzl überhaupt mit seinen beiden Oldtimern fahren darf, musste er extra einen Motorradfü­hein rerschein machen – im Alter von 65 Jahren. „Der Fahrlehrer hat sich gefreut, dass er endlich mal einen Fahrschüle­r hatte, der älter war als er selbst“, sagt Perzl.

Zum Oldtimer-Treffen am Sonntag erwarten die beiden Organisato­ren rund 80 Fahrzeuge: Von Mopeds, Motorräder­n über Autos und neuerdings auch Traktoren ist alles dabei. Schiegg und Perzl weisen den Teilnehmer­n die besten Plätze zu, verteilen Infozettel für die Fahrzeuge und beantworte­n den großen und kleinen Besuchern viele Fragen. Eine Sorge haben die Organisato­ren dennoch: das Wetter. Es sollte nicht zu heiß sein, aber auch nicht regnen. Zweimal schon ist die Ausstellun­g deshalb ausgefalle­n, ein drittes Mal soll das vermieden werden.

Neben der Oldtimer-Ausstellun­g bieten jedes Jahr zahlreiche Fieranten aus der Umgebung vor der schmucken Barockkirc­he Maria Hilf ihr vielfältig­es Warenangeb­ot beim Hobby- und Handwerker­markt an. Am Sonntag, 3. September, gibt es von 10 bis 18 Uhr ein reichhalti­ges Angebot an den Marktbuden – Geschenkar­tikel, Kunst- und Töpferware, Edelstein- und Glaskreati­onen, Heim- und Gartendeko, Holzund Strickarbe­iten.

Daneben gibt es Kräuter, Gewürze, Marmelade, Kerzen und noch einiges mehr. Essen und Getränke verkauft unter anderem der Faschingsv­erein Lecharia, den Kaffeeund Kuchenverk­auf übernimmt die Freiwillig­e Feuerwehr Klosterlec­hfeld.

Okönnen ihren Old timer – egal ob Auto, Motorrad oder landwirtsc­haftliche Maschine – am Sonn tag, 3. September, ohne Voranmeldu­ng zur Schau stellen. Ab 9 Uhr sind Ewald Schiegg und Franz Perzl vor Ort und weisen die Fahrzeuge ein.

 ?? Foto: Michael Lindner ?? Ewald Schiegg (links mit seiner Victoria Avanti) und Franz Perzl (sitzend auf seiner BMW R25/2) organisier­en gemeinsam die Oldtimer Ausstellun­g auf dem Klosterlec­hfelder Hobby und Handwerker­markt. Damit bringen sie ihre eigene Faszinatio­n anderen nahe.
Foto: Michael Lindner Ewald Schiegg (links mit seiner Victoria Avanti) und Franz Perzl (sitzend auf seiner BMW R25/2) organisier­en gemeinsam die Oldtimer Ausstellun­g auf dem Klosterlec­hfelder Hobby und Handwerker­markt. Damit bringen sie ihre eigene Faszinatio­n anderen nahe.
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